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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ist oder die Magazinfeder so lange zusammengedrückt war, dass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen kann. Wird die erste Patrone verschossen, ist die Feder unter Umständen zu schwach, um die nächste nach oben in die Kammer zu drücken.
    Ich lud die Waffe, indem ich das Magazin in den Pistolengriff schob und mich vergewisserte, dass es eingerastet war. Um sie durchzuladen, zog ich den Schlitten mit Daumen und Zeigefinger nach hinten und ließ ihn los. Er glitt durch Federspannung wieder nach vorn und rammte dabei die oberste Patrone aus dem Magazin in die Kammer. Ich hatte drei USP im Haus: zwei im Erdgeschoss versteckt, wenn ich hier war, und eine unter meinem Bett - ein kleiner Trick, den ich Kellys Vater abgeschaut hatte.
    Ich überprüfte die Kammer, indem ich versuchte den Schlitten leicht zurückzuziehen, steckte Pistole und Reservemagazin ein, nahm meinen Rucksack über die Schulter und sperrte die Haustür ab.
    Draußen wartete das Motorrad meiner Träume auf mich: eine rote Ducati 966, die ich mir zur gleichen Zeit wie das Haus geleistet hatte. Sie hauste in der Garage, einem weiteren rau verputzten architektonischen Wunderwerk aus den dreißiger Jahren, und es gab Zeiten, in denen ich ernstlich glaubte, das Röhren ihres anspringenden Motors sei das Einzige, was mich davor bewahrte, völlig zu verzweifeln.
    8
    Der Londoner Verkehr war chaotisch. Bis Weihnachten gab es noch genügend Einkaufstage, aber wer die vielen Autos sah, hätte das nie geglaubt.
    Das Wetter auf der Fahrt von Norfolk nach Süden war kalt, wolkig und trüb, aber immerhin trocken gewesen. Im Vergleich zu Finnland erschien es mir fast tropisch. Den Marmle Auch erreichte ich in knapp drei Stunden, aber ab dort ging es nur noch langsam voran. Ich schlängelte mich zwischen stehenden Fahrzeugen hindurch und sah die Oxford Street mit ihren glitzernden und blinkenden Weihnachtsdekorationen entlang. Überall schien Feststimmung zu herrschen, nur hinter den Lenkrädern von Autos, die im Stau festsaßen und in meinem Kopf nicht.
    Ich fürchtete mich vor dem, was mir bevorstand. Das Personal des Hauses in Hampstead, in dem ich gestern Abend angerufen hatte, bestand aus zwei Krankenschwestern, die sich unter Aufsicht der Psychiaterin Tag und Nacht um Kelly kümmerten. Mehrmals pro Woche fuhren sie mit ihr zu der Klinik in Chelsea, in der Dr. Hughes ihre Praxisräume hatte. Kellys Tag-und-Nacht-Betreuung kostete mich etwas über vier Mille pro Woche. Der größte Teil der 300000 Pfund, die ich 1997 dem Drogenkartell gestohlen hatte, und ihrer Erbschaft war für Kellys Internat, das Haus und jetzt ihre Behandlung draufgegangen. Ich war praktisch abgebrannt.
    Alles hatte vor ungefähr einem Dreivierteljahr begonnen. Kellys Noten im Internat waren schon immer schlecht gewesen; sie war ein intelligentes Mädchen, aber sie glich einem großen Eimer mit Löchern im Boden - alles lief hinein, aber es tropfte auch wieder heraus. Ansonsten hatte sie keine sichtbaren Nachwirkungen ihres traumatischen Erlebnisses erkennen lassen. Sie war in Gegenwart von Erwachsenen leicht nervös, aber mit Kindern ihres Alters kam sie gut zurecht. Dann hatte sie im Internat angefangen, über Schmerzen zu klagen, ohne sie näher beschreiben oder genau sagen zu können, wo sie auftraten. Nach mehreren Fehlalarmen, bei denen die Schulschwester sich gefragt hatte, ob sie vielleicht vorzeitig ihre Periode bekomme, hatten Kellys Lehrer sich darauf geeinigt, sie versuche nur, Aufmerksamkeit zu erregen. Danach war alles langsam schlimmer geworden: Kelly zog sich allmählich von ihren
    Freundinnen, ihren Lehrern, ihren Großeltern und mir zurück. Sie redete und spielte nicht mehr; sie saß nur noch vor dem Fernseher, schmollte oder heulte. Ich achtete anfangs nicht weiter darauf; ich machte mir Sorgen um die Zukunft und war wütend darüber, dass ich seit dem vergangenen Sommer keine Aufträge mehr bekommen hatte, während ich darauf warten musste, dass Lynn sich zu einer Entscheidung durchrang.
    Auf ihre Heulanfälle hatte ich gewöhnlich damit reagiert, dass ich losgefahren war und ihr ein Eis gekauft hatte. Ich wusste, dass das keine Lösung war, aber mir fiel nichts Besseres ein. Das ging so weiter, bis ich sogar sauer auf sie war, weil sie meine Bemühungen nicht anerkannte. Dafür kam ich mir jetzt wie ein Arschloch vor.
    Vor ungefähr fünf Monaten war Kelly übers Wochenende bei mir in Norfolk gewesen. Sie war distanziert und unbeteiligt, reagierte nicht auf meine

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