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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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wie die weißen und rosa Teerosen auf einem Ball für Debütantinnen.

    »Guten Morgen«, sang sie. »Ist das nicht ein wundervoller Tag?«
    »Wer ist er?«
    Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. »Oh, du unartiges Mädchen! Wer behauptet denn, ich hätte jemanden kennengelernt?«
    Vielsagend hob ich die Brauen.
    »Also gut, ich geb’s zu - ich habe einen Mann getroffen. Und er ist fantastisch! Einfach fantastisch! Heute Abend kommt er zum Dinner.«
    »Schon so bald? Solltest du heutzutage nicht das Terrain sondieren, ihn näher kennenlernen und herausfinden, ob er ein Serienmörder oder sonst was ist, bevor du ihn nach Hause einlädst?«
    »Unsinn, von Männern verstehe ich sehr viel.«
    Damit brachte sie mich zum Lachen. Sorry, aber wenn meine Mutter ein Talent besaß, dann das, auf Männer hereinzufallen, die sie verletzen würden.
    Ihr Lächeln nahm einen koketten Ausdruck an. »Wenn er danach fragt - du bist zehn Jahre alt.«
    »Wie bitte? Zehn?«
    »Würde es dich umbringen, diesen Eindruck zu erwecken?«
    »Vielleicht. Welchen Unterschied macht es denn, ob ich zehn oder dreizehn bin?«
    »Nun, es ist okay, wenn man ein Schulkind hat. Aber ein Teenager in der Highschool? Besser nicht.«
    »Falls du es vergessen hast, Mutter - deine beiden erwachsenen Kinder sind verheiratet. Und soviel ich weiß, bist du eine Großmutter.«

    »Hüte deine Zunge!«
    Wie vereinbart, stand Mr. Rhys McDougal vor unserer Tür - hochgewachsen, dunkelhaarig, attraktiv, so wie es meine Mutter vorzog. Kein Wunder, dass er Geschenke mitbrachte - Blumen für meine Mutter, eine Babypuppe für mich. Offensichtlich hatte er keine Ahnung, womit eine »Zehnjährige« spielte, obwohl er intelligenter wirkte, als es dieser Fauxpas vermuten ließ. Nach einem kurzen Blick in meine Richtung bemerkte er: »Für eine Zehnjährige bist du sehr groß.«
    Herausfordernd lächelte ich meine Mutter an. Ridgely lachte nur und führte ihn in den Empfangssalon. »Ja, sie war schon immer groß für ihr Alter«, gurrte sie mit ihrem betont weichen, gedehnten Südstaatenakzent. »Und Sie wissen ja, wie empfindsam die Mädchen sind, wenn man sie groß nennt.«
    Seine Ohren färbten sich rosig. »Nun, es tut mir leid …«
    »Nicht nötig«, unterbrach sie ihn und wandte sich zu mir. »Carlisle, meine Süße, sag Lupe, wir möchten Drinks im Salon nehmen.«
    Sie sank auf das französische Sofa, breitete ihren Chiffonrock auf dem Brokatbezug aus und schwang ein Bein über das andere, wie ein Model in einem Werbespot für Strumpfhosen.
    Wenig später erschien Lupe, ein Silbertablett mit Kristall und einem Eiskübel in den Händen, und stellte es auf den Barschrank. Ich fungierte als Anstandsdame, und sie servierte mir eine Limonade, während Mr. McDougal Bourbon mit einem Spritzer Wasser trank.

    »Oh, am besten nehme ich einen winzigen Sherry«, flötete meine Mutter. »Obwohl ich nur ganz selten Alkohol trinke, Gott bewahre!«
    Als ich lachte, warf sie mir einen vernichtenden Blick zu.
    Die Atmosphäre entsprach ganz genau den alten Südstaaten. Als würden wir in Atlanta oder sogar in New Orleans leben - zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts -, und meine achtzehnjährige Mutter würde kurz vor ihrem Debüt stehen.
    An jenem ersten Abend saß ich mit den beiden an der Dinnertafel. Gebratene Ente, Kartoffelstäbchen, Spargel, dazu ziemlich viel Wein. Am zweiten Abend wurde ich nach der Limonade entlassen, unter dem Vorwand, ich müsste »wahnsinnig viele« Hausaufgaben erledigen und hätte mein Essen bereits zu mir genommen. Und am dritten Abend hatte Lupe frei. Angeblich übernachtete ich bei einer meiner Freundinnen (ich hatte keine) und musste meinen Kopf unter ein Kissen stecken, damit ich das mädchenhafte Gelächter meiner Mutter und Mr. McDougals tiefen Bariton nicht hörte - und all die anderen Geräusche, die aus dem Schlafzimmer drangen.
    Danach kam er nicht mehr zu Besuch.
    In einem einfachen, schlichten Hausmantel und Pantoffeln wanderte meine Mutter umher, starrte das Telefon an und hoffte verzweifelt, es würde läuten. Vielleicht hatte ich erwähnt, ein Wasserkessel, den man beobachtete, würde niemals pfeifen, auf jeden Fall ging sie in einen anderen Raum und stürmte zum Telefon, wann immer es klingelte. Mr. McDougal rief kein einziges Mal an.

    Als sie diese Tatsache registrierte, hinterließ sie Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter. Doch er meldete sich noch immer nicht.
    Eine Woche nach dem ersten Dinner zerrte sie mich mitten in der

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