Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
mir dabei zugesehen hat?«
Der Mathematiklehrer schäumte vor Wut, doch er erkannte seine Niederlage. Widerstrebend kehrte er zu seinem Pult zurück.
Am nächsten Tag schlief Jack nicht sofort ein, als er sich an unseren Tisch setzte. »Danke für gestern.«
Ich kramte in meinem normalerweise umfangreichen Wortschatz und begann: »Schon gut …« Und das war’s.
Nun griff er in die Tasche seiner Lederjacke und nahm eins dieser Plastikeier heraus, die man aus Kaugummiautomaten ziehen kann. »Da.«
»Was ist das?«, hauchte ich.
»Keine Ahnung. Es ist aus dem Automaten gefallen.
Und ich dachte, das ist das Mindeste, was ich tun muss.« Prompt schlief er wieder ein.
Obwohl ich sofort wusste, dass dieses Geschenk nur eine alberne Geste war, schlug mein Herz wie verrückt. Ich öffnete das Ei und entdeckte einen Plastikring mit einem seltsamen blauen Stein. »Danke«, wisperte ich. Jack bewegte sich nicht. Und er merkte sicher nicht, dass ich den Ring an meinen Finger steckte.
2
Das Gesicht grimmig verkniffen, registrierte meine Mutter in dem imposanten Besprechungsraum mit den Granitwänden und der spektakulären Aussicht auf ganz Willow Creek, dass mein derzeitiger Stiefvater ausgerechnet Jack Blair zu seinem Rechtsbeistand erkoren hatte.
Ridgely war kein enthusiastischer Fan der Familie Blair. Aber soviel ich wusste, konzentrierte sich ihre Abneigung auf Jacks älteren Bruder Hunter. Wie bereits erwähnt, hatte Hunter eine Menge Geld gemacht - ein plebejischer Ölbaron und wahrscheinlich bösartiger als ein Siamkater, den man in kaltes Wasser wirft.
Diesen Mann hatte ich nie gesehen, aber ein paar Geschichten gehört. Schon vor langer Zeit war der Patriarch der Familie Blair gestorben. Damals erst achtzehn Jahre alt, musste Hunter für seine Mutter, seinen fünfjährigen Bruder Jack und die neugeborene Schwester sorgen. Das hatte er geschafft, die Familie aus bitterer Armut erlöst
und bis zu seinem dreißigsten Geburtstag ein Riesenvermögen angehäuft.
Ich war mir stets sicher gewesen, Jacks Vergangenheit hätte ihn mit so unbändiger Energie geladen und befähigt, Dämonen zu besiegen. Aber was wusste ich schon? Auf dem College hatte ich Psychologie gehasst.
Mit seinen Leistungen beeindruckte Hunter die meisten Texaner - meine Mutter nicht so sehr. »Was für ein vulgärer Angeber!«, hatte sie geschimpft. »Dauernd reibt er einem unter die Nase, er sei so ein armer Junge gewesen. Trotzdem habe er’s bis ganz nach oben geschafft. Eigentlich sollte man meinen, er müsste seine unglückselige Vergangenheit vertuschen. So wie es jeder respektable Mann tun würde.«
Bedenken Sie bitte - wir reden von meiner Mutter, die alle Neuengländer »Pilgerväter« nennt und glaubt, die Kennedys müssten Sprachunterricht nehmen.
Jack und meine Mutter wechselten kaum ein paar Höflichkeitsfloskeln, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. Im typischen Alphamännchen- oder Neandertaler-Stil, die Arme vor der Brust verschränkt, ließ er seinen Blick über meine korrekt gekleidete Gestalt wandern. Ärgerlich öffnete ich den Mund, um mein imposantes Vokabular zu nutzen und ihn vernichtend zu maßregeln.
»Wie gut du aussiehst, Carlisle«, stellte er fest.
Sofort pochte mein Herz schneller. Also fand er mich attraktiv. Natürlich war meine Teenagerreaktion völlig inakzeptabel - wo ich meine alberne Schwärmerei für Jack Blair doch längst überwunden hatte.
»Danke«, erwiderte ich kühl und geschäftsmäßig, »du siehst auch gut aus.«
Klar, genau die richtige Antwort. Aber in meinen Ohren klang sie nicht so cool, wie ich’s beabsichtigt hatte.
Er hob eine dunkle Braue. Dann ging er an mir vorbei - eins neunzig groß, breitschultrig, mit schmalen Hüften und markantem Kinn. Trotz der zivilisierten Umgebung spürte ich seine animalische Energie. Lässig bedeutete er uns, Platz zu nehmen.
»Fangen wir an«, entschied er abrupt, als wollte er keine Zeit vergeuden. Keine Ahnung, ob er tatsächlich dringende Termine hatte oder sich einfach nur aufspielte …
Ich setzte mich an den stylischen Zementtisch, neben meine Mutter, gegenüber von Jack und Vincent. Entschlossen verdrängte ich Jack und seine schmalen Hüften aus meinen Gedanken. »Ich bin nur hier, weil ich meiner Mutter helfen möchte, einen geeigneten Anwalt zu finden.«
»Gute Idee.« Jack beugte sich in einem ergonometrischen Tausend-Dollar-Sessel vor. In seinen braunen Augen lag ein abschätzender Ausdruck, bevor ich den ersten
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