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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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Sie musste es herausfinden. Leise öffnete sie die Tür der Zelle und trat auf den dunklen Gang. Kurz darauf stand sie vor Bruder Giordanos Zelle, legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Nichts war zu hören. Mit angehaltenem Atem legte sie eine Hand auf die Türklinke und drückte sie langsam herunter. Dann schob sie die Tür Zentimeter um Zentimeter auf, bis sie in das Innere der Zelle spähen konnte. Nichts. Der Raum war leer. Sie wollte die Tür schon wieder schließen, als ihr Blick auf einen gepackten Koffer und eine kleine Tasche daneben fiel. Sieh an, der junge Mönch ist also reisefertig. Rasch warf sie einen Blick über die Schulter, betrat die Zelle und schloss hinter sich die Tür.
    In der kleinen, schwarzen Tasche für das Handgepäck fand sie seinen Reisepass, der auf den Namen Dario Forza lautete. Der Pass war ein knappes Jahr alt, und die Kleidung, die Dario auf dem Foto trug, sah ganz und gar nicht nach Ordenstracht aus. Rebecca wühlte weiter in der Tasche und förderte einige Papiere zutage.
    »Ein Entlassungsschreiben der Schweizergarde im Vatikan«, murmelte sie, nachdem sie den Text überflogen hatte. Dahinter befanden sich mehrere Fotokopien von Texten, die sich alle mit dem Dreikönigenschrein befassten. Schließlich zog sie einige Fotos aus einer Seitentasche und betrachtete sie. Es waren Fotos von Stoffstücken in einer Glasvitrine, und Rebecca hatte das unbestimmte Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. Das letzte Foto zeigte den Kölner Dom, und plötzlich wusste sie, woher sie die Stoffe kannte. Sie hingen in der Domschatzkammer und stammten aus dem Dreikönigenschrein! Sie war vor einigen Monaten an einem verregneten Sonntagnachmittag mit Krishna dort gewesen.
    »Was, zum Teufel, willst du hier?«, flüsterte sie. »Wonach suchst du?«
    Vielleicht hatte Krishna doch Recht gehabt, und Bruder Giordano, oder besser Dario Forza, war hinter irgendwas aus der Schatzkammer her. Es musste etwas sehr Wertvolles sein, das den Aufwand lohnte, als Mönch verkleidet nach Deutschland zu reisen und sich unter falschem Namen in diesem Kloster einzuquartieren. Und Krishna war ihm auf die Schliche gekommen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie musste die Schatzkammer finden. Sie hatte doch Pläne von dem Kloster gesehen, als sie angekommen war, und Matthias hatte ihr alles Mögliche über das Klostergebäude erzählt. Sie versuchte krampfhaft, sich zu erinnern.
    Thomas lehnte an der Wand des Vernehmungsraums und versuchte, sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen. An dem Tisch in der Mitte des Raums saß der Bodyguard des Ringkönigs, den sie jetzt seit vier Stunden nahezu pausenlos verhörten. Schmittchen hatte sich vor dem Kleiderschrank aufgebaut und sah ihn von oben herab an, was nicht ganz einfach war angesichts der Tatsache, dass der Kerl sitzend nur unwesentlich kleiner war als Schmittchen stehend. Doch Schmittchen wusste, dass er Oberwasser hatte. Der Schutzwall begann zu bröckeln.
    »Also noch mal, Kunze, wir haben das jetzt schon oft genug durchgekaut, und langsam müssten Sie es kapiert haben. Sie kommen da nicht mehr raus. Die Ballistikuntersuchung hat eindeutig ergeben, dass mit Ihrer Waffe sowohl auf Tobias Gutfeld als auch auf Mehmet Yildirim geschossen worden ist, und das Gequatsche, dass Sie die Pistole verloren und erst vor zwei Tagen wiedergefunden haben, können Sie noch nicht mal Ihrer Großmutter erzählen.«
    Schmittchen sah in Kunzes Gesicht, der angestrengt auf die Tischplatte starrte.
    »Außerdem dürften wir morgen aus dem Labor das Ergebnis der Haaruntersuchung bekommen, und ich bin sicher, dass eins der Haare, die wir in der Wohnung bei den Leichen gefunden haben, mit Ihren Haaren identisch ist. Es wäre also besser, Sie würden vorher gestehen. Könnte sich strafmildernd auswirken.«
    Kunze, der keine Ahnung hatte, dass Schmittchen bluffte, sah nervös in dessen Pokerface und leckte sich die Lippen.
    »Was nützt mir eine Strafmilderung, wenn ich nicht lang genug lebe, um was davon mitzubekommen?«, stieß er weinerlich hervor.
    Schmittchen verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ein kleines, väterliches Lächeln sehen.
    »Niemand wird Ihnen etwas antun, dafür werden wir schon sorgen. Also reden Sie endlich!«
    »Bülent lässt mich kalt machen, wenn ich singe«, wimmerte Kunze voller Verzweiflung.
    Schmittchen lehnte sich leicht nach vorne und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab.
    »Wenn Sie nicht singen, werde ich Sie mit Bülent zusammen in

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