Nicht schießen, Darling! - Schon wieder eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
keine Künstlichkeit mehr in ihrer Stimme.
„Kommen wir zum Punkt, Darlington. Ich weiß, Sie sind Surreys bester Freund, aber Sie werden zustimmen, dass mein Schwiegersohn ein egoistischer, rücksichtsloser, arroganter Mann ist, der sich für nichts anderes interessiert, als sich selbst, meine Tochter und sein Vermögen. Er ist diese Angelegenheit vollkommen falsch angegangen und ich halte es für meine Pflicht, Sie in dieser Hinsicht zu beraten.”
„Madame?” James wusste gar nicht, wie er mit diesem plötzlichen Persönlichkeitswandel umgehen sollte. Sogar Mr. Wimple, der bis eben noch desinteressiert auf dem Bürgersteig ausgebreitet dagelegen hatte, richtete sich auf, kreuzte die Pfoten vor der Brust und sah ihn streng an. „Madame, ich weiß nicht, worauf Sie anspielen.”
„Sie sind ein Mann von Welt, Darlington - Nein, unterbrechen Sie mich nicht - ich habe Informationen über Sie eingeholt und ich weiß sehr genau, was Sie für ein Leben führen. Ich werde nicht so weit gehen, Sie einen Lüstling zu nennen, denn Sie sind sehr diskret. Es ist Ihnen aber hoffentlich bewusst, dass Sie in wenigen Tagen eine zartere Blume zu pflücken haben, als diejenigen, die üblicherweise in Ihrem Garten wachsen.”
„Ich bin mir der Tatsache durchaus bewusst, Lady Cartwright, ich glaube nicht dass Sie—”
„Doch das muss ich. Ich verstehe, dass diese Eheschließung für Sie ein hervorragendes Geschäft ist. Ich habe mit Ihrer Mutter korrespondiert, die natürlich begeistert ist und es außerordentlich bedauert, der Trauung wegen ihrer Krankheit nicht beiwohnen zu können. Sie bekommen eine junge, gesunde Braut aus bester Familie, die mit der Ihren in langer Freundschaft verbunden ist und die mit einer Mitgift von fünfzigtausend Pfund erheblich zu Ihrem Reichtum beiträgt. Außerdem wird sie Ihnen früher oder später den nötigen Erben schenken. Sehe ich das richtig?”
„Eines Tages, gewiss, Sie haben sicher Recht, aber— ”
„Clara ist ein besonderes Mädchen. Sie ist, wie wir eben einmal mehr bezeugen durften, mal von größter Klarheit und Intelligenz, mal unsicher, mal stürmisch, mal schüchtern und oft mit dem Kopf irgendwo in den Wolken. Würden Sie ihren Charakter so beschreiben? Sind wir d’accord ?”
„Sicher. Ich kenne schon sie ihr ganzes Leben. So war sie immer.”
„Dann ist Ihnen sicher klar, dass Clara schon ihr ganzes Leben lang unrettbar in Sie verliebt ist und dass darin der Grund für ihr unkontrolliertes Verhalten in Ihrer Gegenwart liegt.”
James war zu überrumpelt, um etwas zu sagen.
„Ach, das haben Sie also nicht gewusst? Nun, es ist eine Tatsache. Clara ist allerdings im Gegensatz zu Prinzessin Flora oder meiner eigenen Tochter - glauben Sie mir, ich bin nicht stolz das zu sagen - unschuldig nicht nur im körperlichen Sinne sondern auch im Geiste. Sie mag gelegentlich freimütige Reden schwingen, aber ihre Erziehung war absolut geschützt. Lord Chestendon ist, anders als seine Durchlaucht von Surrey, ein Mann von aller striktester Moral und ich möchte einmal behaupten, dass weder Clara noch Miss Barnham ein klares Bild von Männern haben. Sie sind romantisch vollkommen verklärt. Ich erinnere mich sogar, dass Clara Gefallen an den Vögeln von Cheltenham Gardens gefunden hat, daher kann ich nur betonen: Gehen Sie mit äußerster Vorsicht vor.”
James fühlte sich vollkommen benebelt. „Vögeln? Lady Cartwright, ich hatte nicht vor,— ”
„Sie müssen sich in Zukunft von Kurtisanen und Opernsängerinnen fern halten, mein lieber Darlington. Sollte das Mädchen von derartigen Eskapaden erfahren, wäre ihr Leben zerstört. Mit nur neunzehn Jahren!”
Lady Cartwrights Worte fanden langsam den Weg durch James Gehirnwindungen.
„Sie liebt mich…”, stotterte er, eigentlich zu sich selbst, aber er war nicht in der Lage, die Worte bei sich zu behalten.
„In der Tat. Mir scheint es, als missfiele Ihnen die Aussicht, für ein so zartes Herz zu sorgen. Aber hören Sie mir jetzt genau zu zu. Wenn Sie ein zufriedenes Leben führen wollen - und bedenken Sie, das Leben geht noch weiter, wenn wir nicht mehr im Safte unserer Jugend stehen - seien Sie vorsichtig! — Ich werde Sie jetzt Ihren Geschäften überlassen. Dieses Gespräch bleibt selbstverständlich unser Geheimnis.”
Sie wandte sich energisch um und marschierte im Gleichschritt mit Mr. Wimple davon.
James sah sich um. Er wusste nicht mehr genau, wo er war. Irgendwie war die Welt ein wenig aus den
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