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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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waren hinter hohen Schneewällen niedrige Industriebauten zu sehen. Ich musste lächeln, als ich an Großbritannien dachte, wo ein paar Schneeflocken den gesamten Verkehr zum Erliegen brachten; hier lag monatelang Schnee, und das Land funktionierte wie gewohnt weiter.
    Ich sah einen Wegweiser, auf dem St. Petersburg 381 km stand. In drei bis vier Stunden hätten wir aus einer der reichsten und modernsten Städte der Welt in eine Großstadt gelangen können, in der Anarchie und Chaos herrschten. Aber wir brauchten uns keine Sorgen zu machen: Der Mercedes folgte einer Abzweigung, die uns auf die Autobahn E 75 brachte, und ließ die ohnehin nur spärlich bebauten Außengebiete Helsinkis hinter sich.
    Der über dem Instrumentenbrett angebrachte kleine Autokompass zeigte mir, dass wir nach Norden unterwegs waren. Alle Autos fuhren auch tagsüber mit Licht; das war in Finnland Vorschrift.
    Wir rollten in entspanntem Reisetempo über die Autobahn, durchquerten verschneite Kiefernwälder und kamen durch imposante Einschnitte zwischen gewaltigen Granitformationen. Ich sah zu Tom hinüber, der mit geschlossenen Augen in seiner Ecke lehnte und die Hörer seines Walkmans in den Ohren hatte. Ich beschloss, mich seinem Beispiel folgend ebenfalls zu entspannen, behielt aber die Wegweiser im Auge. Lahti und Mikkeli schienen mögliche Ziele zu sein, und nach knapp einer Stunde war klar, wohin wir unterwegs waren. Wir nahmen die Ausfahrt Lahti.
    Die Stadt wurde von zwei rot-weißen, sehr hohen Sendemasten beherrscht, die an den Eiffelturm erinnerten; ihre Spitzen verschwanden in den tief hängenden Wolken, und auf allen Seiten blinkten rote Warnleuchten. In Lahti herrschte starker Auto- und Fußgängerverkehr. Die Stadt war ein Wintersportzentrum: Über den Häusern ragte eine Skisprungschanze auf, und als wir übers Pflaster der Haupteinkaufsstraße holperten, sah ich, dass sogar Rentner statt Spazierstöcken Langlaufstöcke benutzten.
    Die Einwohner von Lahti hatten offenbar eine Vorliebe für Beton und Stahl. Traditionellen Holzhäusern mit einem oder zwei Rentieren vor dem Haus zogen sie neueste Saabs, Geländewagen und glitzernde Weihnachtsdekorationen vor. Wir bogen am Stadtplatz links ab und kamen an einem strahlend hell beleuchteten Markt vorbei, auf dem Dampf über den Segeltuch- und Nylondächern der vielen Stände aufstieg. Die für einen ganzen Tag im Freien ausgerüsteten Händler sahen wie Astronauten aus.
    Gleich danach erreichten wir das Hotel Alexi. Wir bogen nach links über den Gehsteig ab und hielten vor einem Garagentor, das sich sofort zu öffnen begann. Eine
    Gruppe von Müttern, die ihre Kinder in Sportwagen schoben, gingen auf der Straße hinter dem Mercedes vorbei und kehrten wieder auf den Gehsteig zurück.
    Wir fuhren ziemlich schnell eine steile Betonrampe in eine große, schlecht beleuchtete Tiefgarage hinunter. Wo Eis und Schnee von den bereits dort parkenden Autos geschmolzen waren, standen Pfützen auf dem Garagenboden, und fast jeder Wagen hatte Skier auf dem Dach.
    Bürste ließ den Mercedes auf der Suche nach einem freien Platz langsam durch die Tiefgarage rollen. Tom saß jetzt aufrecht da, hatte seine Ohrhörer herausgenommen und sah sich mit großen Augen um. »Wie in einem dieser Spionagefilme, Nick, nicht wahr?« Sein Tonfall veränderte sich, als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte. »Aber das ist in Ordnung, stimmt’s? Ich meine, du weißt, was hier vorgeht, nicht wahr?«
    Ich nickte, obwohl ich mir meiner Sache keineswegs sicher war.
    Nachdem Bürste vorwärts eingeparkt hatte, stellte er den Motor ab und drehte sich nach uns um. »Bitte Ihre Telefone, Piepser und Notebooks mit E-Mail-Funktion«, sagte er in seinem stark akzentgefärbtem Englisch. »Die müssen Sie hier im Wagen lassen. Keine Sorge, Sie bekommen sie zurück.« Er lächelte mit nicht besonders guten Zähnen.
    Ich erklärte ihm, dass wir den Anweisungen entsprechend keine Geräte dieser Art mitgebracht hatten.
    Er lächelte nochmals. »Gut. Vielen Dank, vielen Dank.«
    Hinter uns sprang der Kofferraumdeckel auf, als Bürste den kleinen Hebel neben seinem Sitz hochzog. Ich stieg aus, und Tom folgte mir, als eben ein schwarzer Mercedes-Geländewagen - das alte kastenförmige Modell - langsam auf uns zukam. Die Scheinwerfer blendeten mich so, dass ich nicht erkennen konnte, wer am Steuer saß.
    Ich sah zu Bürste hinüber, der nicht im Geringsten besorgt zu sein schien. Der Geländewagen hielt mit laufendem Motor. Durch seine

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