Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
Zeit Trost zuzusprechen.“
„Süße… Ich… Ich kann nicht…“ Sie ruhte die Stirn auf ihrer Hand, als würde sie Kopfschmerzen bekommen. Sie nahm ein paar weitere tiefe Atemzüge.
Ich ging zur Couch herüber, ließ mich auf sie plumpsen und starrte auf den leeren, grauen Fernsehbildschirm. Es machte keinen Sinn meine Mutter weiter anzuschreien. Ich fühlte mich jetzt nur noch schlechter als vorher.
„Hab ich dir jemals gesagt, wie stolz ich auf dich bin?“ sagte sie.
„Was?“
„Ich glaube, das habe ich noch nie getan. Ich hab gehört, du bist auf dem Weg zur Abschlusssprecherin?“
„Mmm.“
„Unglaublich. Ich glaube, ich hatte in meinem Leben einmal eine 1. In Sport.“
„Mom…“
„Du denkst also ich bin dumm und benehme mich unangemessen. Verglichen mit dir, bin ich das – und werde es immer sein.“
„Komm schon. Spiel nicht den Märtyrer.“
„Die meisten Leute sind schwächer, dümmer und weniger leistungsfähig als du, da kann ich dir nicht helfen.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid,“ sagte sie.
„Hör auf. Du machst mir Schuldgefühle.“
„Nun ja, auch das war nicht meine Absicht.“
„Tut mir auch leid,“ sagte ich. Und so war es wirklich. Es tat mir leid, dass ich einen Streit provoziert hatte.
„Also… wie auch immer… Ich bin nicht vorbeigekommen um über einstweilige Verfügungen zu reden,“ begann meine Mutter wieder. „Ich hätte das nicht mal ansprechen sollen. Ich ziehe um Süße.“ Sie biss sich auf die Lippe, wieder als wäre sie die Tochter, die sich von mir Zustimmung erhoffte.
„Wohin ziehst du um?“
„North Dakota.“
Ich setzte mich auf. „Was?“
Sie zuckte mit den Schultern und begann nervös die Fingernägel aneinander zu klackern, klick, klick, klick .
„Was ist in North Dakota?“
Sie antwortete nicht.
Ich nahm einen tiefen Atemzug um mich für die nächste Frage zu stärken. „ Wer ist in North Dakota?“
„Sein Name ist Ron.“
„Und wie hast du ihn kennen gelernt?“
Sie hörte auf mit den Fingernägeln zu klackern und drückte ihre Hand wieder an die Stirn. „Auf e-Harmony.“
Ruhig bleiben, sagte ich mir. „Hast du ihn je persönlich getroffen?“
„Natürlich Süße, er war zweimal hier bei mir. Ich hab dich ihm nicht vorgestellt, weil ich selbst noch nicht genau wusste was ich von ihm halten sollte.“
„Aber jetzt ziehst du mit ihm zusammen?“
Zu meiner großen Überraschung schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich hab eine kleine Wohnung dort oben, und einen Job. Ich arbeite an einer Hotelrezeption. Ich dachte mir… es gibt nicht wirklich etwas, das mich hier hält. Ich meine, du bist erwachsen und musst nicht ständig deine Mutter in der Nähe haben.“
„Ich mag es, dich in meiner Nähe zu haben.“
Sie war nett genug, mich in diesem Punkt nicht zu korrigieren, sie schenkte mir nur ein nachsichtiges Lächeln. „Danke dir. Ich dachte mir ich sollte versuchen, diese…“ sie winkte mit der Hand herum. „Möglichkeit auszunutzen. Er ist sehr lieb zu mir. Und er ist unverheiratet.“ Sie biss sich wieder auf die Lippen.
„Das ist ein Pluspunkt.“
„Ja, ist es. Er ist Witwer. Hat zwei Mädchen die zu High School gehen. Er besitzt eine Autowerkstatt und scheint recht erfolgreich zu sein. Ich weiß gar nicht genau, was er in mir sieht.“
„Ach, komm schon.“
„Wirklich nicht.“
„Du bist jung, und selbst für dein Alter siehst du wirklich gut aus. Du gibst auf dich acht. Du bist gut zu deinen Freunden, oft viel besser als sie verdienen. Was sollte man daran nicht mögen?“
Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Ich bin nicht wie du. Du scheinst ja diejenige zu sein, die in letzter Zeit die reichen Männer anzieht.“
Ich schüttelte den Kopf. „Daraus ist nie was geworden.“
„Oh.“ Sie blickte auf den Wohnzimmertisch.
Ich lehnte mich nach vorne, schnappte mir das Magazin mit Jasons Bild auf dem Cover und klemmte es mir unter den Arm. „Ich hab seit Monaten nicht mehr mit ihm geredet.“
„Die Ausgabe ist von letzter Woche.“
„Nun ja, also ich…“
„Er hat Schluss gemacht und du vermisst ihn noch?“ Sie nickte. „Das ist hart.“
„Nichts ist passiert, Mom. Ich hab‘s beendet.“
„Hat er dir das da geschickt?“
„Nein.“
Sie zog keine Augenbraue hoch, oder schmunzelt oder etwas in die Richtung. Sie saß nur da und wartete ab.
„Ich bin erbärmlich,“ sagte ich. „Wir haben New Light in Medienkunde geguckt und jetzt komm ich darüber nicht
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