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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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allerdings erfolglos – zu den Proben ein. Zugleich übergab er die Angelegenheit einem Rechtsanwalt, der nach sorgfältiger Prüfung des umfangreichen Vertragswerkes erklärte, daß er nichts machen könne, da eine Klage gegen Gott wenig Chancen hätte. Daraufhin verdächtigte Joe die Methodistenkirche des Antisemitismus, zog diesen Verdacht jedoch alsbald zurück und erklärte sich bereit, Methodist zu werden. Aber auch das half nichts.
    Wir mußten also ein anderes Theater finden.
    Wie macht man das? Ganz einfach: man geht die Liste der bevorstehenden Premieren durch und versucht zu erraten, welche von ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit durchfallen wird. Es gibt sogenannte »Fiasko-Experten«, die gegen entsprechendes Honorar nach Durchfällen Ausschau halten (den abgerichteten Polizeihunden vergleichbar, denen es obliegt, Haschisch-Verstecke aufzuspüren).
    Die Wahl unseres Expertenteams fiel auf das Corona-Theater, eines der bekannteren Off-Broadway-Häuser.
    »Gehen wir’s uns anschauen«, sagte Joe.
    Wir drangen durch eine Hintertür in das kleine Gebäude ein, unsere Hüte tief ins Gesicht gezogen und unsere Füße in schalldämpfenden Gummischuhen. Ich kam mir vor wie ein Berufsgeier, der über einem werdenden Kadaver schwebt, um im richtigen Augenblick auf ihn hinabzustoßen. Aber so ist das Leben.
    Auf der kleinen Bühne ging gerade eine der letzten Proben zu einem offenbar ganz netten Musical vonstatten. Sehnige Tänzer beiderlei Geschlechts erzeugten ein rhythmisches Durcheinander, der Bühnenbildner legte die letzte Hand ans Bühnenbild, die Musiker stimmten ihre Instrumente, der Regisseur brüllte sich heiser und der Choreograph versuchte ihn zu überschreien. Wir standen in einer dunklen Ecke und beobachteten die Vorgänge.
    Nach einer Weile holte der oberste Leichenfledderer tief Atem, schüttelte den Kopf und sagte:
    »Nein, die kommen über die Premiere nicht hinaus. Ein sicherer Durchfall.«
    Joe und ich wollten vor Freude laut aufjauchzen, unterließen das aber, um kein Aufsehen zu erregen.
    Wie sich zeigte, hatten wir es bereits erregt. Aus dem halbdunklen Zuschauerraum kam ein Mann auf uns zu und fragte, wer zum Teufel wir wären und was zum Teufel wir hier suchten.
    Statt irgendwelche Ausreden zu stottern, die unser nicht würdig gewesen wären, enteilten wir schnellen Schritts, rannten um das Theatergebäude herum und durch einen anderen Eingang in den zweiten Stock hinauf, wo sich das Privatbüro des Hauseigentümers befand.
    Er schien bereits auf uns gewartet zu haben.
    »Wann wollen Sie Ihre Show herausbringen?« fragte er zur Begrüßung.
    »Was ist die jetzige Lage?« lautete Joes Gegenfrage.
    »Am Mittwoch haben die don unten Premiere. Wenn Sie wollen, können Sie Donnerstag mit den Proben anfangen.«
    »Bestimmt?«
    »Totsicher. Wir können sofort Vertrag machen.«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ich, »warum müssen wir bis Donnerstag warten? Die Premiere wird ungefähr um halb elf zu Ende sein, so daß wir noch am Mittwoch abend um elf anfangen können.«
    »Halten Sie den Mund«, zischte mir einer der Experten zu. »Man muß die doch wenigstens die Kritiken lesen lassen.«
    Mittlerweile hatte Joe mit dem Hausbesitzer durch Handschlag einen Vorvertrag abgeschlossen und durch eine Anzahlung bekräftigt. Von der Bühne hörten wir hoffnungsvolle Musik und die optimistischen Stimmen der Sänger…
    Ein paar spannungsgeladene Tage folgten. Schon zur Hauptprobe schickten wir einen Spion in den Zuschauerraum. Er berichtete, daß die Show nicht gut sei, aber auch nicht katastrophal schlecht. Joe erbleichte.
    »Herr im Himmel«, stöhnte er, »wenn das ein Erfolg wird, sind wir verloren.«
    Ich schlug vor, den Star der Show zu vergiften oder bei der Premiere unsere Leute hinter die wichtigsten Kritiker zu placieren, um sie durch Ausrufe des Ekels zu beeinflussen. Meine Vorschläge wurden abgelehnt. Nur die Kritiken in der Presse und im Fernsehen konnten uns helfen.
    Am Mittwochabend versammelten wir uns in unbeschreiblicher Nervosität vor dem Bildschirm. Endlich war es so weit. Kanal II meldete sich als erster mit einer lauwarmen, aber nicht wirklich mörderischen Kritik. Auf einem andern Kanal wußte irgendein Idiot sogar von »amüsanten Stellen« zu berichten. Sollte am Ende…? Man kann sich heutzutage auf nichts mehr verlassen.
    Gegen Mitternacht brachte uns einer der Experten die noch druckfeuchte Morgenausgabe der ›Post‹. Wieder kein echter Verriß. Wenn das so

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