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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Aufmerksamkeit
erregen. Vielleicht kann die Presse über deinen Fall berichten.«
    »Keine Presse!«, platzte ich heraus.
    »Warum nicht? Die Medien lieben Storys über arme Leute, die was leisten. Für dich wäre das eine Goldgrube. Schon jetzt sehe ich die Schlagzeile: ›Arme junge Frau löst die Probleme ihrer armen Mutter.‹«
    In diesem Satz kam das Wort »arm« etwas zu oft vor.
    »Wirklich, Phillip, keine Publicity. Sobald ich hier alles unter Kontrolle habe, wirst du mich besuchen.«
    Zweifellos eine gute Idee. Früher oder später musste er ohnehin von meiner unglückseligen finanziellen Situation erfahren, und das wäre der günstigste Zeitpunkt. Wir würden das Hochzeitsdatum festlegen. Zunächst einmal würde ich ihn vom Flughafen abholen und dann alles erklären. Wenn ich die richtigen Worte wählte, würde er verstehen, dass ich keine Schuld am Reichtum meiner Mutter trug.
    Nun, über diese Brücke würde ich erst gehen, wenn es so weit war. In der Zwischenzeit gab es dringlichere Sorgen, insbesondere die bevorstehende Besprechung in der Symphony Hall.
    Die Teilnehmerinnen: acht Debütantinnen und ihre Mütter.
    Der Zweck der Versammlung: den Ladys klarzumachen, dass sie an Bord bleiben mussten.
    Und wie sollte ich dieses Ziel erreichen? Indem ich auf meine einzigartigen Fähigkeiten hinwies. Notfalls würde ich sogar auf die Knie fallen und betteln.

    Die Symphony Hall stand an der Ecke des Hildebrand Boulevards und der Willow Creek Avenue, nahe dem Hildebrand Square. Wie sehr hatte meine Großmutter dieses Gebäude geliebt! Sobald ich alt genug gewesen war, um zu laufen, hatte sie mich mit zu den Konzerten genommen. Wann immer ich den Saal betrat, erfüllte mich tiefer innerer Friede, wie in einer Kirche.
    An diesem Tag ging ich als Erste hinein. Auf einem Sideboard waren bereits Kaffee- und Teekannen und Sandwiches angerichtet. Danach kreuzte Giselda Montserat auf. Bei meinem Anblick blinzelte sie. »Wer sind Sie?«
    Mit ihrem knallrot gefärbten Haar glich Giselda, eine winzig kleine Frau, einem Kardinal. Seit meiner Kindheit arbeitete sie für die Symphony Association. Und das bedeutete, dass sie mein unglückseliges Debüt miterlebt hatte.
    »Carlisle Wainwright-Cushing.«
    Zunächst runzelte sie verwirrt die Stirn. Dann ging ihr ein Licht auf, und ihre Verwirrung wurde von eisigem Entsetzen verdrängt.
    Wie ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, ist es in gewissen Situationen das Beste, die Karten auf den Tisch zu legen, den Tatbestand zu akzeptieren und alles zu klären. Allerdings gibt es auch Momente, in denen man den Tatbestand am besten ignoriert und vorgibt, der Elefant im Zimmer würde nicht existieren. In solchen Augenblicken ist das Leben sehr riskant, und man bewältigt die Gefahren am besten, wenn man genau weiß, wann man der Bestie ins Auge schauen und wann man sie missachten sollte.

    An diesem Tag fand ich es am besten, den Mittelweg zu wählen. Ich würde mir anmerken lassen, dass ich wusste, was Giselda dachte, und dann würde ich sie zu der Dummheit herausfordern, das zu erwähnen. Entschlossen reckte ich mein Kinn hoch und wiederholte: »Carlisle Wainwright-Cushing. Sicher erinnern Sie sich an mich.«
    Während der letzten drei Jahre hatte ich bei mehreren Gesichtsverhandlungen meine Instinkte geschärft. Und jetzt, bei der Konfrontation mit Miss Montserat, funktionierten sie ausgezeichnet. Sie schnaufte. Dann wandte sie sich ab, um die perfekt arrangierten Sandwiches zurechtzurücken.
    Die ersten Mädchen erschienen mit ihren Müttern, über meine Anwesenheit nicht annähernd so verblüfft wie Giselda. Offenbar hatte sich mein Auftritt im Brightlee bereits herumgesprochen. Sie schwatzten und spähten mehrmals in meine Richtung, wie peinlich berührte Passanten, die gezwungen wurden, an einem grölenden Obdachlosen vorbeizugehen.
    »Hallo«, begann ich, nachdem ich im vorderen Teil des Saals Stellung bezogen hatte.
    »Carlisle? Bist du’s wirklich? Kaum zu glauben …«
    Diese Äußerung stammte von Jenny Jenkins (mit Edward Jenkins von Jenkins Technology verheiratet), die mit Savannah zur Schule gegangen war.
    »Großer Gott, als ich hörte, dass du wieder hier bist, konnte ich’s kaum fassen.«
    Inzwischen hatten sich mehrere Mütter rings um mich versammelt und erzeugten eine Atmosphäre allgemeinen Missfallens.

    »Ich dachte, das wäre ein Scherz.«
    »Nein, kein Scherz«, erwiderte ich und lächelte gequält.
    Beinahe hätte ich Anda Wilkinson nicht wiedererkannt.

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