Nicht menschlich Inc.
mit meinen Worten nichts anfangen.
»Gut«, sagte sie. »Ich schlage vor, du wartest noch eine halbe Stunde und machst dich dann auf den Rückweg. Sobald du da bist, können wir Krankenhäuser und den Hausarzt anrufen und weitersehen.«
Eine halbe Stunde? Ich vermutete einen Scherz und lauschte auf dezentes Gekicher. Nichts dergleichen war der Fall. Im Gegenteil, Stacey verabschiedete sich von mir und legte auf. Ich starrte auf das Stück Technik in meiner Hand und verspürte den Drang, es anzuschreien. Das würde aber nur zu Vibrationen meines Körpers führen, die sich bis zum Unterleib fortsetzen würden. Option gestrichen.
»Eine halbe Stunde«, murmelte ich. Dann legte ich den Kopf zurück, schloss kurz die Lider und zählte langsam bis zehn. Ich musste mich zusammenreißen, ich würde auch diese halbe Stunde samt Rückweg hinter mich bringen können. Nur nicht großartig die Position verändern, so wenig wie möglich bewegen.
Neunundzwanzig Minuten – die längsten meines Lebens – später startete ich den Wagen und jagte mit Höchstgeschwindigkeit durch die Straßen. Verbissen starrte ich auf den grauen Asphalt. Am liebsten hätte ich alle roten Ampeln übersehen. Doch wenn schon die Arbeitsbedingungen in LaBrock gewöhnungsbedürftig waren, wollte ich mir die Polizeiwachen erst gar nicht vorstellen.
10
Spurensuche
» A lso, Kirstens Name ist in den letzten Tagen in keinem Krankenhaus verzeichnet worden. Was sagt der Hausarzt?«
Stacey wirkte unwahrscheinlich geschäftlich, als ich vor ihrem Schreibtisch stand. Sie hatte ihre Haare während meiner Abwesenheit zu einer strengen Hochsteckfrisur geformt und war mehr Businessfrau als jemals zuvor.
Ich war kurz davor, ihr ein Kompliment für ihr Aussehen zu machen. Ich hatte den Rückweg ohne Zwischenfälle hinter mich gebracht und fühlte mich, als könnte heute nichts mehr meine Stimmung trüben. Es stimmte wirklich, einfache Dinge konnten unwahrscheinlich glücklich machen.
Auf Staceys Frage legte ich sehr sachlich meine Hände vor dem Körper zusammen, die Fingerspitzen zeigten nach oben.
»Auch nichts. Kirsten hat den ersten Krankenschein noch persönlich abgeholt und dann vor dem zweiten angerufen, um den Arzt zu informieren, dass es ihr noch immer nicht besser geht.«
»Sie war nicht noch einmal in der Praxis?«
Ich schüttelte den Kopf. In der Tat hatte mir dieser Punkt im Gespräch den guten Doktor höchstpersönlich an die Strippe gebracht. Ich hatte mich als »zuständige Ermittlungsbeauftragte für Krankenfragen« vorgestellt und mich nach Kirsten erkundigt. Erstaunlicherweise hatte der Mann nicht versucht, mich durch lange Vorträge zu langweilen oder mir gar die Auskunft zu verweigern, sondern war mir ausgewichen. Zu Hause hätte ich niemals gewagt, nachzuhaken, aber die kleinen Unwirklichkeiten bei ABM verliehen mir einen Mut, der mir selbst fremd war. Nachdem ich den Arzt ein paar Mal höflich gefragt hatte, gab er zu, dass Kirsten nicht mit ihm gesprochen hatte. Eine der Helferinnen hatte ihr die Folgebescheinigung in den Briefkasten geworfen. Somit hatte sich die geschwächte Frau Herms einen Weg gespart, der sie an die Grenzen ihrer Kräfte hätte bringen können, wie der Herr Doktor es mir weismachen wollte. Dass er sich zudem eine Arbeit gespart hatte, die ihn an die Grenze seiner Mittagspause gebracht hätte, verschwieg er geflissentlich.
Stacey gab einen Laut von sich, der mich an eine Amazone erinnerte. In der Tat sah sie in diesem Moment wie jemand aus, der Blut gerochen hatte. Oder Schwefel.
»Dann bleibt anzuzweifeln, dass Kirsten wirklich krank und noch in LaBrock ist.«
»Wo sollte sie denn sonst sein?«, warf ich in der Hoffnung ein, nun nicht Flughafen, Busse und Bahn kontaktieren zu müssen. Ein Arzt, gut, das war eine Sache, eine derartige Großfahndung wäre mir jedoch peinlich.
Stacey drehte ihren Schwanenhals ein winziges Stück in meine Richtung. »Genau das musst du herausfinden, Nala.«
Ich blickte ein wenig unwillig, dann kam mir ein weiterer Gedanke. »Hat sie denn die zweite Krankmeldung von zu Hause aus geschickt?«
»Sie kam mit der Post.« Stacey klang argwöhnisch. »Und Kirstens Absender war auf dem Umschlag.«
»Na ja, dann kann sie zu dem Zeitpunkt schon mal nicht auf einer tropischen Insel gewesen sein.«
»Hm.« Es klang nicht besonders kooperativ.
Trotzdem gab ich mein Bestes und sah sie tapfer an. »Ok, wie mache ich nun weiter? Hast du eine Idee für die nächsten
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