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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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nach links ab, umsäumte die Wälder und erkletterte den Hügel, während man auf der breiten Tonschieferstraße in den Wald ging, kühl unter den Bäumen und verbreitert, um die Schierlingstannenborke, die die Indianer abschälten, herausschleifen zu können. Die Schierlingstannenborke war zu Stapeln in langen Reihen aufgeschichtet, mit noch mehr Borke überdacht wie Häuser, und die geschälten Stämme lagen riesengroß und gelb da, wo man die Bäume gefällt hatte. Man ließ die Stämme in den Wäldern liegen und faulen; man verbrannte oder räumte nicht einmal die Wipfel fort. Es war nur die Borke, die sie in der Gerberei in Boyne City brauchten; im Winter schleppte man sie auf dem Eis über den See, und jedes Jahr gab es weniger Wald und mehr offene, heiße, schattenlose, unkrautbewachsene Schneisen.
    Aber damals gab es immer noch viel Wald, Urwald, in dem die Bäume hoch in die Höhe wuchsen, bevor die Zweige kamen, und man ging auf dem braunen, sauberen, nadlig-federnden Boden ohne Unterholz, und es war kühl an den heißesten Tagen, und sie lehnten alle drei an dem Stamm einer Schierlingstanne, der breiter war als zwei Betten zusammen, mit einer Brise hoch oben in den Wipfeln und dem kühlen Licht, das in Flecken lag, und Billy sagte: «Willst du Trudy noch mal?»
    «Willst du?»
    «Hm, hu.»
    «Dann komm.»
    «Nein, hier.»
    «Aber Billy …»
    «Billy mir egal. Er mein Bruder.»

    Nachher saßen sie dann alle drei da und horchten auf ein schwarzes Eichhörnchen, das in den oberen Zweigen war, wo sie es nicht sehen konnten. Sie warteten darauf, daß es noch einmal bläffen würde, weil es beim Bläffen den Schwanz ruckartig bewegte, und Nick dorthin schießen würde, wo er eine Bewegung sah. Sein Vater gab ihm jeden Tag nur drei Patronen zum Verschießen, und er hatte eine einläufige Schrotflinte mit einem sehr langen Lauf.
    «Scheißkerl, tut sich nie bewegen», sagte Billy.
    «Du schießen, Nickie. Ihm Angst machen. Wir ihn springen sehen. Wieder schießen», sagte Trudy. Es war eine lange Rede für sie.
    «Ich hab nur noch zwei Patronen», sagte Nick.
    «Scheißkerl», sagte Billy.
    Sie lehnten an dem Baumstamm und waren ganz still. Nick fühlte sich ausgehöhlt und glücklich.
    «Eddy sagt, er kommen werden eine Nacht, im Bett schlafen mit deiner Schwester Dorothy.»
    «Was?»
    «Er sagte.»
    Trudy nickte.
    «Das ist alles, er tun wollen», sagte sie. Eddy war ein älterer Halbbruder. Er war siebzehn.
    «Wenn Eddy Gilby jemals abends kommt und auch nur mit Dorothy spricht, weißt du, was ich dann mit ihm mache? Ich werde ihn töten, so.» Nick spannte den Hahn, zielte kaum und drückte ab und riß ein Loch so groß wie die Hand in den Kopf oder Bauch von Eddy Gilby, diesem Bastard von einem Mischling. «Grad so. Ich töte ihn grad so.»
    «Er besser nicht kommen dann», sagte Trudy. Sie steckte ihre Hand in Nicks Tasche.
    «Er besser mächtig aufpassen», sagte Billy.
    «Er is’ großer Bluff.» Trudy kramte mit der Hand in Nicks Tasche. «Aber nicht ihn töten, du. Du haben viel Ärger.»
    «Grad so werde ich ihn töten», sagte Nick. Eddy Gilby lag am Boden, die ganze Brust weggeschossen. Nick setzte stolz seinen Fuß auf ihn.
    «Ich werde ihn skalpieren», sagte er vergnügt.
    «Nein», sagte Trudy. «Das is’ schmutzig.»
    «Ich skalpier ihn und schick’s seiner Mutter.»
    «Seine Mutter tot», sagte Trudy. «Nicht ihn töten, Nickie, nicht ihn töten, für mich.»
    «Nachdem ich ihn skalpiert habe, werfe ich ihn den Hunden vor.»
    Billy war sehr niedergeschlagen. «Er besser aufpassen», sagte er finster.
    «Sie werden ihn in Stücke reißen», sagte Nick befriedigt von dieser Vorstellung. Dann, nachdem er den Überläufer und Mischling skalpiert und mit bewegungslosem Gesicht dabeigestanden und zugesehen hatte, wie die Hunde ihn zerrissen, ließ er sich rückwärts gegen den Baum fallen, fest umhalst von Trudy, die ihn beinah erstickte und schrie: «Nicht ihn töten! Nicht ihn töten. Nicht ihn töten! Nein. Nein. Nein. Nickie. Nickie. Nickie.»
    «Was ist denn mit dir los?»
    «Nicht ihn töten.»
    «Ich muß ihn töten.»
    «Er nur großer Bluff.»
    «Schön», sagte Nick. «Ich werde ihn nicht töten, wenn er nicht in die Nähe des Hauses kommt. Laß mich los.»
    «Das ist gut», sagte Trudy. «Du jetzt etwas machen wollen? Ich jetzt fühlen gut.»
    «Wenn Billy weggeht.» Nick hatte Eddy Gilby getötet und ihm dann das Leben geschenkt, und jetzt war er ein Mann.
    «Geh doch, Billy. Du

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