Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
der ich weiße
Einbaumöbel, weiße Arbeitsflächen und Großgeräte mit Edelstahlfronten sehen konnte.
Der Wohnbereich, in dem wir standen, schien
geradewegs aus der Sonntagsbeilage einer Zeitung zu stammen. An einem Couchtisch aus Glas und Chrom standen sich zwei weiße Ledersofas gegenüber - und das war’s auch schon. Kein Fernseher, keine Stereoanlage, keine Zeitschriften, Blumen oder Bilder, nichts.
Wandhohe weiße Lamellenjalousien hingen dort, wo ich die Fenster vermutete. Das gedämpfte Licht kam aus Wandlampen, die natürlich ebenfalls weiß waren.
Deckenlampen gab es hier keine.
Tom und ich standen mit unseren Reisetaschen in der Hand da und nahmen alles in uns auf.
»Ich zeige Ihnen Ihre Zimmer.« Liv ging bereits auf die Tür in der rechten Wand zu. Ich fragte mich, ob sie nie auf jemanden wartete - oder bestand Armani darauf, dass sie immer und überall vorausging?
Unsere Schuhe quietschten auf dem glänzend versiegelten Holzboden, als wir ihr in einen Korridor folgten.
Mein Zimmer lag hinter der ersten Tür links. Hier erwartete mich wieder eine Simfonie in Weiß mit einem niedrigen Futonbett und einem weiß gekachelten Bad mit weißen Marmorfliesen und Stapeln von weißen Badetüchern. Es gab keinen Kleiderschrank, sondern nur schmale Segeltuchhüllen und kleine Wäschebehälter, die an einer verchromten Stange hingen. Was mich etwas überraschte, weil die Aussicht atemberaubend sein musste, war die Tatsache, dass es hier keine Fenster gab.
»Nicht nötig«, sagte Liv, als habe sie erraten, was ich dachte. »Immer zu dunkel.«
Ich stellte meine Reisetasche auf den Boden; einen anderen Platz gab es dafür nicht.
Sie wandte sich ab. »Tom, Ihr Zimmer liegt nebenan.«
Die beiden verschwanden, und ich hörte Stimmengemurmel durch die Wand dringen, während ich meine Daunenjacke auszog und auf das stetige Summen der Klimaanlage horchte. Wenig später kamen draußen Livs Stiefel mit Gummisohlen vorbeigequietscht, und sie blieb an der Tür stehen. »Möchten Sie einen Kaffee, Nick, und vielleicht eine Kleinigkeit essen? Danach müssen wir uns an die Arbeit machen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Yeah, danke.«
Sie nickte und ging in den Wohnbereich zurück.
Als ich meine Reisetasche in eine Ecke stellte - überall sonst kam sie mir deplatziert vor -, steckte Tom seinen Kopf durch die Tür. »Echt Klasse, Kumpel. Mit der würd’s Spaß machen, was? Kommst du mit rüber?«
Einige Minuten später saßen Tom und ich uns auf weißem Leder gegenüber. Die Sofas quietschten leise, als wir es uns bequem machten, und aus der Küche kam das gedämpfte Klirren von Porzellan. Aus Tom war offenbar nichts herauszubekommen, solange Liv in der Nähe war, was eigentlich nicht schlecht war. Immerhin hielt er auf diese Weise die Klappe. Während wir dasaßen und warteten, leistete uns nur das stetige Summen der Klimaanlage Gesellschaft.
Liv erschien mit einem Tablett, auf dem ein Kaffeezubereiter, Tassen, Milchkanne, Zuckerdose und ein Teller mit Knäckebrot und Käsescheiben standen. Sie stellte es auf den Glastisch und setzte sich neben Tom. Ich wusste nicht recht, ob er sich vor Vergnügen oder Verlegenheit wand.
»Lassen Sie mich Ihnen als Erstes erklären, wie die Sache hier läuft«, begann Liv. »Ich bleibe mit Ihnen beiden hier. Mein Zimmer ist dort drüben.« Sie zeigte auf die gegenüberliegende Tür.
»Im Zimmer gegenüber Ihren Schlafzimmern steht das Notebook für Sie, Tom, mit dem Sie den Firewall knacken sollen. Dazu kommen wir gleich noch.« Sie wandte sich nochmals an mich. »Nick, dort finden Sie auch Karten von der Umgebung des Hauses, das Sie besuchen werden.«
Sie begann einzugießen. »Bis Dienstagmorgen müssen Sie die Zugangssequenz entdeckt, das Haus betreten und das Material heruntergeladen haben. Schaffen Sie das nicht, habe ich Anweisung, den Deal für geplatzt zu erklären.«
Ich saß da, hörte zu und wusste, dass ich selbst einen Pakt mit dem Teufel pünktlich erfüllen würde. Ich wollte dieses Geld. Ich brauchte dieses Geld.
Liv und ich tranken einen Schluck schwarzen Kaffee. Tom rührte seinen nicht an, wollte aber offenbar nicht lästig sein und um einen Kräutertee bitten. Wir verfielen wieder in angestrengtes Schweigen.
Sie lehnte sich zurück, beobachtete unser Unbehagen und schien fast ihren Spaß daran zu haben. Ich hatte das Gefühl, sie wisse weit mehr über Tom und mich, als wir je über sie erfahren würden.
»Das schaffen wir«, sagte ich
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