Nicht ohne Risiko (German Edition)
Kai liegt …“
„Die Küstenwache und der Hafenmeister stehen bereit, um einzugreifen und die Yacht am Wellenbrecher abzufangen“, erklärte der Fahrdienstleiter.
„Nein!“ Ein paar ausgesuchte Kommentare auf Spanisch unterstrichen, was Felipe von diesem Vorschlag hielt. „Marino hat eine kleine Armee auf dem Boot. Wir müssen davon ausgehen, dass die Männer mit halb automatischen Waffen ausgerüstet sind. Und was hat die Küstenwache? Kleine Handfeuerwaffen und vielleicht ein Betäubungsgewehr? Ich denke gar nicht daran, es unter diesen Umständen auf ein Feuergefecht ankommen zu lassen, muchas gracias . Außerdem hält sich eine Zivilistin an Bord der Home Free auf. Wir wollen nicht auch noch eine Geiselnahme riskieren.“
„Wir können euch eines der Schnellboote der Küstenwache besorgen“, schlug der Fahrdienstleiter vor.
Felipe knirschte mit den Zähnen. „Oh, wie unauffällig. Nein, verdammt noch mal, ich brauche ein ungekennzeichnetes Boot, und ich brauche es vor einer halben Stunde!“
Jim entdeckte den unauffälligen olivgrünen Überwachungswagen der Polizei am Ende des Parkplatzes und hielt direkt daneben. Der Kies spritzte nach allen Seiten, als er abrupt bremste.
Mit einem Satz war Jim aus dem Auto und hämmerte gegen die Hecktür des Überwachungswagens, bis sie geöffnet wurde.
Das Innere des Wagens war schwach beleuchtet, und es war eng. Zwei weitere Detectives saßen zusammen mit Felipe Salazar vor den technischen Geräten. Das Aufnahmelicht des Rekorders blinkte rot, mehrere Kontrollleuchten zeigten die Signalstärke an. Emily war nicht hier, und Jim wurde erneut von Angst erfasst.
„Wo ist sie?“, fragte er barsch. „Delmores Boot liegt nicht an seinem Liegeplatz, es liegt nicht am Kai, und ich weiß, dass ihr sie niemals allein mit dem Schweinehund hättet lossegeln lassen, also wo … Oh Gott!“
Felipes Gesichtsausdruck sagte Jim all das, was er gar nicht hören wollte.
„Diego, bleib bitte ruhig“, sagte Felipe. „Wenn du jetzt ausrastest, hilft uns das in der jetzigen Lage keinen Schritt weiter.“
Jim atmete tief durch. „Jetzige Lage“, wiederholte er. „Es gibt also ein Problem, richtig?“ Wenn Emily etwas passiert ist …“
„Sie sollte den Peilsender an Bord verstecken und die Yacht wieder verlassen“, erläuterte Felipe. „Aber dann … tauchte Marino an Bord auf.“
Vincent Marino. Der Mafiaboss, den man auch den Hai nannte, weil er keine Gnade kannte. Oh Gott, nein.
„Nach allem, was wir bis jetzt mitbekommen haben, sind Marino und Delmore keine Freunde“, sagte Felipe. „Ich vermute, dass Marino sich Delmores Drogenlieferung unter denNagel reißen will. Und es würde mich nicht überraschen, wenn Marino gleich noch die Gelegenheit nutzen wollte, Delmore aus dem Crackhandel zu werfen. Für immer.“
Jim wurde schwindelig. Himmel, das war noch schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte. „Besorg mir einen Hubschrauber“, befahl er heiser. „Ich muss sie da rausholen.“
Aber Salazar schüttelte den Kopf. „Denk nach, Diego“, sagte er mit Nachdruck. „Wenn du der Home Free in einem Polizeihubschrauber folgst – was, glaubst du, wird dann geschehen? Sie wird dabei draufgehen, Mann, und du auch.“
Jim holte tief Luft. Felipe hatte recht. Er hatte recht. Mit donnernden Kanonen hinter Emily herzujagen war keine Lösung. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Musste nachdenken.
„Wohin fahren wir?“, kam Emilys Stimme klar und deutlich über das kleine Mikrofon, das sie trug. „Wohin bringen Sie uns?“
Sie klang so ruhig, so gelassen und beherrscht, aber Jim wusste es besser. Er wusste, dass sie Todesangst hatte. Gott, er hatte selbst Todesangst um sie. Es schnürte ihm die Kehle zu.
„Wir werden eine kleine Party mit ein paar Kumpels Ihres Verlobten feiern“, gab Marino zurück. „Ich sag’s Ihnen nur ungern, aber ich glaube, Sie werden Ihren lieben Alex nicht mehr heiraten wollen, wenn Sie diese Jungs kennengelernt haben.“
Emily antwortete nicht. Jim schloss die Augen und wünschte, ihr Mikro hätte nicht nur einen Sender, sondern auch einen Empfänger. Er wollte mit ihr reden, wollte ihr sagen, sie solle gute Miene zum bösen Spiel machen und Marino nicht reizen.
Derart tatenlos zuhören zu müssen war die reinste Folter. Wenn er jemals dafür bezahlen musste, was er Bob angetan hatte, dann war es jetzt. Großer Gott, wenn Emily etwas zustieß… wenn Marino sie umbrachte – er liebte sie mehr als sein Leben, und ohne
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