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Nicht lecker, aber Weltrekord

Nicht lecker, aber Weltrekord

Titel: Nicht lecker, aber Weltrekord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Frühstück für ihn. Denn entsprechend belegt sieht seine Brötchenhälfte jetzt genau aus wie die ehemalige Sowjetunion, zwar deutlich kleiner, aber ebenso rot. Mein Freund legt das Kunstwerk in die Vitrine zu den anderen ungegessenen Meisterwerken. Wir betreiben kaum noch brotlose Kunst.
    »Katinka, es liegt doch wahrlich nicht an uns!«, sagt mein Freund, nachdem er das neue Exponat mit »Serrano auf Weizenmehl, circa 2010« beschriftet hat. »Wir kriegen halt immer Fahrer ab, die total beknackt sind.«
    Da kann ich ihm nicht widersprechen. Aus irgendeinem Grund scheinen wir bei Mitfahrgelegenheiten immer jene Leute anzuziehen, die entweder akut selbstmordgefährdet sind oder es unserer Meinung nach sein sollten. Ich denke da nur an den Typen, der uns am Kölner Hauptbahnhof mit den Worten begrüßte: »Tach, ichbin der Uwe, aber in Flensburg nennen sie mich nur den ›Dalmatiner‹.«
    Kaum zwanzig Minuten später, kurz vor Bremen, fügte er hinzu: »Wenn ihr Schiss habt, zieht euch Windeln an.«
    Es gelang uns dank eines zuverlässigen Staus kurz vor dem Elbtunnel, aus dem Todesmobil zu entkommen.
    Mein Freund scheint ähnlichen Erinnerungen nachzuhängen, denn er stellt fest: »Immerhin ist der flotte Uwe nicht eine von diesen Laberbacken gewesen.«
    Stimmt. Einmal wollten wir nur nach Düsseldorf. Der Halter des Wagens überraschte uns bei Fahrtantritt, indem er mich kurzerhand aufforderte: »Könntest du vielleicht deine Dinger rausnehmen?«
    Da mein Freund mit seinem Lachanfall kämpfte, lag es an mir, meine Ehre selbst zu verteidigen, doch als ich den Triebtäter niederringen wollte, zeigte der nur auf meine Ohren: »Die Kopfhörer. Könntest du die bitte rausnehmen? Ich meine, ich nehme ja eigentlich nur Leute mit, damit ich mich unterhalten kann. Sonst werde ich immer so müde. Sehr müde.«
    Nie wieder habe ich mir so sehr gewünscht, dass ich einfach meine Dinger dringelassen hätte.
    Dieser fürchterlichen Geschichte eingedenk, beschließe ich, dass mein Freund Bewegung braucht, und spreche den Fluch aus.
    »Supi-cool!«, rufe ich und gehe in Deckung.
    Wenn man »Supi-cool« sagt, verfällt mein Freund einem Veitstanz, in den er alle Elemente eines posttraumatischen Stresssymptoms in willkürlicher Reihenfolgehineinchoreografiert. Schuld daran ist Volker – die Fahrt von Berlin nach München. Wir hatten die Warnsignale überhört.
    Schon am Telefon fand Volker es supi, dass wir uns am angegebenen Treffpunkt mit ihm zu treffen gedachten, und cool, dass wir auch zur angegebenen Zeit auftauchen wollten. Supi-cool wurde es erst, als wir uns bereit erklärten, die von Volker errechnete Gebühr für den uns bevorstehenden Höllentrip zu entrichten.
    Da die Mitfahrzentrale sich weigert, Volker wegen seelischer Grausamkeit aus ihrer Datei zu werfen, hier ein paar unveränderliche Kennzeichen, um andere zu warnen: Volkers Job ist supi-cool, seine Wohnung ist supi-cool, er geht gerne auf supi-coole Partys, fährt in supi-coole Urlaube und hängt mit seinen supi-coolen Kameraden von der supi-coolen Bundeswehr herum. Achtung: Volkers Freundin ist nicht supi-cool, sondern eine ganz Liebe, was den Verdacht nahelegt, dass sie entweder eine Erfindung Volkers ist oder sich im Wachkoma befindet.
    Mögen sich die geneigten Leser diese Warnung zu Herzen nehmen, ich meine es gut.
    »Wir brauchen eine Frau«, stellt mein Freund plötzlich fest, »oder besser noch zwei Frauen. Die können dann die ganze Zeit miteinander rummachen, und wir hätten unsere Ruhe.«
    Irritiert überlege ich, ob ich eklatante Missstände in unserem Liebesleben verpasst haben könnte, dann aber fällt mir ein: Wir müssen übermorgen los. Von Hamburg nach Kiel, per Mitfahrgelegenheit.
    »Das ist genial«, lobe ich meinen Freund. »Wir suchen uns zwei Frauen und schließen sie zusammen, wie damals mit den Schachcomputern. Sie werden sich bald mattspielen, und wir haben auf dem Rücksitz unsere Ruhe.«
    Frohen Mutes stürzen wir uns ins Internet, wo wir bald ernüchtert feststellen müssen, dass man sich zwar problemlos überall zwei Frauen bestellen kann, diese allerdings nie nach Kiel fahren. Zwar gibt es eine lesbische Mitfahrzentrale, die aber wiederum meinen Freund nicht transportieren will, selbst dann nicht, wenn ich ihn als Übergepäck deklariere.
    Schließlich finden wir Britta. Britta ist voll okay. Sagt sie zumindest.
    »Ihr wollt nach Kiel. Ich auch, okay.«
    Kein Wort zu viel von unserer Fahrerin in spe, wir sind guter Dinge. Forsch

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