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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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mal …«
    Der spinnt. Niemals wird eine Barbiepuppe wie unsere Friseurin aus dem zweiten Stock mit einem Nerd wie ihm ausgehen. Eher kracht der Fernsehturm zusammen.
    »Und ich weiß halt nicht, wie ich das anstellen soll.«
    Du liebe Güte, wie alt ist der Knabe?
    »Frag sie doch einfach«, pampe ich. »Du weißt schon: Treppe hochsteigen, klingeln, Mund aufmachen.«
    »Meinst du?«
    »Warum denn nicht?«
    »Ist das nicht zu plump? Wollen Frauen nicht immer Blumen und so?«
    Heiliger Sankt Kehrwoche, da muss ich ja ganz von vorne anfangen!
    »Doch, Bernd, aber das mit den Blumen kommt später. Erst mal lädst du sie zum Essen ein.«
    »Echt?«
    »Jaaaaaa.«
    »Ich kann aber nicht kochen.«
    »Doch nicht bei dir!«, rufe ich. Wenn Jasmin, das Tittenmonster, seine Bude sieht, macht sie auf der hohen Hacke kehrt. »Lad sie zum Italiener ein.«
    »Ah ja«, sagt Bernd und wischt sich mit dem Handrücken über den Stracciatella-verschmierten Mund. »Und wo?«
    Oh nein. Warum bin ich nicht zu Hause?
    »Keine Ahnung«, stöhne ich.
    »Und was redet man da so, bei einem ersten Date?«
    Ich verdrehe die Augen, was Bernd hinter meiner Sonnenbrille nicht sehen kann.
    »Weißt du was«, höre ich mich selbst sagen, »wir gehen jetzt zum Hans-Im-Glück-Brunnen. Irgendeine Pinte wird schon offen sein. Dann spendierst du mir ein Essen und ich tue so, als ob ich Jasmin wäre.« Was habe ich eben gesagt? War da Schnaps im Eis?
    »Cool!«, brüllt Bernd so laut, dass sich ein paar Passanten umdrehen. »Du bist echt ein Schatz, Tanja!«
    Nein, bin ich nicht. Ich habe erstens übel Hunger und zweitens will ich nicht nach Hause und drittens ist ein Abend mit Bernd immer noch besser, als alleine mit einem Krimi in der Fußgängerzone zu hocken.
     
    Bernd hat sich nach dem fünften Radler gar nicht mal so doof angestellt. Ich dafür umso mehr, aber mit Absicht. Es dauerte sechs Trollinger, bis ich mich innerlich dem Niveau einer atombusigen Friseurin angenähert hatte. Dann aber war unser Gespräch so flach, dass mein Herr Nachbar mit Sicherheit einiges für sein kommendes Date gelernt hat. Der siebte Trollinger allerdings war schlecht, meinem Kater nach zu urteilen. Und zu allem Übel habe ich am nächsten Morgen Frühschicht im Tabakladen. Punkt halb neun marschiere ich an den Zeitungspaketen vorbei und will eben meine Tasche ins Büro werfen, als Onkel Fritz sich vor mir aufbaut wie ein Michelinmännchen. So aus der Nähe betrachtet hat mein Arbeitgeber enorme Ausmaße.
    »Guten Morgen!«, sage ich.
    »Komm mal mit«, sagt Fritz und bugsiert mich ins Büro. Oh, wie, hab ich was angestellt? War die Abrechnung gestern Abend falsch? Hab ich eine Tageszeitung vom Vortag verkauft? Solche Sachen passieren. Mir sowieso.
    »Setz dich mal«, sagt Fritz und ich wundere mich, warum seine Schultern so weit runterhängen. Schwerfällig lässt er sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen.
    »Was ist denn passiert?«, frage ich. »Ist jemand gestorben?« Immer vom Schlimmsten ausgehen, pflegt Tante Trude zu sagen, dann ist das, was wirklich kommt, nur halb so schlimm. Leider irrt meine Tante in diesem Fall gewaltig.
    »Na ja, also … sterben … ich weiß nicht, ich glaube, der Laden pfeift aus dem letzten Loch, finanziell«, meint Fritz nach einer ganzen Weile, in der er an seinen Fingernägeln gekaut hat. »Seit man nirgendwo mehr rauchen darf in den Kneipen und seit die Zigaretten immer teurer werden … Na ja, ist zwar nicht das einzige Standbein, aber trotzdem, Zeitungen und Lotto allein …« Fritz braucht nicht weiterzusprechen. Ich weiß, dass der Umsatz rückläufig ist. Immer mehr Leute gewöhnen sich das Rauchen ab, was ja eigentlich etwas sehr Gutes ist (und was ich, zu meiner Schande, trotz einem halben Dutzend Versuche noch immer nicht geschafft habe – aber wie auch, wenn ich an der Quelle sitze?). Bonbons allein machen den Kohl eben auch nicht fett.
    »Tja, und dann soll die Miete zum nächsten Quartal erhöht werden.«
    »Scheiße!«, platze ich raus. Macht der Betreiber also doch Ernst. Ich frage mich, wie die Bäckerei oder der kleine Schlüsseldienst die jetzt schon horrende Pacht in Zukunft aufbringen sollen.
    »Andererseits ist ja der Standort hier ideal, viel Laufkundschaft«, sinniert Fritz. Und dann sieht er mich aus großen, traurigen Augen an. »Tanja, ich kann dich nicht mehr bezahlen. Tut mir leid. Das tut mir so leid!« Fritz stützt den Kopf in die Hände. Ich starre ihn an. Dieser Berg von Mann fängt gleich zu

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