Nick aus der Flasche
als ihre Hände über seinen nackten Rücken wanderten, wurde er sich bewusst, dass er kein Hemd trug. Diese Nähe gehörte sich nicht zwischen Herrin und Dschinn!
Hastig wich er zurück.
Grinsend rieb sich Julie über die Schläfe, die genauso gerötet war wie ihr restliches Gesicht. »Dein Bart kratzt.«
»Tut mir leid.« Er sollte das Gestrüpp loswerden. Es juckte ihn ohnehin nur. Je länger er aus der Flasche war , desto mehr erinnerte er sich, desto lebendiger fühlte er sich.
»Und du könntest eine Dusche vertragen.« Julies Gesichtsfarbe wechselte von R osa zu D unkelrot. Räuspernd wandte sie sich von ihm ab und deutete auf die Wand, an der ihr Bett stand. »Dort ist das Zimmer meines Bruders. Ich werde mal sehen, ob ich was für dich zum Anziehen finde.«
Möglichst unauffällig schnupperte Nick an einer Achsel. Er roch wirklich alles andere als angenehm. »Eine Dusche und frische Kleidung wären fantastisch.« Solomon hatte ihm das nur selten erlaubt.
»Wieso hast du einen Wunsch für mich geopfert?«, fragte er.
»Ich hab nicht geglaubt, dass das tatsächlich klappt!«, erwiderte sie hastig und wurde erneut rot. Sie mochte ihn, ganz gewiss! Und falls nicht, brauchte er keine Angst vor ihr zu haben und grausame Konsequenzen fürchten, falls er sich weigerte, ihr einen Wunsch zu erfüllen, der ihm nicht gefiel. Julie war ein gewöhnlicher Mensch und konnte nicht zaubern. Sie würde ihn nicht zwingen können, gewisse Dinge zu erledigen, wie Solomon, der zu gerne seine magische Peitsche auf Nicks Rücken hatte tanzen lassen oder ihn auf andere Art gedemütigt hatte.
Julie deutete auf die zweite Tür in ihrem Zimmer. »Dort ist das Badezimmer. Am besten, du gehst gleich duschen, solange mein Bruder noch nicht da ist und keiner deine Anwesenheit mitbekommt.«
Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um und fragte: »Wie lange kann ich meine Wünsche aufheben?«
»So lange du willst.«
»Und was ist, wenn die Wünsche aufgebraucht sind?«
»D-das weiß ich nicht.« Was, wenn er dann gehen musste? Sich auflöste?
Hoffentlich hob sie sich ihre Wünsche lange auf. Immerhin würde er von nun an auf Ewig ihr gehören, außer, sie schenkte ihn weiter. Doch das würde Nick nicht zulassen. Mit seinem Charme konnte er bei Julie bestimmt weit kommen, wenn er wollte, und er würde alles geben, damit er für immer bei ihr blieb.
* * *
Julie zog die Zimmertür ihres Bruders hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Ihr kam es noch immer unwirklich vor, einen Flaschengeist zu besitzen und einen so attraktiven dazu. Und ihr Wunsch hatte tatsächlich funktioniert, unglaublich! In Zukunft musste sie sich gut überlegen, was sie für sich wollte, und durfte keinen Wunsch mehr verschwenden. Wobei sie es nicht als Verschwendung sah, Nick einen Traum erfüllt zu haben. Außerdem hatte sie ja noch zwei Wünsche frei. Doch zuerst brauchte ihr Dschinn neue Klamotten.
Julie blickte sich in Connors Zimmer um. Sie betrat es nicht oft, und ihr Bruder würde sie wohl köpfen, wenn er sie hier vorfand, denn sein Zimmer war sein Heiligtum, genau wie alles, was sich darin befand. Es war genauso geräumig wie ihres, nur dass es nicht so vollgestopft aussah. Connor war penibel, der Raum wirkte beinahe spießig. Der Schreibtisch und das TV-Rack waren penibel aufgeräumt, sämtliche Kleinteile in irgendwelchen Schubladen oder Schränken verstaut. Das breite Bett zierte eine rotkarierte Tagesdecke, die den einzigen Farbklecks in dem Zimmer bildete, da ansonsten alles aus Beigetönen zu bestehen schien: der helle Parkettboden, die Möbel … sogar die Wände waren in einem zarten Braun gestrichen. Hier wurde deutlich, dass definitiv nicht dasselbe Blut in ihnen floss.
Während Julie auf den Kleiderschrank zusteuerte, lief ihr Gehirn auf Hochtouren. Was sollte sie sich wünschen? Sie musste sorgsam darüber nachdenken, denn einmal verwirkt, gab es kein Zurück. Und wie würden diese Wünsche ihr Leben und das von anderen beeinflussen? Himmel, sie könnte eine Kettenreaktion in Gang setzen, eine, die sich negativ auf alles auswirkten könnte. Und was war, wenn sie alle Wünsche verbraucht hatte? Würde Nick dann verschwinden? Wollte sie überhaupt, dass er verschwand?
Wünschen war eine weitaus verzwicktere Angelegenheit als gedacht. In Filmen sah das immer so einfach aus! Die meisten wollten Reichtum, ein ewiges Leben, Macht … Aber was wollte sie?
Ein Auto wäre für den Anfang toll, nur wie sollte sie
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