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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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sollte glauben, in Texas würde ich es nicht schaffen.
    »Ja, ich werde den großartigsten Debütantinnenball aller Zeiten organisieren!«
    Wahrscheinlich schnaufte meine Mutter verächtlich.
Aber das bemerkte ich nicht, ich war viel zu sehr mit meinen neuen Plänen beschäftigt. Ich würde tun, was immer nötig war, um den hundertsten Willow-Creek-Symphony-Association-Debütantinnenball und die Scheidung meiner Mutter abzuwickeln. Und danach würden es diese Frauen bitter bereuen, dass sie meine Familie, meine Mutter und - nun ja - mich beleidigt hatten.

4
    Die Panik ist ein sonderbarer Zustand.
    Für gewöhnlich gerate ich nicht in Panik. Aber nachdem ich mir eingeredet hatte, ich könnte ein Wunder vollbringen, wurde ich tatsächlich von panischem Entsetzen befallen.
    Ich stand in dem großen, weitläufigen alten Haus, in dem ich aufgewachsen war, und lauschte dem vertrauten Knarren und Ächzen meiner Vergangenheit. Dabei versuchte ich, die Atemübungen zu wiederholen, die ich in einem von der Bostoner Kanzlei finanzierten (und obligatorischen) Stressbewältigungskurs gelernt hatte. Das war mir lächerlich erschienen. Immerhin zählte es zu meinen Vorzügen, vor Gericht von dem Stress zu profitieren, den mir der gegnerische Anwalt ins Gesicht schleuderte, und das sogar zu genießen. Aber jetzt, während sich meine Kehle verengte, wünschte ich mir, ich hätte bei jenem Kurs besser aufgepasst. Vor Gesellschaftslöwinnen grandiose Erklärungen über Debütantinnenbälle abzugeben -
das sah mir ebenso wenig ähnlich wie exzessive Zuneigungsbekundungen, was andere Menschen betraf. Und ich war immer stolz auf meine Fähigkeit gewesen, einfach nur ich selbst zu sein.
    Am nächsten Vormittag teilte ich dem leitenden Partner von Marcus, Flint and Worthson in Boston mit, ich müsse Urlaub nehmen. Als er entgegnete, das sei inakzeptabel, sagte ich, okay, er solle Stanley Marcus ausrichten, ich würde kündigen. Da gab er klein bei, allerdings erst nach langwierigem, nicht besonders schmeichelhaftem Gemurre, und wir einigten uns darauf, dass ich freigestellt wurde. Zu diesem Sabbatical kam es allerdings nur wegen des hieb- und stichfesten Ehevertrags, den ich für den leitenden Partner ausgehandelt und der ihn bei der Scheidung vor ernsthaften finanziellen Problemen gerettet hatte. Seither überschlugen sich Marcus, Flint and Worthson beinahe, um mich glücklich zu machen. Außerdem vermutete ich angesichts ihrer Vorliebe für das Engagement distinguierter Harvard-, Princetonund Yale-Absolventen, sie hätten mich als eine Art Quotenfaktor eingestellt. Exzellente Zensuren, brillant bei gerichtlichen Erörterungen strittiger Punkte, zudem noch eine Frau , und zu alldem eine »finanziell fragwürdige« Texanerin!
    Danach drückte ich die Drei auf dem Handy und rief meinen Verlobten an.
    Zu behaupten, Phillip habe sich nicht allzu glücklich gefühlt, wäre eine gewaltige Untertreibung gewesen.
    »Was heißt das, du bleibst noch eine Weile da unten? Wie lange dauert eine Weile? Eine Woche?«

    »Nein.«
    »Einen Monat?«
    »Nicht direkt …«
    »Also länger? Hast du deinen Job aufgegeben, Carlisle?«
    In seiner Stimme schwang eine gewisse Hysterie mit. Warum, konnte ich nicht genau definieren. Weil er fürchtete, ich würde ihn verlassen? Oder glaubte er, ich würde meine Position in der Kanzlei verlieren?
    Phillip Granger machte Karriere bei Marcus, Flint and Worthson und galt als Schnäppchen, wenn er auch ein Boston Southie war, also dem falschen Stadtteil entstammte (noch ein Quotenfaktor?), zumindest nach den Maßstäben einer alteingesessenen, vornehmen Bostoner Firma. Und so hatte mich seine Freude über meine vermeintlich ebenfalls mittellose Familie nicht überrascht. Außerdem gefiel ihm der praktische, schlichte Stil meiner Garderobe, obwohl mich meine blonden Haare und blauvioletten Augen so deutlich wie ein DNA-Nachweis zum Kind meiner distinguierten Mutter stempelten. Immerhin gab es einen nennenswerten Unterschied: Ich neigte nicht zu theatralischen Szenen.
    Natürlich hätte ich ihm die Wahrheit sagen müssen. Aber um mich zu verteidigen - ich hatte ihm nie erzählt , ich würde aus ärmlichen Verhältnissen stammen. Irgendwie war das Gerücht aufgekommen, und ich hatte nicht dagegen protestiert. Nun, das spielte inzwischen keine Rolle mehr.
    »Ich habe Urlaub genommen …« Zögernd unterbrach ich mich. »Ein Sabbatical.«

    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause, ungläubiges Staunen knisterte in den

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