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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Schritte?«
    Die Wandlung in Staceys Augen ging so rasch vor sich, dass ich es kaum mitbekam. Das Ich-bin-deine-beste-Freundin-Lächeln kehrte zurück. Natürlich, immerhin konnte sie mir so das Gefühl geben, die hilflose Neue zu sein. Ich begriff, dass ich die ultimative Waffe in den Händen hielt: meinen Welpenstatus.
    Mit unglaublich schnellen Bewegungen ordnete Stacey etwas auf ihrem Schreibtisch. »Zunächst solltest du dem Prokuristen Zwischenbericht erstatten, damit er nicht auf die Ergebnisse wartet. Dann …«
    Ich betete stumm, doch sie sagte es trotzdem.
    »… kontaktierst du den nächsten Flughafen sowie die Bahnstationen. Und vergiss die Überlandbusse nicht.« Das Lächeln erreichte seine höchste Intensität. »Ich kann dir gern helfen.«
    Mein Stolz kämpfte gegen meine Bequemlichkeit. »Nein schon gut«, hörte ich mich sagen. »Ich frag dich, wenn ich nicht weiterkomme.« Sprich, wenn selbst das Internet keine Antworten mehr wusste.
    Sie nickte und vollführte eine tänzerische Handbewegung, von der ich mich fragte, ob sie lapidar »hinfort« bedeutete, als ich mich auf den Weg zum Prokuristen machte.
     
    Nach der nächsten Ecke kam mir jemand entgegen, der dafür sorgte, dass ich wild mit den Armen ruderte, weil ich es fertigbrachte, umzuknicken und gefährlich zu schwanken.
    Desmond.
    Noch während ich versuchte, so zu tun, als wäre nichts passiert, registrierte ich, dass er dieselbe Hose wie am Vortag, aber ein anderes Shirt trug. Es war dunkelgrün und hatte etwas schräg über die Vorderseite gedruckt. Ich konnte es nicht entziffern, denn in diesem Moment stellte ich fest, dass die Farbe des Kleidungsstücks perfekt zu seinen Augen passte, und starrte in diese erstaunlichen Pupillen. Die Schatten darunter waren noch immer nicht verschwunden, Kinn und Oberlippe waren von dunklen Stoppeln bedeckt. Er hatte sein Haar zu einem Zopf gebunden, aus dem sich bereits Strähnen gelöst hatten, und wirkte, als hätte er in der vergangenen Nacht durchgefeiert. Doch das tat seiner Ausstrahlung keinen Abbruch. Im Gegenteil, dieser Hauch von verruchten Geheimnissen machte ihn noch viel interessanter.
    »Desmond«, brachte ich das Offensichtliche auf den Punkt.
    Neben seinen Mundwinkeln prägten sich zwei Falten aus. Dann lächelte er. »Nala di Lorenzo an ihrem zweiten Tag. Ist alles in Ordnung?«
    Es machte mich nervös, dass er mir direkt in die Augen sah. Ich drehte mich ein wenig zur Seite, sodass ich meinen schmerzenden Knöchel mit der anderen Schuhspitze reiben konnte, ohne dass er es bemerkte. Die Wärme, die von ihm ausging, streifte meine Haut wie eine Ankündigung des Sommers. Fror er denn nie?
    »Alles bestens.« Ich bemühte mich, ihn nicht zu sehr anzustrahlen. »Danke für die Schokolade.«
    »Gern«, sagte er leise und erzeugte bei mir eine Gänsehaut. Erst jetzt fiel mir auf, wie nah wir beieinanderstanden.
    »Wie ist dein zweiter Fall gelaufen?«
    Ich machte ein niedergeschlagenes Gesicht.
    »Nicht gut. Die Kranke war nicht zu Hause, und sie ist trotz Warterei nicht aufgetaucht.«
    Nun zog Desmond seine Stirn in Falten. Meine Aufmerksamkeit klebte so intensiv an den Stellen über seinen Augenbrauen, dass er sich unwillkürlich darüber wischte. Schlagartig begannen meine Wangen zu brennen .
    Schnell starrte ich auf meine Fingernägel. Alle zehn waren noch da. Ich zählte zur Sicherheit noch einmal nach, musste aber dann wohl oder übel den Kopf heben. Ich hoffte, dass mein Gesicht nicht mehr so rot war, wie es sich anfühlte. Falls doch, verlor er kein Wort darüber.
    »Auf wen bist du angesetzt worden?«
    »Kirsten Herms.«
    »Und was meinst du damit, sie ist nicht aufgetaucht?« Er zögerte kaum merklich. »Hast du geklingelt?«
    Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Er hatte keine Vorstellung, was ich bei dem Einsatz alles geleistet, welche Qualen ich durchlitten hatte.
    »Natürlich«, entgegnete ich mit deutlich verletzter Würde und trat von einem Bein auf das andere. »Mehrmals. Danach habe ich stundenlang im Auto vor ihrem Haus gesessen und gewartet. Ohne Gebäck, ohne was zu trinken und ohne die Möglichkeit, irgendwo hinzugehen«, zählte ich auf und kam mir ansatzweise wie eine Märtyrerin vor.
    Desmond blieb nachdenklich. »Vielleicht war sie beim Arzt«, entgegnete er ernst. »Kirsten weiß doch genau, dass ABM jemanden zu ihr schickt, sobald sie ihren Schein verlängert. Da würde sie nicht ausgehen und feiern.«
    Damit sprach er mir direkt aus der Seele, weckte aber

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