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Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Titel: Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meral Al-Mer
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nur 150 Kilometer von Antakya in einem Fischerdorf am Meer – möge er Frieden und Ruhe finden. Elke ist lange wieder verheiratet, und soweit ich höre, geht es ihr gut. Vor Kurzem trafen wir uns bei Melissa wieder – und konnten uns ganz unbefangen begegnen. Auch Saliha führt das Leben, das ihr gefällt, und sie hat einen erwachsenen Sohn, der liebevoll für sie sorgt.
    Jeder scheint zufrieden, die Zeiten der großen Dramen sind offenbar vorüber. Schade, denke ich manchmal, dass es nicht gemeinsam ging.
    In mir ist kein Groll mehr, gegen nichts und niemanden. Wenn der Sinn des Lebens Entwicklung ist, dann hat auch jeder das Recht, Fehler zu machen. Ich bin froh und dankbar, dass ich heute diejenige sein kann, die ich bin, dass ich frei bin, Entscheidungen zu treffen und mein Leben so zu gestalten, wie ich es möchte.
    In diesem Sommer kam ich an einem besonders heißen Tag an einem Wasserpfeifenladen vorbei. In der Auslage saß ein einsamer Kanarienvogel in einem Käfig. Die Sonne brannte auf das Schaufenster, es waren mindestens 38 Grad im Schatten. Ich sah mir den Vogel genauer an. Er hatte nur grünlich-schleimiges Wasser in seinem Näpfchen. Keine Frage, dem Vogel ging es nicht gut in dieser Hitze.
    Ich betrat den Laden.
    »Was kostet der Vogel da in der Auslage?«, fragte ich.
    Der Ladenbesitzer, ein Neuköllner Araber, sah mich scheel an, dann lachte er.
    »Der ist nicht zu verkaufen. Der gehört zur Deko.«
    »Aber es ist viel zu heiß für das Tier. Der stirbt, wenn er da nicht rauskommt.«
    »Na ja«, meinte der Mann, »für dreißig Euro geb ich ihn dir.«
    Ich begann zu feilschen, und als ich den Preis auf die Hälfte heruntergehandelt hatte, schlug ich in den Handel ein. Der Käfig wurde geöffnet, der Mann gab mir den Vogel in die Hand.
    »Was willst du denn jetzt mit dem Tier machen?«, fragte mich der Wasserpfeifenverkäufer.
    »Fliegen lassen«, gab ich zur Antwort.
    »Du kaufst ihm seine Freiheit«, sagte er, »doch er wird mit dem Tod dafür bezahlen …«
    Ich ging vor die Tür.
    »Besser einige Tage in Freiheit leben und dann sterben«, sagte ich leise zu dem Vögelchen in meinen Händen, »als drei Wochen dahinsiechen und am Ende doch jämmerlich krepieren. Oder?«
    Da zwickte mich der kleine Kerl in die Hand, trillerte, und als ich ihn in die Luft warf, stieg er wie eine gelbe Rakete auf und war im nächsten Moment verschwunden.
    Und ich musste so sehr lachen, mit einer unfassbaren Freude im Herzen. Eines der alten deutschen Volkslieder kam mir wieder in den Sinn, das unser Musiklehrer uns beigebracht hatte, und das sang ich, so laut ich konnte, während ich nach Hause radelte:
    Es saß ein klein wild Vögelein
    auf einem grünen Ästchen.
    Es sang die ganze Winternacht,
    die Stimme mußt’ ihm klingen.
    Sing du mir mehr, sing du mir mehr,
    du kleines, wildes Vögelein!
    Ich will um deine Federlein
    dir Gold und Seide winden.
    Behalt dein Gold, behalt dein Seid’,
    ich will dir nimmer singen.
    Ich bin ein klein wild Vögelein,
    und niemand kann mich zwingen.
    Komm du herauf aus tiefem Tal,
    der Reif wird dich auch drücken!
    Drückt mich der Reif, der Reif so kalt,
    Frau Sonn wird mich erquicken.
    Ich selbst saß viel zu lange in einem nach außen hin golden erscheinenden Käfig, ich weiß, was das bedeutet. Das, was nach Sicherheit aussah, war in Wirklichkeit Einschränkung und Überwachung. Freiheit oder Sicherheit, das ist immer wieder die Frage. Und müsste ich mich entscheiden zwischen diesen beiden, dann würde ich ohne zu zögern Freiheit und Selbstbestimmung wählen.

DANKE
    I ch habe als Journalistin Reportagen über die verschiedensten Menschen, Geschichten, Themen und Schicksale anderer veröffentlicht. Dieses Buch ist die größte Reportage meines Lebens bisher.
    Danken möchte ich all denjenigen, die mich ein Stück begleitet haben, mich haben wachsen lassen. Die mir Halt gegeben haben, als ich ihn brauchte, und die mich lehrten zu vertrauen.
    Ich danke meiner Familie und allen Freunden, dass es sie gibt.
    Und all denen, die vielleicht in Vergessenheit geraten, aber immer noch in meinem Herzen sind.
    Folgenden Menschen möchte ich DANKEN für: eure Aufmerksamkeit, Unterstützung oder Inspiration und/oder du weißt schon warum …:
    Mama 2 und 3, Ma und Pa und Oma Nene, Beate Rygiert, Daniel Mursa, Susanne Haffner, Hilde, Meriem, Leyla, Betty, Frau Wirtz, Das letzte Einhorn, dem Ginkgobaum, Strahli, Alice S., Rudi Strahl, Stefan Strahl, Rhea mit dem roten Haar, Simone, Frau

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