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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Saints Road herum, weil ich wusste, dass er früher oder später das Haus verlassen würde. Das hätte er nicht tun sollen, deshalb würde er’s bestimmt tun. Er war vielleicht im Stande, in den Computer in dem finnischen Haus einzudringen und die darin gespeicherten Informationen herunterzuladen, aber wenn es um gesunden Menschenverstand ging, hatte er Mühe, die CD-ROM einzuschieben, und kam mit dem Spiel überhaupt nicht zurecht.
    Während ich im Eingang eines aufgegebenen Geschäfts herumlungerte, hatte ich ein riesiges PopartWandgemälde vor mir, das die ganze Giebelseite eines Hauses bedeckte. Reggaemusik plärrte aus einem Shop, aus dem zwei Teenager kamen, die sich eine Zigarette teilten, während sie die Straße hinuntertanzten. In der kalten Luft wirkte mein eigener Atem wie eine gute Imitation von Zigarettenrauch.
    Ich wusste nicht bestimmt, ob ich Tom sehen würde, falls er über die Rückseite des Hauses abzuhauen versuchte, aber er wohnte im zweiten Stock, was ihm die Flucht sehr erschweren würde. Seinem Aussehen nach hätte er schon mit einem Fluchtversuch aus dem Erdgeschoss Schwierigkeiten gehabt.
    Die hiesigen Kids mussten mich für einen harmlosen Irren halten, weil ich breit grinste, während ich mir vorstellte, wie Tom eine zwei Meter hohe Mauer zu überwinden versuchte. Ich hätte Mancini nicht als Untermann haben wollen.
    Tatsächlich kam er 20 kalte, langweilige Minuten später aus dem Haus. Wieder ohne Jacke, die Hände unter die Achseln gesteckt, nicht trabend, aber doch in sehr raschem Gehtempo. Ich brauchte ihm nicht einmal zu folgen. Er kam auf mich zu, als wolle er seinen Fehler noch verschlimmern, indem er geradewegs ins Café zurückging.
    Ich vertrat ihm den Weg, und sein entsetzter Gesichtsausdruck sagte alles.
    »Hallo, Tom.«
    Anfangs machte er keine Bewegung, sondern stand nur wie angewurzelt da; dann wandte er sich halb ab, verzog das Gesicht und starrte zu Boden wie ein Hund, der Prügel erwartet. »Bitte nicht schlagen. Ich hab keinem Menschen was erzählt. Ehrlich nicht! Ich kann’s beschwören!«
    »Schon gut, Tom«, sagte ich. »Mit diesen Leuten habe ich nichts mehr zu tun. Ich bin wegen einer anderen Sache hier.«
    14
    »Weißt du, was wir machen?«, sagte ich. »Wir gehen zu dir rauf, setzen den Teekessel auf und plaudern ein bisschen.« Ich bemühte mich, freundlich zu wirken, aber
    er wusste genau, dass ihm keine andere Wahl blieb.
    Ich legte ihm einen Arm um die Schultern und fühlte, wie sein Körper sich versteifte. »Los, komm schon, Kumpel, wir machen’s uns bei einem Tee gemütlich, und ich erzähle dir, worum es geht. Hier draußen ist’s zu kalt.«
    Da er nur ungefähr 1,65 Meter groß war, konnte ich ihm leicht meinen Arm um die Schultern legen. Ich spürte, wie schwabbelig sein Körper war. Er hatte sich seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert, und das Ergebnis waren keine Bartstoppeln, sondern eine Art Flaum, mit dem man eine Steppdecke hätte füllen können.
    Unterwegs versuchte ich über belanglose Dinge zu reden, um ihm seine Angst zu nehmen. Außerdem musste ich dafür sorgen, dass diese Begegnung für Dritte, die uns neugierig aus irgendeinem Fenster beobachteten, ganz normal wirkte. »Wie lange wohnst du schon in dieser Gegend, Tom?«
    Er hielt weiter den Kopf gesenkt, starrte die Gehsteigplatten an. Als wir an den mehrfarbigen Häusern vorbeikamen, merkte ich, dass er am ganzen Leib zitterte.
    »Ungefähr ein Jahr, schätze ich.«
    »Hey, als ich vorhin bei dir angerufen habe, hat sich eine Frau gemeldet. War das deine Freundin?«
    »Janice? Yeah.« Er machte einige Sekunden Pause, bevor er stehen blieb. »Hör zu, Kumpel, ich hab keinem Menschen niemals ein Sterbenswörtchen von der damaligen Sache erzählt. Kein einziges Wort, ich schwör’s dir beim Leben meiner Mutter. Nicht mal Janice weiß, dass ...«
    »Tom, ich will bloß mit dir reden . Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Wir setzen uns bei dir zusammen, trinken einen Tee und plaudern ein bisschen.«
    Er nickte, als ich mit sanftem Druck dafür sorgte, dass er weiterging.
    »Was ich dir vorzuschlagen habe, wird dir gefallen. Komm schon, wir brauchen einen Tee, um uns aufzuwärmen.«
    Wir erreichten sein Haus und stiegen die vier oder fünf Steinstufen zur Haustür hinauf. Tom fingerte seinen Schlüssel heraus, der an einer alten Nylonkordel hing, und ich sah seine Hand zittern, als er versuchte, ihn ins Schlüsselloch zu stecken. Er glaubte noch immer, ich wollte ihn

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