Nicht ohne Risiko (German Edition)
Zum Teufel noch mal, wenn er so stark blutet, wie du sagst, dann hat er sowieso keine Chance. Also rette dich selbst. Wirf nicht dein Leben weg für einen Mann, der praktisch schon tot ist.“
„Du weißt nicht, wie es um ihn steht“, widersprach Emily. „Vielleicht stirbt er. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht schafft er es. Er verdient …“
„Er verdient gar nichts .“
„Du irrst dich. Jeder verdient eine zweite Chance. Auch Alex. Vielleicht … vielleicht kann ich die Bombe entschärfen.“
Jim stellten sich die Nackenhaare auf, Angst griff eiskalt nach seinem Herzen. „Rühr diese Bombe nicht an!“
„Gibt es denn niemanden, der mir Schritt für Schritt erklären kann, was ich tun soll?“, fragte Emily. „Die Polizei hat doch bestimmt Spezialisten für so etwas?“
Sieben Minuten und zwei Sekunden. Eine Sekunde. Sieben Minuten.
„Emily, sieh zu, dass du von dem Boot runterkommst. Jetzt!“
Harper beugte sich zu Jim hinüber. „Der Leiter des Bombenentschärfungstrupps wartet im Polizeihauptquartier auf seinen Einsatz.“
Sechs Minuten, fünfundvierzig Sekunden.
„Em, bitte“, flehte Jim verzweifelt. „Delmore ist es nicht wert!“
Emily antwortete nicht.
„Emily, bist du noch da?“
„Ja, ich höre. Und ich bin anderer Meinung. Lässt du mich jetzt mit dem Bombenexperten reden oder nicht?“
Jim biss die Zähne zusammen. „Stell die Verbindung her“, wandte er sich an Harper.
Emily stand über den Motor des Bootes gebeugt und starrte auf die Bombe hinab. Die Anzeige stand auf sechs Minuten und drei Sekunden. Sie hatte dreißig Sekunden ihrer kostbaren Zeit damit verbracht, dem Entschärfungsspezialisten, einem Mann mit leichtem französischen Akzent namens Jean Dumont, die Bombe zu beschreiben.
„Jetzt vorsichtig das Gehäuse entfernen“, sagte Dumont, „aber keine Drähte dabei berühren.“
„Okay.“ Emily wischte sich den Schweiß aus den Augen. „Hab ich getan.“
„Emily, hörst du mich noch? Dein Signal wurde unterbrochen.“
Emily klopfte leicht auf das Mikro in der Brosche. „Hallo? Versteht ihr mich jetzt?“
Jims Stimme kam übers Funkgerät: „Emily, wir haben dein Signal verloren und können dich nicht mehr hören. Dumont wird dir weiter Anweisungen geben, aber wir hören deine Antworten nicht. Niemand hier kann dich hören, dein Mikro ist tot. Bitte, ich flehe dich an. Verlass die Yacht. Ich liebe dich. Hörst du, was ich sage? Und jetzt sieh zu, dass du wegkommst.“
„Ich liebe dich auch“, flüsterte Emily, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Dumonts Stimme erklang wieder aus dem Funkgerät: „Emily, in dem Gehäuse müsstest du vier Drähte sehen: rot, grün, blau und gelb. Finger weg von dem roten und dem gelbenDraht, verstehst du?“
Emily starrte auf die Bombe. Ja, da waren vier Drähte. Und sie waren alle blau.
Jim stand an Deck, die Beine leicht gespreizt, um den Auf- und Abbewegungen des Schnellbootes folgen zu können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Mit dem Fernglas suchte er den Horizont nach der Home Free ab.
Die Zeit lief, scheinbar immer schneller.
Siebenundvierzig Sekunden, sechsundvierzig, fünfundvierzig, vierund…
Aus der Ferne hörte er einen Hubschrauber näher kommen. Er richtete das Fernglas nach Osten, und da war er. Immer noch zu weit entfernt, flog er niedrig über die Wellen. Schnell. Sehr schnell. Aber nicht schnell genug.
Felipe steuerte stur nach Südwesten. Er folgte dem Kurs, den der Peilsender an Bord der Home Free vorgegeben hatte, bevor das Signal abgebrochen war.
Harper steckte den Kopf aus dem Unterdeck. „Dumont ist fertig“, sagte er. „Wenn Emily die Bombe entschärft und alles richtig gemacht hat, haben sie es rechtzeitig geschafft. Ach, und Salazar: Jemand aus dem Krankenhaus hat auf der Wache angerufen und nach dir gefragt. Deine Freundin ist außer Lebensgefahr.“
Felipe schickte ein kurzes Dankgebet auf Spanisch gen Himmel, und Jim warf ihm einen Blick zu.
„Lege bitte ein gutes Wort oder zwei für Emily ein, wenn du schon dabei bist“, bat er.
„Habe ich schon getan“, erwiderte Felipe.
Jim schaute auf seine Armbanduhr. Noch siebzehn Sekunden. Sechzehn. Fünfzehn. Vierzehn.
Am Horizont, mehr in Richtung Süden als Westen, entdeckte Jim etwas, das eventuell die Spitze eines Mastes seinkonnte. „Felipe, da!“ Mit ausgestrecktem Arm zeigte er die Richtung an.
Zehn. Neun. Acht.
Mit dröhnendem Motor jagten sie auf die Yacht zu, die immer weiter über den Horizont
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