Nichts als Knochen
eine Zelle sperren lassen, wir haben nämlich genug Beweise, um euch beide hinter Gitter zu bringen. Wird ein Heidenspaß werden!«
Kunze sah mit gehetztem Blick auf.
»Also gut«, sagte er dann leise, »Sie haben gewonnen. Ich werde Ihnen alles sagen. Aber ich verlange, dass ich nicht zusammen mit Bülent und den anderen in denselben Knast komme.«
»Darüber lässt sich reden.« Schmittchen zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Es gibt so viele hübsche Strafvollzugsanstalten in diesem Lande, da werden wir schon was Passendes für Sie finden.«
Kunze sah ihn noch einen Augenblick zweifelnd an, dann senkte er den Kopf und begann schnell zu sprechen.
»Tobias hat für Bülent gedealt und ihn nach allen Regeln der Kunst beschissen. Hat in die eigene Tasche gewirtschaftet, schon ziemlich lange. Bülent ist dahintergekommen und hat sich Tobias zur Brust genommen, als er ihn abends in 'nem Club am Ring getroffen hat. Der war mächtig geladen und hat Tobias unmissverständlich klar gemacht, dass er noch genau eine Chance hat, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
»Um wie viel Geld ging es?«, wollte Thomas wissen und setzte sich gegenüber von Kunze an den Tisch.
»Keine Ahnung.« Der Bodyguard zuckte mit den Schultern, »auf alle Fälle jede Menge Kohle, hunderttausend oder noch mehr. Jedenfalls hat Bülent ihm 'ne Frist gesetzt, um die Kohle zu besorgen. Am nächsten Abend waren wir wieder in demselben Laden, als auf einmal die Braut auftauchte, die Tobias am Abend vorher dabei gehabt hat.«
»Andrea Walterscheidt«, warf Thomas ein.
Kunze nickte.
»Die kommt also rein, sieht Bülent, stellt sich vor ihn hin und sagt ihm glatt, sie werde zu den Bullen gehen und denen alles erzählen, was sie über Bülent weiß, wenn er Tobias nicht in Ruhe lässt.«
Thomas stieß die Luft durch die Nase aus und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Das war nicht besonders klug von ihr.«
»Nein, überhaupt nicht klug«, pflichtete Kunze ihm bei, »vor allem, weil sie Bülent einige saftige Details aus seinem Leben an den Kopf warf, die bei den Bullen ganz bestimmt auf reges Interesse gestoßen wären.«
»Zum Beispiel?« Schmittchen hatte die Augen zusammengekniffen und starrte Kunze an.
»Also das müssen Sie ihn schon selbst fragen, das war nicht Teil unserer Abmachung!« Kunze reckte trotzig das Kinn, und Schmittchen winkte genervt ab.
»Was geschah dann?«, fragte er stattdessen und goss sich neuen Kaffee in einen schmutzigen Pappbecher.
»Na ja, wie gesagt, Bülent ist nicht gerade ein Chorknabe, und die Braut schien genug schmutzige Geschichten über ihn zu kennen, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gittern verschwinden zu lassen. Als sie wieder gegangen war, saß er minutenlang schweigend da, trank Tequila und rauchte. Dann hat er alle anderen weggeschickt, und als wir alleine am Tisch saßen, hat er gesagt, ich soll sie beide umbringen, das Mädchen und Tobias.«
»Was Sie dann auch erledigt haben«, bemerkte Schmittchen und fuhr sich mit einer Hand durch das schüttere, graue Haar.
»Nein, hab ich nicht«, widersprach Kunze mit gerötetem Gesicht.
»Jetzt reicht's aber, Kunze!«, brüllte Schmittchen. Er war vom Stuhl aufgesprungen und hätte fast seinen Kaffeebecher umgeworfen. »Ich hab Ihre Lügen wirklich satt! Sagen Sie uns jetzt die Wahrheit, oder ich werde hier andere Saiten aufziehen! Bisher war das hier noch 'ne ziemlich entspannte Veranstaltung, aber ich beginne langsam, die Geduld zu verlieren! Ist das klar?«
»Klar! Ist klar! Ich versuch euch Idioten ja nur zu erklären, was wirklich passiert ist!«
»Bisschen mehr Respekt, Herr Kunze!«, mahnte Thomas und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und jetzt schießen Sie mal los und erzählen uns, was wirklich passiert ist.«
»Also gut. Am nächsten Tag hab ich ein paar Leute gesucht, die mir sagen konnten, wo Tobias wohnte. Dann bin zu seiner Wohnung, aber er war nicht zu Hause. Ich hab ein bisschen in seiner Bude rumgewühlt, bis ich die Adresse von der Kleinen gefunden hab.«
»Wo hatten Sie einen Schlüssel für die Wohnung her?«, fragte Thomas mit gerunzelter Stirn.
»Schlüssel? Für so was brauch ich doch keinen Schlüssel, so 'ne Tür mach ich notfalls mit dem Fingernagel auf.« Kunze klang leicht entrüstet, fuhr aber schließlich fort mit seinem Bericht.
»Ich hab den ganzen Nachmittag auf ihn gewartet, aber er kam nicht zurück. Also dachte ich, er ist vielleicht bei seiner Freundin. Ich bin dann noch mal
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