Nicht so stuermisch Hannah
lieber sofort mit der Arbeit an", meinte Tammy.
„Besser war's. Oh ..." Adam rief Tammy zurück. „Beinahe hätte ich es vergessen." Er langte in seine Tasche. „Ich habe dir etwas mitgebracht." Er reichte ihr eine Süßigkeit.
Tammy bedankte sich und seufzte mit einem Blick zu Hannah: „Schokolade. Das ist meine einzige Schwäche."
Während Tammy damit beschäftigt war, das Essen zuzubereiten, spazierten Hannah und Adam Seite an Seite den kleinen Weg entlang.
„Ich verstehe nicht, warum Tammy mich nicht einfach aus der Küche geschickt hat", sagte Hannah. „Warum ließ sie mich - eine völlig Fremde - drinnen einfach das Kommando übernehmen?"
Adams Kichern klang so warm und herzlich, dass Hannahs Haut unwillkürlich zu prickeln begann.
Hannah versuchte, sich auf das Singen der Vögel in den Bäumen und die fantastischen, malvenfarbenen Wolken am Abendhimmel zu konzentrieren. Aber es gelang ihr nicht.
Sie konnte Adam Roths faszinierende Ausstrahlung einfach nicht ignorieren und reagierte viel stärker auf diesen Mann, als ihr lieb war.
„Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon einmal jemand gesagt hat", murmelte Adam schließlich, „aber Sie besitzen eine dominante Persönlichkeit."
Im ersten Moment wollte Hannah protestieren. Aber dann sah sie ein, dass er Recht hatte. Und sie durfte ihm auch nicht verübeln, dass er die Wahrheit sagte.
„Ich tue, was ich tun muss", war alles, was sie erwiderte.
„Das ist mir klar."
Hannah überlegte, was das nun wieder bedeuten sollte. War diese kleine Bemerkung als Kompliment oder als Kritik zu verstehen? Auch wenn sie diesen Mann heute erst kennen gelernt hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass ein gewisser Vorwurf in seinen Worten lag.
„Aber es sieht Tammy eigentlich nicht ähnlich, absolut gar nichts zu sagen", fügte er dann hinzu.
Diese Feststellung klang herausfordernd, und Hannah überlegte noch einmal, was in der Küche geschehen war, bevor Adam kam. „Sie sagte jedenfalls kein Wort davon, dass sie selbst kochen wollte", versuchte sie, die Situation zu rekonstruieren. „Sie betonte nur, dass sie hungrig sei, und fragte, ob
ich auch Hunger habe. Das passierte sogar zweimal, bevor ich beschloss, das Dinner zu kochen."
„Aha." Adam nickte.
„Aha?" Hanna zog eine Braue hoch. „Sie scheinen Tammys Haltung zu verstehen."
Adam nickte erneut. „Ja. Sehen Sie, Tammy begreift, dass sie vom Leben manchmal gefordert wird. Meistens, genauer gesagt."
Der zärtliche Ton seiner Stimme rührte Hannah. Vielleicht wirkte er ja auf sie irritierend, aber mit Tammy ging er äußerst zartfühlend um.
„Sie weiß", fuhr er fort, „dass sie von den Menschen in ihrer Nähe ein wenig Unterstützung benötigt. Und das ist es, was sie sucht."
Hannah runzelte die Stirn, während sie einige der Puzzleteile zusammenfügte. „So, wie sie Ihre Bestätigung wegen des Fächers erwartete? Ich hatte vermutet, sie würde Sie um Erlaubnis bitten, ihn aus dem Schlafzimmer holen zu dürfen."
Adam schüttelte den Kopf. „Nein. Um meine Erlaubnis ging es ihr nicht. Sie weiß recht gut, was getan werden muss. Meistens jedenfalls." Er seufzte. „Sie will nur hören, dass die anderen ihr zustimmen. Sie braucht die Bestätigung." Er zuckte die Schulter.
„Führung eben."
Meistens. Das Wort war nur unbedeutendes Beiwerk, aber es beunruhigte Hannah dennoch.
„Sie ist wie ein Kind", stellte sie fest.
„Tammy ist reizend. Sie ist herzlich und freundlich. Sie kümmert sich um die Menschen in ihrer Nähe. Und wir kümmern uns um sie."
Meistens. Noch immer arbeitete das Wort in Hannahs Kopf. „Was geschieht, wenn sie eine Situation falsch einschätzt", fragte Hannah, „und wenn dann niemand da ist, der ihr hilft?"
Eine Weile gingen sie schweigend den Weg am Wald entlang, bevor Adam antwortete.
„Irgendwie wird sie schon damit fertig. Jedenfalls ist ihr das bis jetzt gelungen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich großes Vertrauen in Tammy habe. Ich glaube, sie kann recht gut allein für sich sorgen."
Doch. Hannah entging nicht, die leichte Sorge hinter seinen Worten. „Solange sie von anderen unterstützt wird." Hannah fühlte sich gezwungen zu sagen, was Adam ihrer Meinung nachgedacht, aber nicht ausgesprochen hatte.
„Sehen Sie", er hob die Stimme, „Sie müssen doch zugeben, dass Sie Tammys Bedürfnisse und Wünsche in Ihre Überlegungen mit einbeziehen müssen, bevor Sie Entscheidungen treffen und ihr Heim verkaufen. Sie hat ihr ganzes Leben hier gewohnt.
Es
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