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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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passieren können? Aber statt glücklich zu sein, waren wir alle total geknickt und bekamen kaum unser Essen runter. Irgendwie nicht so toll.
    Nachdem ich ein paar matschige Brokkoli runtergewürgt hatte, erzählte ich Pa, Annie habe gar nicht gemerkt, dass Nick ein Roboter sei, trotz Nicks schrägem Auftritt und dem gelockerten Auge.
    » Toll!«, sagte Pa. » Betrachten wir das mal als erfolgreichen Test.« Er zwinkerte mich langsam an und reckte den Daumen nach oben.
    Aber meine Ma war skeptisch.
    » Annie ist ein Kind«, sagte sie, » und nicht gerade die Schlauste.« Genau, Ma! » Ich denke, jeder Erwachsene, der halbwegs bei Verstand ist, wird erkennen, dass das Ding eine Maschine ist. Ich hab keine Lust, dass hier Reporter einfallen, wenn sie rausfinden, dass hier ein Roboter wohnt, den wir als Menschen ausgeben.«
    » Ich werde dafür sorgen, dass das nicht passiert«, sagte Pa, jetzt wieder ganz deprimiert.
    Ich dachte über Mas Worte nach und war mir nicht sicher, ob es stimmte, dass ein Erwachsener Nick eher als Roboter erkennen würde. Ich denke, Erwachsene sehen in Nick einfach einen Jungen. Aber wenn Kids Nick kennenlernen, schauen sie ihn sich ganz genau an: ob er ein netter Typ ist oder nicht, ob man ihn hänseln oder sich mit ihm anlegen soll. (Ein Mädchen im Liebeswahn, wie Annie Banani, würde erst mal checken, ob Nick ein Junge ist, mit dem man rumknutschen will). Sie würden jede seiner Bewegungen verfolgen und auf jedes seiner Worte achten, bevor sie entscheiden, ob er zu ihnen passt. Wenn Nick von Annie und den anderen Kindern in der Schule als Mensch akzeptiert wird, muss er wahrscheinlich nicht befürchten, irgendwann von einem Erwachsenen als Roboter geoutet zu werden. Wenn’s ein Kind nicht merkt, dann niemand.
    Ma, Pa und ich aßen schweigend zu Ende. Ich war nicht so blöd, nach einem Nachtisch zu fragen.

16.
    Nachdem ich meine Hausaufgaben fertig hatte, ging ich in Frankensteins Labor. Im Grunde ist das einfach ein Apartment drei Türen weiter, das Pa angemietet hat, damit er ungestört mit seinen Computern rumspielen kann. Er verbringt dort viel Zeit, und deshalb glaube ich, es ist auch ein Zufluchtsort für ihn, wo er mal nicht Ehemann oder Professor sein muss, ja nicht mal Pa. Dort kann er einfach nur Computerfreak sein. So seh ich das.
    Pa reparierte Nick auf dem Arbeitstisch. Er hatte den Brustkorb des Roboters geöffnet und lötete gerade einen gelben Draht an einem Ding fest, auf das ein Bündel Drähte zulief, mit einem Kabel ummantelt. Ich sah Federn und Rädchen und allen möglichen Kram, und Prozessoren und Motherboards.
    » Mir ist absolut schleierhaft, was in Nick gefahren ist, als Annie hereinkam«, sagte Pa. » Ich hab ihn nicht programmiert herumzuflirten, das war sicher Jean-Pierres Idee. Als junger Mann lief dein Onkel wie verrückt den Mädchen hinterher, aber ich bin nicht sicher, ob wir das an die erste Generation hochentwickelter Roboter weitergeben sollten, was meinst du?«
    » Nö«, sagte ich. » Vor allem nicht, wenn er sich in Annie Banani verknallt.« Ob Roboter sich verlieben könen? Kann man Liebe programmieren? Pa sagt ja immer, es würden nur Zahlen eingegeben.
    Dann fragte ich meinen Pa. warum er und Onkel Jean-Pierre überhaupt beschlossen haben, Roboter zu bauen. Die Erklärung im Dienste der Wissenschaft nahm ich ihnen nicht ganz ab. Es musste mehr dahinterstecken.
    Er setzte den Lötkolben ab und schenkte mir seine ganze Aufmerksamkeit. » Ob du’s glaubst oder nicht, mit den Entwürfen für einen Roboter habe ich begonnen, kurz nachdem Lucien gestorben war«, sagte er. » Ich sah ja, wie verzweifelt deine Mutter über seinen Tod war, und hab überlegt, ob ich nicht vielleicht ein Kind bauen konnte– ein Kind, das nahezu unzerstörbar war, solange ich für gute Wartung und Updates sorgte. Ein Kind, Ben, das alles überlebte, was ihm zustieß.« Mein Pa hing seinen Gedanken nach und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. » Zuerst war es nur so eine Fantasie, zweifellos eine etwas kranke Fantasie, aber ich verbrachte zahllose Stunden damit, einen Schaltplan für einen Kinderroboter zu entwerfen. Eigentlich zu viele Stunden– es war deiner Ma gegenüber nicht fair.«
    Okay, das ergab Sinn. Warum sollte man nicht versuchen, ein Kind zu erschaffen, das nie wirklich sterben konnte? Wenn ein Teil kaputtgeht, wird er einfach ersetzt. Wenn das Kind von einem Bus überfahren wird, baut man einfach ein neues.
    » Wie lange hast du für den Entwurf

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