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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Soldaten beim Marschieren zeigt, und zwar so, daß man ihre schweren Nagelschuhe sieht. Das wirkt, mein Junge, das wirkt. Und dann vielleicht noch einmal arabische Kinder, diesmal auf ähnlicher Nahrungssuche wie zuvor der verhungerte Hund. Am besten in einem Dorf, das den Terroristen als Stützpunkt gedient hat und von der israelischen Artillerie beschossen wurde. Ruinen und rauchende Trümmer. Auch die nicht getroffenen Hütten sehen aus wie knapp vor dem Einsturz. Eine räudige Katze huscht in einen Granattrichter.
    Schnitt.
    Ein israelischer Militärfriedhof mit Hunderten von Grabsteinen. Hunderte von jungen Juden, die nichts andres wollten als ihr Land aufbauen, haben mit ihrem Leben dafür gebüßt… Na ja. Das wäre, besonders in der Totale, nicht schlecht. Gibt es nichts Besseres?
    Doch:
    Ein Geschäftsmann in Tel Aviv, fett, glatzköpfig, mit Brille, der sich gerade an einer Schokoladetorte gütlich tut. Eigentlich müßte die Schokoladetorte genügen. Der Fresser müßte nicht unbedingt eine Brille tragen und fett sein. Aber da die Terroristenkatze mager war und keine Brille trug, kommt die Kontrastwirkung auf diese Weise schärfer heraus. Der fette Brillenträger sitzt also in einem weich gepolsterten Fauteuil seiner weiträumigen Wohnung in Tel Aviv und beantwortet Ihre Fragen, während er – nach dem Genuß der Torte – an einer dicken Zigarre pafft und von Zeit zu Zeit einen Blick auf das Aktbild an der gegenüberliegenden Wand wirft. Sie fragen den Brillenwanst:
    »Sind Sie der Meinung, daß die israelischen Vergeltungsaktionen etwas erreichen?«
    »Ganz entschieden«, antwortet Fatty. »Die arabischen Sabotageakte haben seither merkbar abgenommen. Gewiß, jede Art der Vergeltung widerspricht der jüdischen Tradition und widerspricht unserem aufrichtigen Wunsch, mit allen unseren Nachbarn in Frieden zu leben. Aber wenn das Leben unserer Kinder auf dem Spiel steht da muß uns jedes Mittel recht sein, lieber Herr!«
    Eine ausgezeichnete Antwort. Nur leider zu lang. Ein routinierter Fernsehreporter wird auch das Zeitelement einkalkulieren, wird notfalls einen Teil der Antwort herausschneiden und nur die Essenz übriglassen:
    »Vergeltung widerspricht der jüdischen Tradition… Die arabischen Sabotageakte haben merkbar abgenommen… da muß uns jedes Mittel recht sein, lieber Herr.« – halt, das ist der geeignete Satz. Präzise und treffend. Die Dialogfassung, die im britischen Fernsehen gezeigt wird, hört sich folgendermaßen an:
    »Sind Sie der Meinung, daß die israelischen Vergeltungsaktionen etwas errreichen?«
    »Da muß uns jedes Mittel recht sein, lieber Herr.«
    Kürze – Würze. Nachdem Sie die Antwort richtig gesiebt und die Akzente richtig verteilt haben, ist es hoch an der Zeit, einen arabischen Freischärler zu Wort kommen zu lassen. Sie finden ihn am besten in einem Trainingslager, und er ist am besten ein junger, sehniger Typ, dessen lockiges Haar – anders als die Glatze des Tel-Aviver Tortenfressers – im Wüstenwind flattert.
    »Dies ist mein Land«, sagt er mit großem Nachdruck. »Ich wurde hier geboren, mein Vater wurde hier geboren, mein Großvater, meine ganze Familie. Die Juden haben uns verjagt und beraubt. Sie wollen keinen Frieden, sie wollen Krieg. Uns
    bleibt keine Wahl als zu kämpfen…«
    An dieser Stelle können Sie, verehrter britischer Fernsehreporter, Ihr Talent beweisen. Dem Gespräch, das Sie mit jenem glatzköpfigen Fettwanst in Tel Aviv geführt hatten, ging eine informale Plauderei voraus, die nicht für Sendezwecke gedacht war, bei der aber Bild und Ton schon mitliefen. Und da hatte Ihr Gesprächspartner unter anderem gesagt: »Schauen Sie sich doch einmal die Landkarte an – wir hätten Kairo einnehmen können.« Den zweiten Teil dieses Satzes schneiden Sie heraus und blenden ihn in Ihr Gespräch mit dem Al-Fatach-Mann ein.
    Haben Sie mich richtig verstanden? Auf die Worte des jungen Arabers: »Uns bleibt keine Wahl als zu kämpfen« antworten nicht Sie, sondern es antwortet der Dicke mit der Glatze, bequem in seinen Fauteuil hineingegossen und eine Zigarre paffend: »Wir hätten Kairo einnehmen können.« Damit ersparen Sie sich auch die restlichen Sätze, mit denen Ihr Araber seine Aussage schloß. Er hat da noch irgend etwas gesprochen, daß man die Juden ins Meer werfen wird und daß die einzige Lösung des Konflikts in der vollkommenen Vernichtung Israels besteht… Aber das ist sowieso ein alter Hut und das will niemand hören.
    So erscheint denn

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