Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
hätte er augenblicklich ein unterstützendes Netzwerk um sich herum, welches ihm in keinster Weise Vorwürfe machen würde. Sie würden es wohl eher als nobel ansehen, dass er so lange bei mir geblieben ist.
Nein, dachte ich, hör auf. Am Montag hatte er frei, wir würden am Montag reden. Ich würde es schaffen, die Sache rumzubiegen, irgendwie.
Mein Telefon klingelte. „Hallo?“
„Hey, Chloe?“ Es war Jen.
„Ach, hi.“
„Tut mir wirklich leid. Wir haben gerade eine Familienkrise laufen.“
„Worum geht’s?“
„Um Kyra. Du musst sie so schnell wie möglich zurück nach Hause bringen. Ich habe für Sonntag einen Flug gebucht.“
„Was ist denn los?“ Eine Welle von Schuld durchfuhr mich. Ich war für Kyra verantwortlich, und ich sorgte mich die ganze Zeit nur um mich selbst.
„Nein.“ Jen klang nervös. „Sie muss unbedingt hierhin kommen, und Kyle hatte gerade eine wirklich miese Diskussion mit ihr. Ich hasse es, dir das aufzubürden, aber ich flehe dich an, kannst du mit ihr zurückfliegen und sie zu uns bringen?“
„Denkst du, dass sie abhauen könnte?“
„Ich denke sie wird versuchen, Zeit zu schinden. Ihren Flug verpassen und es sonstwie hinauszögern. Die Dinge sind schlimmer als je zuvor. Wir können dir für den nächsten Tag einen Rückflug buchen. Ich weiß, dass das deinen Arbeitsplan durcheinander bringt und so.“
„Genau genommen, tut es das nicht mal. Ich hatte mir für Montag bereits Urlaub genommen, weil Jason auch frei hat.“
„Und wegen uns verpasst du das jetzt, das tut mir so leid. Wirklich leid.“ Sie klang verzweifelter als ich sie jemals zuvor gehört hatte, und das hieß schon was.
Ich konnte sie nicht hängen lassen. „Nein, das passt schon. Ich bin nur, also es tut mir wirklich leid wegen Kyra. Ich hatte das Gefühl, die Dinge würden sich bessern.“
„Das ist ja in keinster Weise deine Schuld. Deine Idee sie mit nach New York zu nehmen war brillant.“
„Und sie ist so begeistert von der Idee, eine Karriere beim Film zu haben.“
„Ich weiß. Sie hat bereits mit ihren Motivationsschreiben für die Bewerbungen bei UCLA, USC und NYU begonnen. Und noch für eine Reihe von Alternativbewerbungen, da sie nicht den besten Notenschnitt haben wird, selbst wenn sie im letzten Schuljahr nur Einser schreibt. Es ist ihre neue Leidenschaft – wir werden sehen, ob sie diesmal dabei bleibt. Oder ob es sie wenigstens für ein paar Monate ablenkt.“
„Und es klang, als wäre sie langsam über Nate hinweg.“
Jen wurde still.
Oh nein, dachte ich. Ich rechnete nach. Kyra mochte zwar mittlerweile über ihn hinweg sein, aber falls sie mit ihm geschlafen hatte, bevor wir aus New Mexiko weggeflogen waren, konnte sie im dritten Monat schwanger sein, oder noch weiter. Ihr Kommentar darüber, dass sie gerne in New York bleiben würde, aber vielleicht nicht konnte, stand jetzt in ganz anderem Kontext dar. Vielleicht hatte es überhaupt nichts mit Jason und mir zu tun gehabt. Vielleicht hatte er sie an den Abenden, an denen sie noch „länger gearbeitet“ hatten, zum Arzt begleitet und ähnliches. „Tut mir leid,“ sagte ich. „Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten.“
Schniefen am anderen Ende der Leitung ließ mich wissen, dass Jen weinte. „Es tut mir leid-“
„Ich werde mir einen Flug buchen.“
„Nein, nein. Das kann ich machen. Ich schick das Ticket per E-Mail. Also, ja, ich mail dir einfach.“
Sie legte auf und mein Handy fing direkt wieder an zu klingeln. Jason.
„Hi,“ sagte ich.
„Wo bist du?“
„Im Hotel.“
„Häh?“
„Da wo wir uns heute Abend treffen wollten. Hör zu-“
„Ach ja… richtig. Wir sind im Apartment.“
„Okay, ich kann rüber-“
„Wir kommen zu dir. Bleib einfach da, wir kommen gleich.“
„Elegant,“ hörte ich Kyra im Hintergrund sagen.
„Lieb dich.“ Jason legte auf, bevor ich noch etwas erwidern konnte.
Zehn Minuten später glitt ein Schlüssel ins Türschloss und ein grimmiger Jason trat ein, gefolgt von Kyra, die etwas verkniffen und gestresst wirkte. „Ich muss ‘nen Zwanziger klein machen,“ sagte sie, „damit ich den Pförtner Trinkgeld geben und unsere Wäsche abholen kann.“ Sie erblickte mich und hielt inne.
„Wieso hat der Pförtner unsere Wäsche?“ fragte ich.
Sie zuckte zusammen. „Oh, ehm… Ich hab unsere Wäsche weggegeben. Hoffe das macht dir nichts.“
Jason schüttelte den Kopf.
„Du meinst Jason hat unsere Wäsche weggegeben.“
„Ich
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