Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
denn?«
»Elizabeth.«
»Elizabeth und wie weiter?«
Haven wirkte ein bisschen unwillig, und ich fürchtete schon, dass sie nicht mehr weiterreden würde. »Daran erinnere ich mich gerade nicht.«
»Und wie heißt du?«
»Constance.«
»In Ordnung, Constance. Du hast Ethan also in Italien kennengelernt?«
»Er hat mich auf der Piazza gefunden. Er hat gesagt, er hätte nach mir gesucht.«
»Aber ich dachte, ihr beide hättet euch da erst kennengelernt?«
»Haben wir ja auch.«
»Du hast ihn also vorher noch nie gesehen, und trotzdem hat er gesagt, er hätte nach dir gesucht?«
»Ja.«
»Hattest du Angst?«
»Ein bisschen.«
»Was dachtest du damals?«
Sie lächelte und wurde feuerrot, wie so oft. »Ich dachte, dass er der schönste Mensch ist, den ich je gesehen habe.«
[Auf dem unteren Teil eines Schuldiktats notiert. Datum: 15. September 2001]
»Du hast mir doch erzählt, dass du deinen Freund Ethan in Italien kennengelernt hast. Hast du damals dort gewohnt?«
»Nein. Ich hab in New York gewohnt, an dem großen See im Park. Da sind wir immer Ruderboot gefahren.«
»Du und Ethan, meinst du?«
»Ja.«
»Ethan kam also auch aus New York?«
»Nein, Dr. Strickland hat ihn mit dorthin gebracht. Da hab ich ihn wiedergesehen, als ich aus Rom zurück war. Bei Dr. Strickland zu Hause.«
»Dr. Strickland? War Ethan denn krank? War das sein Arzt?«
»Nein, Daddy! Dr. Strickland hatte einen Club für Leute, die sich an Sachen erinnern.«
»Leute, die sich an Sachen erinnern? Was für Sachen denn?«
»Wer sie mal gewesen sind. Wie sie gestorben sind. Solche Sachen halt.«
»Solche Sachen wie die, an die du dich jetzt erinnerst?«
»Mmhmm.«
»Und was ist mit Ethan? Konnte er sich auch an so was erinnern?«
»Ethan hat sich an alles erinnert.«
»Wie meinst du das, an alles?«
»Na, an alles eben, Daddy.«
[Auf einer Seite von einem Notizblock]
Um vier Uhr morgens aufgewacht und Haven dabei erwischt, wie sie ihre Puppen in einen Koffer packte.
»Wo willst du denn hin?«
»Wir fahren zurück nach Rom.«
»Mitten in der Nacht?«
»Morgen. Gleich nachdem wir geheiratet haben.«
»Du und Ethan?«
»Ja.«
»Ich dachte, deine Eltern mögen ihn nicht. Hat dein Vater euch doch noch seine Zustimmung gegeben?«
»Der weiß nichts davon.«
»Ihr wollt also durchbrennen?«
»Hierbleiben können wir ja nicht!«
»Wieso nicht?«
»Du hast doch gehört, was die Leute über Ethan sagen!«
»Nein, ich hab nichts gehört.«
»Tja, wenn du’s nicht weißt, werd ich es dir sicher nicht erzählen!«
Mehr konnte ich nicht aus ihr herausbekommen. Als ihr Koffer voll war, legte sie sich aufs Bett und schlief sofort wieder ein.
[E-Mail-Entwurf vom 8. Oktober 2001. Ohne Adresse. Zweite Seite fehlt]
Heute Nachmittag bin ich mit Haven bei Maes Mutter gewesen. Der Junge, der sonst für Imogene das Laub zusammenharkt, hat sich das Bein gebrochen, also wurde ich zum freiwilligen Helfer bestimmt. Haven ist mir ein bisschen zur Hand gegangen – zumindest eine Weile, bis sie es doch lustiger fand, herumzuhüpfen und alles wieder durcheinanderzubringen. Als ich alle Blätter zu einem Haufen aufgetürmt hatte, besorgte ich uns Stöcke und eine Packung Marshmallows, die wir über dem Laubfeuer rösten konnten.
Ich hielt ein Streichholz an den trockenen Haufen und er ging sofort in Flammen auf. Haven stand sehr dicht am Feuer, und ich bat sie, ein Stück zurückzugehen, aber sie rührte sich nicht. Sie stand einfach nur da und starrte in die Flammen, mit einem Gesichtausdruck, der mir eine höllische Angst einjagte. Ich wollte sie gerade wegziehen, als ein Funke auf ihrem Kleid landete. Er hinterließ kaum einen Fleck, aber sie fing an zu schreien, als würde sie bei lebendigem Leib verbrannt. In dieser Nacht wachte ich davon auf, dass Haven mich anstupste.
»Riechst du den Rauch?«
»Rauch?«
Ich dachte schon, im Haus wäre ein Feuer ausgebrochen, dann aber sah ich ihren glasigen Blick. Sie rannte zum Fenster und starrte in den Garten hinunter. …
KAPITEL 11
H aven lag auf ihrem Bett, den letzten Zettel noch immer in der Hand. Ihr Gehirn war von einer Art statischem Rauschen erfüllt. Jede Notiz ihres Vaters war wie eine kleine Bombe gewesen, und alle zusammen hatten sie Havens Wirklichkeit in die Luft gesprengt. Plötzlich war sie nicht mehr bloß Haven Jane Moore, Tochter von Ernest und Mae. Wenn man den Notizen glauben konnte, war sie einst jemand anderes gewesen. Ein Mädchen namens Constance.
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