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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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zog einen der Kartons aus dem Stapel und begutachtete meine lederne Bikerkluft.
    Dann wurde es Zeit, in die Wanne zu steigen, nachdem ich das auf den Fliesen stehende kleine Radio, das ständig auf Radio 4 eingestellt war, eingeschaltet hatte. Die Schießerei hatte noch immer Nachrichtenwert. In der Sendung Today erläuterte ein »Experte« für die Russenmafia den Hörern, sie weise alle Merkmale eines Bandenkriegs auf. Er fügte hinzu, er habe gewusst, dass es dazu kommen werde, und kenne natürlich die dafür verantwortliche Gruppe. Aber er dürfe ihren Namen nicht preisgeben, weil das ein Vertrauensbruch gewesen wäre. Sue MacGregor schien das ebenso wenig zu beeindrucken wie mich.
    Ich lag in der Wanne und sah auf meine Baby-G. Noch zehn Minuten, dann musste ich abhauen.
    Punkt eins der heutigen Tagesordnung war um 11.30 Uhr ein Besuch bei der Ärztin, um mit ihr über Kellys Fortschritte zu sprechen; danach musste ich der Buchhaltung der Klinik irgendein Märchen auftischen, weshalb ich die ausstehende Rechnung nicht gleich bezahlen könnte. Ich hatte den Verdacht, dass mich dort niemand verstehen würde, wenn ich ihnen erklärt hätte, alles wäre in bester Ordnung, wenn mein Cashflow nicht von einem verrückten Russen namens Zimmermann
    blockiert worden wäre.
    Als Nächstes würde ich Colonel Lynn in der Firma aufsuchen. Auch auf dieses Gespräch freute ich mich nicht gerade. Ich hasste es, betteln zu müssen.
    Als dritter Halt war das Apartment 3 a Palace Gardens in Kensington vorgesehen. Verdammt, schließlich steckte ich in schlimmen Geldnöten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Maliskija meine finanziellen Probleme lösen würde.
    Mein Ausflug in die Söldnerwelt hatte meine widerstrebende Abhängigkeit von der Firma noch verstärkt. Seit vor eineinhalb Jahren in Washington der Scheiß mit Josh passiert war, hatte ich nicht mehr für sie arbeiten müssen. Lynn hatte natürlich Recht, wenn er meinte, ich könne von Glück sagen, dass ich nicht in irgendeinem amerikanischen Gefängnis saß. Was die Briten betraf, überlegten sie vermutlich noch, was sie mit mir tun sollten - mich zum Ritter schlagen oder verschwinden lassen. Immerhin bekam ich monatlich 2000 Pfund in bar, während sie sich den Kopf kratzten. Damit konnte ich Kellys Behandlung ungefähr 72 Stunden lang bezahlen.
    Lynn ließ keinen Zweifel daran, dass diese regelmäßigen Zahlungen überhaupt nichts an meinem Status änderten; das sagte er nicht ausdrücklich, aber ich las in seinem Blick, dass ich weiterhin ein Nobody, ein K, ein kleiner Agent war, dessen Existenz sich jederzeit abstreiten ließ, während er beschissene Aufträge ausführte, die sonst niemand übernehmen wollte. Daran würde sich nichts ändern, wenn es mir nicht gelang, Lynn zu veranlassen, meinen Namen auf die Liste der fest angestellten Kader zu setzen - und dafür wurde die Zeit allmählich knapp. Er würde sich im kommenden Februar vorzeitig pensionieren lassen und sich auf seine Champignonfarm in Wales zurückziehen. Ich hatte keine Ahnung, wer sein Nachfolger werden würde. Gestern Abend hatte ich auf meinem Anrufbeantworter die Nachricht vorgefunden, Lynn erwarte mich um 11.30 Uhr.
    Wurde ich jemals wieder in Gnaden aufgenommen, würde mein Honorar auf 290 Pfund für Einsatztage und 190 Pfund für Ausbildungstage steigen, aber bis dahin saß ich in der Scheiße. Dieses Haus war unverkäuflich; es befand sich in schlechteren Zustand als bei meinem Einzug. Ich hatte es bar bezahlt, konnte aber keine Hypothek darauf aufnehmen, weil ich kein Einkommen nachweisen konnte. Seit meinem Weggang aus der Army hatte ich mein Geld nicht auf ein Gehaltskonto, sondern immer bar in Briefumschlägen bekommen.
    Ich stieg aus dem warmen Badewasser ins kalte Bad, trocknete mich rasch ab und zog meine Bikerkluft an.
    Hinter der Verkleidung des WC-Spülkastens holte ich meine 9-mm-HK USP (Heckler & Koch Universal Service Pistol) hervor, eine klobige, kantige halbautomatische Waffe, und zwei Magazine mit jeweils 13 Patronen. Sie steckte in einem Halfter, das ich vorn in meine Jeans oder meine Lederkombi stecken konnte.
    Ich setzte mich auf das WC, riss den Plastikbeutel, der die Waffe vor Feuchtigkeit schützte, mit den Zähnen auf und lud die losen Patronen. Brauchte ich die Pistole nicht, sorgte ich immer dafür, dass die Magazinfedern entlastet waren. Die Ursache der meisten Ladehemmungen ist fehlender Patronennachschub - weil das Magazin nicht vollständig im Griff eingerastet

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