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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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auf eine Ausnahme, alle gefasst bis positiv. Ich versicherte meinen Kunden, dass die Wahrung ihrer und meiner Identität bei mir höchste Priorität hätte und niemand je erfahren würde, wer in Wirklichkeit hinter den Geschichten steckte, die ich schrieb.
     
    Bei der besagten Ausnahme handelte es sich um ein Ehepaar. Herr und Frau Kellermann. Sie Juristin Ende fünfzig, er pensionierter Versicherungsmakler Anfang siebzig. Herr Kellermann war immer zu Hause, wenn ich zum Putzen kam. Sie meist auf der Arbeit. Er war nie so interessiert an meiner Anwesenheit und verdrückte sich meist in sein Arbeitszimmer. Dabei war er stets nett, schien aber im Haushalt nichts zu sagen zu haben. So vermied er Konflikte mit seiner Frau. Die Anweisungen erhielt ich von ihr, entweder auf einem Zettel oder per SMS.
    Wenn ich kam, begrüßte er mich und ging »Zeitung lesen«, meist mit einer Flasche Cognac in der Hand.
    »Aber nichts der Madame sagen«, wies er mich stets an.
    Irgendwie mochte ich ihn. Daher erfuhr Madame von mir auch nie etwas von seinen Frühschoppen. Nach dem Fernseh-Outing schickte ich Frau Kellermann eine SMS und fragte sie, ob sie bei meinem nächsten Erscheinen zufällig zu Hause wäre. Sie ließ mich wissen, dass sie gegen siebzehn Uhr nach Hause käme und ich ja ein wenig später anfangen könne, dann würden wir uns noch sehen. Daher kam ich eine Stunde später als gewohnt und blieb ein wenig länger.
    Sie kam. Und ich erklärte ihr die Situation. Anstatt erstaunt zu sein oder sich mit mir zu freuen, sah sie mich nur an und sagte:
     
    »Das ist aber sehr unangenehm für mich. Wissen Sie, Justyna, ich wollte ja immer, dass Sie angemeldet arbeiten, aber das wollten Sie ja nicht.«
     
    Ich glaubte, ich hörte nicht recht!
    Das entsprach einfach nicht der Wahrheit. Die Bedingung von Frau Kellermann zu Beginn meiner Tätigkeit in ihrem Hause war, dass ich schwarzputzen müsse, es aber nie jemandem sagen dürfe:
     
    »Weil ich Juristin bin, darf ich niemanden schwarzbeschäftigen. Sie können doch schweigen?!«
     
    Genauso hatte sie es damals gesagt. Und nun tat sie so, als sei das auf meinem Mist gewachsen?
     
    Ich wollte gerade erwidern, dass das, was sie sagte, nicht stimmte, da fuhr sie fort:
     
    »Ich gebe Ihnen hiermit Zeit, sich binnen einer Woche selbständig zu machen, oder wir müssen uns trennen. Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater …«
     
    In diesem Moment war mir nicht nach Diskutieren zumute. Meine einzige Reaktion war ein sprachloses Nicken. Danach verließ ich das Haus. Im Auto jedoch spürte ich meine Wut aufsteigen. Und ich wusste, das konnte ich nicht auf mir sitzenlassen. Sie hatte damals darauf bestanden, dass ich schwarz bei ihr arbeitete. Und nun, aus Angst, sie könnte enttarnt werden, verdrehte sie nach Belieben die Tatsachen? Und erwartete von mir, dass ich das einfach so hinnähme? Nun ja, was soll ich sagen, sie hatte Erfolg damit. Ich war vorhin nicht schlagfertig genug.
     
    Immer wieder ging mir ihr Satz durch den Kopf:
     
    »Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater.«
     
    Als hätte ich einen Steuerberater …
     
    Am nächsten Morgen war ich bei Mr. Chaos. Er war zufällig zu Hause, was mich sehr freute, da ich ihn wirklich mochte. Ich erzählte ihm von dem Vorfall. Er lachte und sagte:
     
    »Da gibt es nur eine Sache, die du tun kannst …«
     
    So setzte er sich neben mich, und zusammen formulierten wir eine SMS, die ich an Frau Kellermann schicken sollte. Was ich dann auch tat. Sie lautete:
     
    »Sehr geehrte Frau Kellermann, nach Rücksprache mit meinem Team von der Steuerkanzlei habe ich beschlossen, alle bisherigen Putzstellen aufzugeben und mich voll und ganz meiner neuen Karriere als Autorin zu widmen. Es lohnt sich für mich einfach nicht mehr, putzen zu gehen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Mann alles Gute.«
     
    Auch wenn ich gerade eine sichere Stelle aufgab, auf deren Lohn ich eigentlich nicht verzichten konnte, fühlte ich mich doch viel besser. Denn ich war mir selbst treu geblieben, und:
    Auch Putzfrauen haben ihren Stolz … Also wirklich!

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