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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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über mich zu schreiben. Ihr war das Buch völlig egal, wahrscheinlich hatte sie es auch gar nicht gelesen. Hauptsache, Skandale schaffen. Das ist die Art von Journalismus, die ich zum Kotzen finde.
     
    Leider ist das nicht die einzige negative Reaktion, die ich aus meinem Heimatland zu hören, zu lesen und zu spüren bekam.

Hass – die Zweite
    I ch werde Dich persönlich suchen, finden und dann nach Dachau schicken, denn da gehörst Du hin!«
     
    Schlimmer als das konnte es mit den Anfeindungen, die ich im Internet über mich lesen musste, nicht werden. Diesen Satz zu lesen tat weh. Machte mich wütend – und sehr traurig. Leider blieb der Verfasser dieser Nachricht anonym. Der fehlerfreien polnischen Sprache und seinem Usernamen nach zu urteilen aber kam er aus Polen. Das war bitter. Und in einer gewissen Weise auch wieder interessant. Interessant, weil ich nicht geglaubt hätte, dass ich vor allem meine Landsleute so gegen mich aufbringen würde. Und ich mich fragte, warum ich so viel Hass hervorrief. Besonders bei Polen. Wenn die Deutschen mich anfeinden würden, weil ich ihre »schmutzigen Geheimnisse« lüfte, hätte ich das noch nachvollziehen können.
    Aber was hatten einige meiner Landsleute denn für ein Problem mit mir?
     
    Ich erinnere mich, dass ich in der Zeit unmittelbar vor und nach der Veröffentlichung von Unter deutschen Betten jeden Tag ins Internet ging und checkte, ob es neue Berichte, Artikel, Kritiken oder sonstige Einträge über mich gab. Nach und nach verlor ich nicht nur den Überblick, sondern auch die Lust daran. Zu viele Verrisse, Verunglimpfungen, Beleidigungen. Vor allem aus Polen und von polnischen Landsleuten, die in Deutschland lebten. Die Anonymität des Internets, so scheint mir, ermöglicht es einigen sehr schwachen Menschen, ihre dunkelsten Seiten gefahrlos zu präsentieren.
    In polnischen Internetforen fand ich unter anderem (von mir ins Deutsche übersetzt):
     
    »Was will die Schlampe denn in Deutschland, wenn ihr es hier gar nicht gefällt?«
     
    »Ich bin auch schon zwei Jahre hier, und mir gefällt es! Diese undankbare Nutte …«
     
    »Geldgeile Hure!«
     
    »Die Sau würde doch alles für Geld machen …«
     
    Anfangs machte es mich rasend, zu sehen, wie gut mich Fremde zu kennen meinten, die noch nicht einmal meinen wahren Namen wussten. Nach einer Weile aber stumpfte ich ab und wurde nahezu immun gegen Anfeindungen aller Art. Ich konnte Mauern um mich herum errichten, um mich selbst zu schützen.
    Am besten abschalten konnte ich, wenn ich bei meinen Kunden putzte. Das war ein Stück Normalität für mich. Für den einen oder anderen Moment vergaß ich dann sogar, dass ich ein Buch geschrieben hatte.
     
    Auf den Boden der Tatsachen wurde ich aber dann immer wieder zurückgeholt, wenn ich nach Hause kam und mein Mann dabei war, das Internet nach neuen Einträgen über mich zu durchforsten. Manchmal überwog dann doch die Neugier, und ich fragte ihn nach neuen Ergebnissen. So wie auch dieses eine Mal, als er mir den Eintrag einer Deutschen auf meiner eigenen Website, die der Verlag und ich zusammen verwalten, vorlas:
     
    »Kein Wunder, dass die Männer dich so anmachen, wenn du dich anziehst wie eine Prostituierte. Kein Wunder, dass die Männer vor dir die Hosen runterlassen. Ich werde dein Buch auf keinen Fall kaufen.«
     
    Irgendwas an diesem Abend ließ die Mauer um mich herum bröckeln. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte den Wunsch, dieser Frau zu antworten. Ich hätte es lieber bleibenlassen sollen, doch ich konnte nicht widerstehen:
     
    »Du brauchst mein Buch nicht zu kaufen, denn es ist bereits ein Bestseller …«
     
    Bereits beim Anklicken des »Senden«-Buttons bereute ich es. Ich hatte mich hinreißen lassen, mich auf ein Niveau zu begeben, das ich nie erreichen wollte. Ich wünschte, ich wäre an diesem Abend ein wenig souveräner gewesen.
     
    Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung. Solange sie sachlich und begründet ist.
    Wenn ich nun Bilanz ziehe, so habe ich den Eindruck, dass mir fast alle Deutschen Respekt entgegenbrachten, selbst wenn ihnen das Buch oder der Umstand missfiel, dass ich früher unangemeldet gearbeitet habe. Die Kritik der Deutschen war immer äußerst sachlich, und ich konnte sie gut als »einfach eine andere Sichtweise« annehmen.
    Über einen Großteil meiner polnischen Landsleute hingegen kann ich das leider nicht sagen. Das hätte ich vorher keinesfalls angenommen. Ich wurde vor allem über das

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