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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Gänse-Nachtwäsche erspart, denn auch im Schlafzimmer befand sich niemand.
    Als Nächstes war das Badezimmer dran. Hier wich Kirsten von ihrer peniblen Sauberkeit ab, die meisten Flaschen und Tuben lagen wild durcheinander auf dem Boden. Wahrscheinlich ein Wutanfall am Morgen, als die Haare nicht so wollten wie ihre Besitzerin. Langsam dämmerte mir, dass mir eine Warterunde im Auto bevorstand. Gewissenhaft durchsuchte ich die restlichen Räume der Wohnung, um dann den Rückzug anzutreten.
    Als ich die Wohnung verließ, die Tür vorsichtig hinter mir zuzog und mich umdrehte, starrten mich Augen in einem runden Gesicht an. Im ersten Moment zuckte ich zurück und erkannte dann, dass es sich um die Putzfrau oder eine Nachbarin handeln musste, weil sie mit Wischmopp und Eimer hantierte. Ich roch eine Mischung aus Zitrone und Chemie. Der Boden glänzte verdächtig, sodass ich die Füße vorsichtig aufsetzte, um nicht auszurutschen und wieder verletzt bei ABM aufzutauchen. Für den Prokuristen wäre das sicher ein guter Kündigungsgrund.
    Die Frau vor mir nahm mich als Anlass für eine Pause und stemmte beide Hände in die Hüften. Ich schätzte sie Mitte vierzig, auf ihrem Kopf türmte sich eine Kurzlockenfrisur, der nur ein Sturm etwas anhaben konnte.
    »Sind ja gar nich die Herms «, sagte sie.
    Wieder lernte ich etwas dazu. In diesem Teil von LaBrock wurde ein anderer Dialekt gesprochen als bei ABM. Immerhin ahnte ich, was sie mir mitteilen wollte und ärgerte mich, meinen geheimen Auftrag vor ihr rechtfertigen zu müssen. Ich drückte die Schultern nach hinten und hob mein Kinn. Wenn schon geheimer Auftrag, dann konnte ich mich auch so benehmen, als sei ich wichtig. Also nickte ich ihr zu, überging aber ihre Aussage.
    »Und Sie sind?«
    »Na, Frau Poll von hier.« Sie schleuderte ihren Daumen in Richtung der Haustür, vor der sie wienerte. »Wer soll ichn sons sein?«
    Am liebsten hätte ich in die Hände geklatscht. Es funktionierte. Ich hatte sie indirekt aufgefordert, mir eine Information zu liefern, und sie hatte es getan, wie bei einer richtigen Ermittlerin. Ich unterdrückte den Drang, Frau Poll zu umarmen, und suchte nach der nächsten Frage. Langsam kam ich in Fahrt. Niemals hätte ich vermutet, dass Adrenalin diese beflügelnde Wirkung besaß.
    Frau Poll nahm mir mit einem Vorschlaghammer den Wind aus den Segeln.
    »Se könn der Herms ma sagen, dass ich so langsam nich mehr einseh, den Flur allein zu wischn.«
    »Sie wischt den Flur nicht?« Ich gab mein Bestes, um Interesse zu heucheln. Im Grunde wollte ich einfach nur weg und nicht in provinzielle Nachbarschaftsstreitigkeiten hineingezogen werden, aber ich konnte die Frau nicht einfach stehen lassen. Ich war eben einfach zu höflich.
    Frau Poll fehlte diese Höflichkeit, denn sie tunkte den Mopp in ihren Eimer und wischte weiter.
    »Eigentlich schon, abba inner letzten Woche nich und heute wärse auch dran. Is den jungen Leuten wohl zu viel mit de Sauberkeit, da is son Kompjuta ja bessa.« Ihr Rücken blitzte mir entgegen.
    Ich vermied es, einen Blick auf ihr ausladendes Hinterteil zu werfen – es reichte, wenn ich das bei Stacey tat – und wollte mich schon mit einer Abschiedsfloskel aus dem Staub machen, als meine neu erworbenen, detektivischen Sinne Alarm schlugen.
    »Vorher hat sie regelmäßig den Flur geputzt? Also vor der letzten Woche?«
    Frau Poll hielt inne und verrenkte ihren Hals wie ein Huhn, um mir einen Blick zu schenken, der mit »das hab ich doch eben gesagt, oder?« gleichzusetzen war.
    Ich speicherte die Information.
    »Sie wissen, dass Frau Herms krank ist?«, setzte ich nach. »Vielleicht war sie einfach zu schwach für Hausarbeiten.«
    »Nä.« Sie winkte ab. »Vorher hatse ja auch hier mit nem fetten Schal um Hals gewirbelt.«
    Sie schwang den Mopp energischer und ließ keinen Zweifel daran, dass ich sie störte. Das Gehörte genügte mir, daher bedankte und verabschiedete ich mich. Als ich mich an der Haustür umdrehte, sah ich Frau Poll die Stelle, an der ich gestanden hatte, wie eine Verrückte bearbeiten .
    Der Wind trug Nässe heran, als ich aus dem Haus trat. Der Regen war stärker geworden. Als ich mich endlich in das schützende Auto warf, lagen meine Haare schwer und feucht im Nacken und meine Hose presste sich an meine Oberschenkel. Ich zerrte unbehaglich an dem dunklen Stoff, doch es half nichts. Ich entschied, meine Arbeitsausstattung mit regenfester Kleidung und einem Schirm zu verstärken und das augenblicklich zu

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