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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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mich nicht direkt erreichten. Trotzdem litt ich unter Schwindel und Übelkeit, was allerdings auch mit dem Empfang zusammenhängen konnte, den Zimmermann und der Alte mir beim Hereinkommen bereitet hatten.
    Sobald die Masse weich und formbar in drei gleich große Kugeln aufgeteilt war, zog ich die Kappe des Gummi stampfers ab und benutzte den Stiel als Nudelholz, um sie flach auszuwalzen. Der durchdringende Marzipangeruch erinnerte mich daran, wie ich als kleiner Junge zu Weihnachten den Zuckerguss von Marzipanstücken abgekratzt hatte, um schneller an die gelbliche Masse darunter heranzukommen.
    Während ich Weihnachtsbäckerei spielte, verwandelte das Zimmer nebenan sich wieder in ein Liebesnest. Ein Schlüssel klirrte, dann wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen, und ich hörte Stimmen. Aber diesmal wurde nicht lachend über Sex geredet; diesmal klang die Sache schwerfällig ernst.
    Ich walzte weiter, während die Nutte ihr Repertoire aus Seufzern und Stöhnlauten abspielte, in die sich allerdings kein Kichern mischte, sodass sie mehr nach großer Oper klangen. Männliche Grunzgeräusche und rhythmische Stoßbewegungen setzten fast augenblicklich ein; das arme Ding hatte wahrscheinlich kaum Zeit gehabt, seine Tüte Kartoffelchips aus der Hand zu legen.
    Als der Teig etwa einen halben Zentimeter dick und in der Größe einer mittleren Pizza zum Mitnehmen ausgewalzt war, schnitt ich ihn mit dem Eiskratzer aus dem Lada in ungefähr vier Zentimeter breite Streifen, von denen ich sechs pro Fladen erhielt. Dann stieg ich über Zimmermann hinweg, ging wieder ins Bad und zog den Stöpsel aus der Wanne, um frisches heißes Wasser einlaufen zu lassen.
    Ich drehte den Hahn auf, prüfte die Wassertemperatur wie für ein Babybad und wünschte mir, ich könnte hier bleiben, wo das Brausen des Durchlauferhitzers das Duett von nebenan übertönte, aber ich hatte noch fünf weitere Minen zu verarbeiten. Ich ließ das Wasser laufen und ging mit einer weiteren Tellermine aus sowjetischer Produktion, die tropfnass am Holzstiel des Gummistampfers hing, nach nebenan zurück.
    Im Zimmer war es jetzt so kalt, dass meine Nase zu laufen begann. Ich wischte sie vorsichtig mit einem Jackenärmel ab, um kein »Marzipan« auf freiliegende Hautstellen zu bekommen, setzte mich vor die zweite Mine und machte mich daran, den Sprengstoff herauszukratzen.
    Plastiksprengstoff ist lediglich eine Masse, die bei der Zündung fast augenblicklich zerfällt. Bis dahin sind die meisten dieser Verbindungen harmlos und nicht wasserlöslich. Manche Arten von Plastiksprengstoff kann man sogar verbrennen, ohne dass sie detonieren; sie helfen einem nur, sehr schnell heißes Kaffeewasser zu bekommen. Werden sie jedoch gezündet, sind sie hochexplosiv, und dank dieser Brisanzwirkung können
    sie sogar hartes Material wie Stahl zerstören.
    Ich hatte noch vier weitere Tellerminen auszukratzen und verzehrte mich nach einem Kaffee, aber hier gab es bestimmt keinen Zimmerservice, jedenfalls nicht die Art, an die ich dachte. Also arbeitete ich einfach weiter, kratzte Sprengstoff heraus, walzte ihn zu Fladen aus und schnitt ihn in vier Zentimeter breite Streifen - alles von den Geräuschen des Bären nebenan begleitet, der auf sein letztes Grunzen hinzuarbeiten schien. Ich konnte nur hoffen, dass er danach in einen Winterschlaf verfallen würde.
    Etwa eine Stunde später, als der gesamte Sprengstoff in Streifen vor mir lag, klappte ich die Klinge des Leathermans heraus und steckte sie zwischen die Heizelemente des künstlichen Kaminfeuers. Dann legte ich das erste Styroporformteil mit der glatten Seite nach unten aufs Bett. Da Zimmermann mich ärgerte, weil ich immer wieder über ihn hinwegsteigen musste, packte ich ihn an den Füßen und zog ihn näher an die Tür heran, wobei sein Kopf dumpf auf dem Teppichboden aufschlug, als er aus der Nylondecke rutschte. Ich umgab den Kopf wieder mit der durchgeweichten Decke und wischte mir die Hände an seinem schwarzen Rollkragenpullover ab.
    Mit dem Handtuch als Topflappen nahm ich den heißen Leatherman vom Feuer und säbelte damit alle Vorsprünge des Styroporformteils ab. So erhielt ich ein Teil mit fast einem Meter Seitenlänge, das auf einer Seite eben und auf der anderen nahezu eben war. Als nächstes markierte ich mit der heißen Klinge sieben bis acht
    Zentimeter vom Rand entfernt eine ungefähr zwei Zentimeter breite Rille. Der Gestank des verbrennenden Styropors war noch durchdringender als

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