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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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auf allen vieren schutzsuchend von der Bühne kriechen, weil ich vom Publikum mit Eiern und Tomaten beworfen wurde.
     
    Mehrmals am Tag musste ich mich ermahnen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
     
    Ich konnte und kann es mir nicht leisten, auch nur eine Putzstelle zu verlieren.
     
    Ein weiteres Problem stellte sich ein, als mein Auftritt in Warschau konkret wurde, es ein Datum gab und nun die organisatorischen Dinge geklärt werden mussten. Der Verlag ließ mich wissen, dass der TV-Sender mir ein Flugticket buchen wolle und ein Hotelzimmer. Im ersten Moment sah ich die Gefahr nicht. Gott sei Dank schlug der Blitz ein paar Sekunden später in meinem Kopf ein. Hastig rief ich beim Verlag an. Mit holpriger Stimme sagte ich meiner »Verbündeten« in der Pressestelle, dass sie unter keinen Umständen den polnischen Fernsehsender die Reise buchen lassen dürfe. Denn die benötigten doch sicherlich meinen richtigen Namen für die Ausstellung des Tickets … Sie sah sofort ein, dass damit meine Identität aufgeflogen wäre. Ein gefundenes Fressen für einen polnischen Fernsehsender. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre. Denn damals hatte ich bei den meisten meiner Kunden – auf deren Wunsch wohlgemerkt – noch unangemeldet geputzt. Ich hatte mich zwar während des Schreibens meines ersten Buches bereits darum bemüht, von meinen bestehenden Kunden angestellt zu werden und mich von denen, die eben nicht bereit dazu waren, zu trennen. Trotzdem hatte ich Angst, noch im Nachhinein angezeigt zu werden. So beschloss ich, selbst in Polen anzurufen. Denn schließlich bin ich Polin, und in meiner Muttersprache bin ich sicherer und selbstbewusster.
    Das Gespräch verlief ungefähr so:
     
    »Aber Fräulein Justyna, da brauchen Sie sich doch überhaupt keine Sorgen zu machen. Wir sind Profis, genau wie Sie. Diskretion ist gewährleistet.«
     
    »Trotzdem möchte ich den Flug und das Hotel selber buchen und Ihnen dann die Rechnungen nachreichen. Das ist doch sicherlich möglich.«
     
    »Ich denke, das wird nicht gehen.«
     
    »Sind Sie sich sicher?«
     
    »Ja, ganz sicher.«
     
    »Können Sie nicht doch noch einmal nachfragen bei Ihren Vorgesetzten?«
     
    »Das kann ich, aber ich denke nicht, dass das geht.«
     
    Dreißig Minuten später rief ich wie vereinbart erneut beim Sender an.
     
    »Und? Konnten Sie etwas erreichen?«
     
    »Also, wir können Folgendes machen: Sie buchen Ihren Flug und Ihr Hotel selber und reichen die Rechnungen nach. Wir werden Sie dann vom Flughafen abholen.«
     
    Na also. Hatte ich genau das nicht von Anfang an vorgeschlagen? Egal …
     
    Nachdem das logistische Problem mit der Wahrung meiner Identität gelöst war, taten sich wie erwartet neue Baustellen auf. Ich hatte ja großspurig angeboten, das Geld vorzustrecken für die Buchung von Flug und Hotel für meinen Trip nach Warschau. Da gab es nur zwei Probleme: Ich hatte nur ein wenig Geld auf der Seite, das ich ungern antasten wollte. Außerdem besitze ich keine Kreditkarte.
     
    Was tun? Meine Familie fragen? Ungern. Meine Freunde? Die wenigen, die ich habe, wissen fast alle noch gar nichts von meinem Buch.
     
    Es gab nur einen, dem ich in dieser Hinsicht vertraute und der mich von Anfang an bei meinem Vorhaben unterstützte, ein Buch zu schreiben: Mr. Chaos. Mein Kunde und mittlerweile, ja, ich würde sagen, Freund. Also nahm ich mir ein Herz und schickte ihm, wie immer, eine SMS.
     
    »Hey, Mr. Chaos, deine polnische Hausangestelle funkt SOS. Fünf Minuten Zeit?«
     
    Keine fünfzig Sekunden später klingelte mein Handy.
     
    »Was hast du wieder angestellt? Geklaut? Schwanger?«
     
    »Wenn es das nur wäre …«
     
    Also schilderte ich ihm die Umstände und mein Anliegen, und keine halbe Stunde später stand ich auf der Passagierliste einer Lufthansa-Maschine von Frankfurt nach Warschau und hatte eine Reservierung für ein Einzelzimmer in einem schicken City-Hotel in der Warschauer Innenstadt.
     
    Ich versprach, ihm das Geld so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Als Pfand gab ich ihm mein Leben. Woraufhin er nur lachte und meinte, mein Leben wolle er gar nicht. Für mich würde er ohnehin nicht mehr als fünf Kamele bekommen. Im schlimmsten Fall müsste ich eben die nächsten sechs Monate umsonst putzen.
     
    Auf Mr. Chaos ist eben immer Verlass. Außerdem wusste ich, dass er mir das später einmal nie vorhalten würde. Wäre es andersrum gewesen, ich hätte und würde ihm auch jederzeit meine Hilfe

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