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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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und wer immer das auch sein mochte, er ging ganz bestimmt nicht auf die Blue Mountain Highschool.
    Ohne nennenswertes gesellschaftliches Leben hatte Haven genug Zeit, sich ganz dem Geschäft zu widmen, das sie im ersten Highschooljahr zusammen mit Beau aufgezogen hatte. Zu ihrer beider Überraschung und Erleichterung hatte es sich sofort gut entwickelt. Beau, der seiner kranken Mutter versprochen hatte, dass er einmal auf die Vanderbilt University gehen würde, konnte das Geld gut gebrauchen. Und Haven hatte ihre eigenen Gründe dafür, so viel zu arbeiten. Imogene erzählte sie, sie wolle ihren eigenen Beitrag zu den Collegegebühren in New York leisten. In Wahrheit aber hatte Haven immer das Gefühl gehabt, dass sie Geld beiseitelegen müsse – für den Tag, an dem sich ihr endlich ihr Schicksal enthüllen würde.
    Als die Visionen schließlich zurückkehrten, hatte Haven gewusst, dass es bald so weit sein musste. Wenn ihre Sparkontoauszüge mit der Post eintrafen, studierte sie sie akribisch, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Zwölftausend-Dollar-Fluchtkasse noch immer sicher in den Tresoren der First Citizen’s Bank auf sie wartete. Wo sie jetzt, dank Imogene, wohl noch ein bisschen länger bleiben würde.

KAPITEL 9
    D ie Tür öffnete sich knarzend, und zaghafte Schritte durchquerten den Raum.
    »Haven, ich hab was für dich.« Haven, die mit fest geschlossenen Augen quer über ihrem Bett lag, weigerte sich, ihre Besucherin zur Kenntnis zu nehmen. Sie musste gar nicht hinsehen, um die gebückte Haltung und das unsichere Lächeln ihrer Mutter vor Augen zu haben – Eigenschaften, die in guten Menschen den Wunsch weckten, sie zu beschützen, und in schlechten den Drang, ihr einen Tritt zu versetzen.
    »Ich weiß, du bist wütend wegen der Sache mit der Schule. Aber ich glaube, das hier solltest du dir trotzdem mal ansehen«, lockte Mae Moore, diesmal flüsternd. Haven öffnete ein Auge und sah den Schuhkarton, den ihre Mutter an die Brust gedrückt hielt.
    »Was ist das?« Haven schwang die Beine über die Bettkante und richtete sich auf.
    Ihre Mutter setzte sich neben sie. Ihre hageren Wangen waren gerötet und ihre Augen blitzten; zum ersten Mal seit Jahren wirkte sie fast lebendig. Ihre Hände strichen sanft über die Schachtel, wie über die Haut eines geliebten Menschen.
    »Ernest hat vor langer Zeit damit angefangen. Ich hab den Karton mitgenommen, als wir hierhergezogen sind. Mutter weiß nichts davon. Aber ich dachte, es wäre an der Zeit, dass du es zu sehen bekommst.«
    Die Härchen auf Havens Armen stellten sich auf. Seit dem Unfall hatte Mae Moore ihren Mann kaum noch erwähnt. Sie jetzt laut seinen Namen aussprechen zu hören, kam ihr vor, als beschwöre sie einen Geist.
    Als Haven noch jünger gewesen war, hatte ihre Mutter ihr oft Geschichten erzählt, während ihr Vater in seinem Geschäft arbeitete. Wie sie Havens Vater an seinem allerersten Tag in der Stadt kennengelernt hatte. Wie sie drei Wochen später miteinander durchgebrannt waren – jung und arm und irrsinnig verliebt. Wie er sich fünfzehn Stunden am Tag abgerackert hatte, um genug Geld zu verdienen, dass er seinen eigenen Laden eröffnen konnte. Haven war es nicht schwergefallen, den Held aus Maes Geschichten in dem Mann mit der krummen Nase und dem wilden Lockenschopf wiederzuerkennen, der mit ihnen unter einem Dach lebte. Wenn man ihn durch die Augen ihrer Mutter betrachtete, war Ernest Moore perfekt – der Märchenprinz, der Mae vor der bösen Hexe gerettet hatte und mit dem sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben würde.
    Nach Ernest Moores Tod hatten die Geschichten aufgehört. Aber Haven fragte sich manchmal, ob Mae Moore sie sich wohl selbst erzählte, nachts, wenn sie glaubte, dass niemand ihr Weinen hörte.
    Mae schob Haven die Schachtel in den Schoß. Zuerst hatte das Mädchen fast Angst, sie zu berühren, und ließ sie einfach dort liegen, schwer wie einen Block Granit. Von außen war der Karton gewellt und fleckig, und als Haven ihn öffnete, sah sie, dass er bis zum Rand mit Papier gefüllt war. Aus Notizbüchern herausgerissene Schnipsel. Zu winzigen Quadraten zusammengefaltete Blätter Kopierpapier. Bekritzelte Tankstellenquittungen. Haven griff in die Schachtel und zog eine Gasrechnung heraus. Auf die Rückseite hatte ihr Vater den Entwurf eines Briefes getippt, den Haven nun überflog, bis sie an einer Zeile ungefähr in der Mitte der ersten Seite hängen blieb. »Ethan ist keine Puppe.

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