Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Dinge, und Deine Mutter, der Allmächtige möge sie segnen, nimmt den Ball zwar sehr wichtig, doch ihr fehlt der Sinn für die zahlreichen Details, die man beachten muss, um ein solches Ereignis erfolgreich zu arrangieren. Wenn sie die Verantwortung übernimmt, fürchte ich, wird es Probleme geben.
Diese Ahnung hatte sich im Vorjahr bestätigt.
Also muss jemand am Ruder stehen, der die Bedeutung aller Einzelheiten erkennt. Du, mein liebes Mädchen, besitzt diese Fähigkeit. Und so bitte ich Dich, das Erbe anzutreten. Wenn es sich nicht mit Deinen Zukunftsplänen vereinbaren lässt, würde ich’s verstehen. Aber Du sollst wissen, dass ich Dich mit dieser Aufgabe betraue.
In Liebe, grand-mère.
Ich sollte ihre Nachfolgerin werden?
»Das kann ich nicht!«
Meine Mutter nippte an ihrem Tee. »Auf diese Reaktion war ich gefasst. Deshalb habe ich dir den Brief auch nicht sofort gegeben.«
In Savannahs Lächeln zeigte sich ihre spezielle Version von verächtlicher Herablassung, vermischt mit perverser Bosheit. »Das war ohnehin eine verrückte Idee. Wenn man an deine Erfahrungen mit Debütantinnenbällen denkt, Carlisle …«
»Ja, das ist wahr.« Ridgely erschauerte. »Nach deinem katastrophalen Debüt wollten wir dich wirklich nicht in die Nähe dieser Bälle lassen. Was hat sich grand-mère bloß dabei gedacht? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Sorry, vielleicht habe ich ein kleines (eher gigantisches) Detail ausgelassen. Obwohl ich seit meiner Geburt mit Etiketten, Manieren und Walzertänzen konfrontiert worden war, hatte mich niemand zur Debütantin des Jahres erkoren. Und mein Debüt war tatsächlich ein Desaster gewesen. Aber darauf mussten sie mich nicht so taktlos hinweisen.
»Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen«, betonte meine Mutter. »Niemand erinnert sich an Carlisles Debüt.«
»Merkst du’s, Schwesterchen?«, spöttelte Savannah. »Sie ist verzweifelt.«
»Halt den Mund, Savannah. Jedenfalls«, fuhr Ridgely fort, »steht unser Familienerbe auf dem Spiel, und grand-mère hat Carlisle gebeten, diese Position zu übernehmen.«
Mein Herz pochte fast schmerzhaft. »Und du, Savannah? Warum willst du es nicht machen?«
»Wie grand-mère bereits erwähnt hat, interessiere ich mich für andere Dinge.«
»Zum Beispiel?«
»Eigentlich müsstest du’s wissen - ich versuche, schwanger zu werden.«
Seit siebzehn Jahren sehnte meine Schwester ein Baby herbei. Sie war bereits zum zweiten Mal verheiratet (mit dem idealen Partner, wie sie arrogant verkündet hatte), mittlerweile vierzig Jahre alt und immer noch kinderlos. In wachsender Sorge hörte sie die biologische Uhr ticken.
Wortreich erläuterte sie ihre neueste Theorie, was die Gründe ihrer vergeblich angestrebten Mutterschaft betraf. Sie sprach über Akupunktur, Sojakost und eine sogenannte imaginäre Gebärmutter. Keine Ahnung, wovon sie redete … Danach fragte ich nicht. Das wollte ich gar nicht wissen.
Ich brauchte eine Atempause. Schweigend stand ich vom Tisch auf und steuerte den Ausgang an. Aber da draußen würde Ernesto warten. Um ihm nicht zu begegnen, folgte ich einem langen Korridor, der nach hinten zur Damentoilette führte.
Als ich eintrat, bemalten gerade zwei Junior-League-Mitglieder ihre Lippen. Da ich keine Lust hatte, mit den beiden zu reden, eilte ich in die hinterste Kabine, versperrte die Tür und setzte mich auf den Klodeckel. Ich brauchte ein paar Minuten für mich allein, weil ich meine wirren Gedanken ordnen musste.
Ich hörte, wie die Mädchen ihre Handtaschen schlossen und verschwanden. Erleichtert wollte ich aufstehen und die Kabine verlassen, aber da schwang die Tür der Damentoilette auf, und zwei andere Frauen kamen herein.
»Ist das zu fassen!«, rief die eine. »Da sitzt Ridgely und tut so, als wäre alles okay. Ha! Die wird eine Überraschung erleben, wenn sie das Ultimatum einhalten und ihren Rücktritt erklären muss. Oder die Mädchen debütieren nicht in Willow Creek. Nun werden die Leute diese Frau und ihre verrückte Familie in ganz neuem Licht sehen.« Sie lachte schallend. »Und Carlisle! Unglaublich! Sie ist tatsächlich zurückgekehrt! Erinnerst du dich an ihr Debüt?«
Beklommen lauschte ich dem schrillen Gelächter der beiden.
»Wie könnte ich das vergessen? Sicher hat sie seit ihrem Sturz eine schiefe Nase.«
Um ein Stöhnen zu unterdrücken, schlug ich meine Hände vors Gesicht und dachte an meinen großen Abend. Das Haar elegant hochgesteckt, hatte ich das erforderliche lange
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