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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Tatsache, daß ein Teil des Publikums nach jeder Vorstellung auf Topols Kosten in einem der besseren Restaurants diniert. Tradition, Tradition. Sogar die Taxichauffeure wissen das und empfangen die aus der Bühnentür Hervorquellenden mit dem Ruf: »Topol-Tour! Topol-Tour!«
    Topol schwingt sich in das erste Taxi, die Mitglieder der israelischen Dinnergesellschaft verteilen sich auf die nächsten neun Fahrzeuge und folgen dem ersten.
    Der Konvoy schlägt die Richtung zum Viertel der teuersten Abendrestaurants ein. Topol sieht in seiner Brieftasche nach, ob er genug Bargeld bei sich hat, um für 40 Personen zu zahlen (36 Israelis und 4 Engländer, die sich der Gruppe auf gut Glück angeschlossen haben). Er zeigt leise Anzeichen von Müdigkeit, die sich niemand erklären kann.
    »Na ja«, bemerkt Billitzer zu seiner Schwester. »Der Erfolg steigt ihm eben zu Kopf. Das ist nicht mehr der alte, freundliche Topol, wie wir ihn aus Tel-Aviv kennen. Schade.«

New York ist nicht Amerika
       
    Da wir schon in London sind, machen wir einen kleinen Sprung über den Ozean nach New York, dieser Brutstätte des israelischen Imperialismus. Die Gemeinsamkeiten, die Israel mit Amerika verbinden, sind ja wirklich nicht zu leugnen. Nur, daß die Juden dort viel mehr Einfluß haben.
     
    Wenn irgendwo in unserer immer kleiner werdenden Welt ein Staat im Staate innerhalb eines Staates existiert, dann ist es die Stadt New York im Staat New York in den Vereinigten Staaten von Amerika. New York hat mehr Einwohner, mehr Verkehrsunfälle, mehr Ausstellungen, mehr Neubauten und mehr Laster als jede andre Stadt der Welt. Außerdem residieren dort die Vereinten Nationen, Barbara Streisand und der König von Saudi-Arabien. New York reicht bis an die Wolken und ist 24 Stunden am Tag geöffnet. Es gibt nur ein New York. Gott sei Dank.
    Die Amerikaner sind auf New York sehr stolz. Kaum hat man es verlassen, um den Rest des Kontinents kennenzulernen, wird man von jedem Menschen, dem man unterwegs begegnet, sofort gefragt:
    »Wie gefällt Ihnen Amerika? Und was halten Sie andererseits von New York?«
    »Amerika ist reizend«, pflegte ich auf solche Fragen zu antworten, »und New York ist eine liebe, freundliche Stadt.«
    Damit wäre das Thema erschöpft und meine amerikanische Karriere so gut wie ruiniert gewesen, hätte sich nicht in Washington, D. C., ein neuer Aspekt ergeben.
    Ein gastfreundlicher Bürger dieser verhältnismäßig kleinen
    und verhältnismäßig schönen Stadt hatte mich in ein Restaurant mit Klimaanlage eingeladen und stellte die unausbleibliche Frage nach meiner Meinung über Amerika und New York.
    »New York ist lieb«, antwortete ich, »wenn auch für meinen Geschmack ein wenig zu lärmend.«
    »Augenblick«, bremste mein Gastgeber. »Das muß ich meiner Frau erzählen.«
    Er ließ sich das Telefon an den Tisch bringen und kam nach einigen Einleitungsphrasen auf mich zu sprechen: »Sehr nett«, hörte ich ihn sagen. »Und er kann New York nicht ausstehen. Der Lärm dort macht ihn wahnsinnig.« Dann, den Hörer abwartend in der Hand, wandte er sich an mich: »Jeanette will wissen, ob Ihnen nicht auch der Schmutz in New York aufgefallen ist?«
    »Und wie! Er ist ekelerregend.«
    »Und die nächtlichen Schießereien?«
    »Erinnern Sie mich nicht.«
    »Meine Frau möchte Sie zum Dinner einladen«, gab er mir nach wenigen Sekunden bekannt.
    Das war der Augenblick der Erkenntnis. Sie wurde am Abend, im Hause meines neu gewonnenen Freundes Harry, von den vielen distinguierten Gästen bestätigt, die er mir zu Ehren eingeladen hatte und die mich lauernd umringten, Cocktailgläser in der Hand, stumme Gier in den Augen. »Sagen Sie uns etwas Häßliches über New York«, beschworen mich ihre Blicke. »Sie als Ausländer brauchen keine Rücksicht zu nehmen. Schimpfen Sie!«
    Nun, das konnten sie haben. »New York geht einem entsetzlich auf die Nerven«, bemerkte ich leichthin. »Ich könnte es dort keine zwei Jahre aushalten.«
    »Noch«, hauchte mit geschlossenen Augen eine der herandrängenden Damen, und »Weiter, weiter!« gurrte eine andere.
    »Die New Yorker Männer sind unelegant, unrasiert und geizig. New York ist nicht Amerika.«
    »Genial«, stöhnt ein junger Reporter. »Das wird meine Schlagzeile!« Und er enteilte.
    Am nächsten Tag sah ich’s balkendick in der führenden Zeitung der Stadt neben meinem Bild prangen:
     
    »ISRAELISCHER GELEHRTER VERABSCHEUT NEW YORKS HYSTERIE«, und als Untertitel: »BEWUNDERT EXQUISITE

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