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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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Erste, in welcher Gefahr Tom schwebt, sie rennt in die Küche. Zurück kommt sie mit einem Tranchiermesser.
    Was soll ich mit einem Tranchiermesser?
    Ich stehe über ihm und schüttle ihn, damit diese verfluchte Gräte sich endlich löst. »Helft mir, er verliert das Bewusstsein!«
    Maryam drückt mir das Messer in die Hand. »Bring ihn um! Bring ihn um, Nicole!« Ist sie komplett verrückt geworden? Ich schau sie an, und auf einmal verstehe ich, was sie meint. Sie hat recht: Wenn ich ihn töte – rette ich ihm das Leben. Ich packe das Messer mit beiden Händen und spanne die Muskeln an, dann schließe ich die Augen. So bleibe ich stehen. Wenn ich jetzt zusteche, wird die Klinge tief in sein Herz dringen.
    »Ich kann nicht«, flüstere ich.
    »Du musst«, schreit Maryam.
    Und was macht Moritz? Nicht viel. Er versetzt Tom einen leichten Schlag auf den Rücken, das reicht schon. Tom röchelt und hustet, er kann wieder atmen. Und im nächsten Augenblick ist er schon wieder bei vollem Bewusstsein. Er spuckt die Gräte aus.
    »Seid ihr denn völlig übergeschnappt?«, schreit Moritz uns an, er schüttelt den Kopf, während er mir vorsichtig das scharfe Messer abnimmt. Er will es in die Küche zurückbringen, doch dann bleibt er auf halbem Weg stehen, dreht sich zu uns um und schaut uns entgeistert an: »Scheiße, es stimmt …«

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    Nach allem, was Tom und ich miteinander durchgemacht haben, würde ich mir so sehr ein Happy End wünschen. Dass wir uns versöhnen und wieder vertragen, so nach dem Motto, sie lebten glücklich zusammen bis ans Ende ihrer Tage. Nur leider ist das in der Realität nicht so einfach.
    Aber wir arbeiten daran. Die Verhandlungen führen wir im Wohnzimmer. Wir sitzen uns gegenüber, und alles, alles kommt auf den Tisch, von der ersten bis zur letzten Patrone. Tom sagt, er hat keinen Bock mehr auf ein langweiliges Heimchen, das nur noch im Garten hockt und an den Blümchen herumzupft. Macht nichts. Als Chefin einer Agentur werde ich sowieso neue Prioritäten setzen müssen, vielleicht werden wir sogar wieder in die Stadt ziehen.
    Wir besprechen alles vernünftig und kultiviert wie zwei erwachsene Menschen.
    Ach Quatsch, vergessen Sie’s. Es fliegen die Fetzen! Er tobt, ich schreie rum, einmal rutscht mir sogar die Hand aus, und er kassiert eine Ohrfeige. Dafür schmettert Tom sein Glas an die Wand, und irgendwie findet er noch eine Lücke neben dem Strandpanorama, jetzt haben wir den nächsten Rotweinfleck, den wir beseitigen müssen.
    Mir ist wichtig zu erfahren: Das mit Yvonne als Kollegin bei
zwonullzwo
ist einfach nur schiefgelaufen. Um ihr zu imponieren, hatte Tom erwähnt, dass sein bester Freund diese Agentur hat, und die Schnepfe hatte sich direkt bei uns beworben. Am liebsten hätte Tom es verhindert, aber da war es schon zu spät. Mit der Erklärung kann ich leben.
    Ich allerdings muss mich fast in Dauerschleife für alles Mögliche entschuldigen, Mannomann, bin ich ein Miststück. Er eigentlich nur für Yvonne. Und irgendwann, als es draußen schon hell wird und die Vögel zwitschern, traue ich mich zu fragen: »Liebst du mich noch?«
    »Überleg ich mir morgen.«
    »Ich liebe dich, du weißt, ich würde mein Leben für dich geben. Jederzeit wieder.«
    »Hättest du das nicht getan, könntest du mir gestohlen bleiben.«
    »Du, ich hätt’s mir auch sparen können, dann würdest du heute noch auf dem Grund eines abgelegenen Waldsees vor dich hin modern!«
    Tom spielt nachdenklich mit seinem leeren Rotweinglas. Hoffentlich lässt er das wenigstens heil, unser Bestand an Weingläsern ist in jüngster Zeit arg geschrumpft.
    »Wir haben uns nichts geschenkt, oder?«, stellt er fest.
    »Stimmt, haben wir nicht. Unentschieden?«, frage ich vorsichtig.
    »Unentschieden!«
    Das ist doch ne Basis. Wir würden auch gern eine Paartherapie anfangen, aber dafür müssten wir einen Therapeuten finden, der emotional ausreichend gefestigt und bereit ist für eine wirklich außergewöhnliche Story. Und was das angeht, bin ich echt skeptisch.

61
    Elstern, Delphine, Elefanten, Schimpansen und Orang-Utans sind die einzigen Tiere, die sich im Spiegel selbst erkennen. Und Ramírez. Er kann Ewigkeiten davor stehen bleiben und sich selbst bewundern. Ramírez stammt aus dem Osten Mallorcas, ein Tierpate hat ihn im Flugzeug begleitet und zu uns nach Hellersheim gebracht, erhobenen Hauptes ist Ramírez über die Schwelle unseres Hauses stolziert. Wir nennen ihn auch den spanischen Pfau.
    Tom versucht wieder

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