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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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übersiedeln.«
    »Nur für eine begrenzte Zeitdauer…«
    »Wenn Sie zwei Wochen früher gekommen wären, bevor Dworah mit den Klavierstunden anfing! Ich hätte gerne etwas für unsere russischen Brüder getan. Aber jetzt ist es zu spät. Haben Sie schon in der Nachbarschaft herumgefragt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ihre Nachbarn sind sehr musikalische Menschen. Alle. Violine. Trompete. Klarinette. Waldhorn.«
    »Ja, so geht’s. Die Leute haben sich eben aus kleinen Anfängen emporgearbeitet. Ich selbst – was hatte ich denn schon, als ich herkam?«
    »Eine Dreizimmerwohnung.«
    »Nur zweieinhalb Zimmer, bitte. Aber Ihre Russen sind ja an ganz andere Wohnverhältnisse gewöhnt. Sie sind in größter Not und unter ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen, das ist eine allgemein bekannte Tatsache.«
    »Also nichts zu machen?«
    »Das habe ich nicht gesagt! Ich bin immer zu Opfern bereit, wenn es unbedingt nötig ist. Warten Sie. Ich zahle schon seit Jahren die Bewässerungsabgabe, die von der Regierung teilweise zurückerstattet wird, sobald der regionale Aufteilungsschlüssel feststeht. Damit Sie sehen, wozu ich fähig bin: ich verzichte auf meinen Anteil. Geben Sie ihn den Russen.«
    »Und bis dahin?«
    »Bis dahin möchte ich in meinem eigenen Hause wenigstens Ruhe haben. Diese Menschen stehen in aller Herrgottsfrühe auf und machen einen fürchterlichen Wirbel. Ich kenne sie. Nichts als tanzen, nichts als singen, otschi tschornaja, otschi krasnaja, es ist zum Verrücktwerden. Und alle haben drei bis vier Kinder. Sie kommen eben aus einer andern Welt, da hilft nichts.«
    »Also was soll geschehen?«
    »Tja, das ist ein schwieriges Problem. Bekommt man einen Zuschuß, wenn man die Leute aufnimmt?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich ratlos.«
    »Sollen wir sie zurückschicken?«
    »Ich weiß nicht… ich fürchte… unter den derzeitigen Umständen…«
    »Schade. Wirklich schade.«
    »Nur für eine begrenzte Zeitdauer. In ein paar Jahren wird meine Tochter mit dem Klavierunterricht hoffentlich fertig sein. Oder Frau Pressburger geht in Pension. Dann sieht alles gleich ganz anders aus. Man muß Geduld haben.«
     

Folterkammer Washington, D.C.
    Seit Jahren beschäftigt uns eine bange Frage: wie lange werden es die Vereinigten Staaten noch zulassen, daß wir der sowjetrussischen Expansion im Nahen Osten den Weg verstellen? Jetzt, so scheint’s, ist die Geduld, die unsere amerikanischen Freunde mit uns hatten, am Ende… Schon ein altes griechisches Sprichwort sagt: »Wen die Götter strafen wollen, den machen sie zum Verbündeten Amerikas.«
     
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Präsident Nixon, schüttelte meine Hand und lächelte sein breites, fernsehbekanntes Lächeln. »Wie geht’s zu Hause?«
    »Danke«, sagte ich, indem ich mich in dem Lehnsessel gegenüber seinem Schreibtisch niederließ. »In der letzten Zeit hat es oft geregnet, aber das Flugwetter ist noch immer ganz gut.«
    »Das freut mich zu hören. Über das Weekend gehe ich angeln.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    An dieser Stelle trat in unserem lebhaften Gespräch eine Pause ein. Der Präsident, mit abermals breitem Lächeln, deutete durch das Fenster zum Rosengarten des Weißen Hauses hinaus.
    »Ich glaube, der Rasen müßte wieder einmal gemäht werden. Glauben Sie nicht auch?«
    »Unbedingt«, antwortete ich und fügte blitzschnell hinzu: »Ich will Phantomflugzeuge haben.«
    Der Präsident kehrte mir sein Gesicht zu, auf dem das Lächeln, ob man’s glaubt oder nicht, noch um eine Kleinigkeit breiter geworden war:
    »Sie brauchen die Flugzeuge dringend, wie?«
    »Jawohl, Mr. President.«
    »Zu meiner Freude kann ich Ihnen mitteilen, daß ich diesem Problem meine volle Aufmerksamkeit zugewandt habe. Die Entscheidung ist bereits gefallen.«
    »Gefallen?«
    »Gefallen. Tee oder Kaffee?«
    »Ja.«
    »Ich für meine Person mag den Tee nicht allzu stark. Wie viele Löffel Zucker?«
    »Mindestens fünfundzwanzig.«
    »Ich nehme Sacharin. Es spielt keine große Rolle, aber Mrs. Nixon achtet scharf auf mein Gewicht. Jeden Freitag spiele ich Golf mit Senator Fullbright. Kommen Sie doch gelegentlich einmal mit.«
    »Danke.«
    »Es war schön, mit Ihnen gesprochen zu haben. Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Nixon schüttelte mir die Hand und lächelte breit.
    »Mr. President«, sagte ich, »diese Flugzeuge sind für uns eine Frage von Leben oder Tod…«
    »Ja, den Eindruck habe ich auch. Deshalb werde ich meine Antwort nicht länger hinauszögern.«
    »Dank. Innigen

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