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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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einer großen Schale, die wie eine Salatschüssel aussah. Auch dieser Fernseher hatte einen Drahtkleiderbügel als Antenne – das schien hier Vorschrift zu sein.
    Sie nahm mich schließlich wahr, machte sich aber
    nicht die Mühe, mich zu begrüßen oder nach meinem Begehr zu fragen. Ich nickte, lächelte höflich und deutete auf einen am Fenster klebenden Zettel, auf dem
    vermutlich die Zimmerpreise standen.
    »Kann ich bitte ein Zimmer haben?«, fragte ich mit meinem besten australischen Akzent. Meine Crocodile-Dundee-Imitation gefiel mir jedes Mal besser. Die Alte registrierte sie nicht einmal.
    Dann klapperten Schritte die Holztreppe hinter mir herunter, und ein Paar erschien – beide in langen 532
    Wintermänteln. Der Mann war ein kleiner, hagerer Kerl Ende vierzig, der eine Hinterkopfglatze bekam, aber sein restliches Haar in der Art, die Osteuropäer aus
    irgendeinem Grund für attraktiv halten, mit Brillantine zurückgekämmt trug, und einen großen, buschigen
    Schnauzer hatte. Die beiden gingen vorbei, ohne die Alte oder mich eines zweiten Blickes zu würdigen. Ich stellte fest, dass die Frau mindestens 20 Jahre jünger war als der Glatzkopf und wesentlich besser roch als ihr Begleiter, der ein starker Raucher sein musste.
    Die Alte legte mir einen Satz Bettwäsche, die einmal weiß gewesen war, und ein Handtuch von der Größe
    eines Geschirrtuchs hin. Sie murmelte etwas und hielt erst einen und dann zwei Finger hoch. Ich erriet, dass sie wissen wollte, wie viele Nächte ich bleiben wollte, und hob einen Finger.
    Sie nickte und schrieb eine Zahl, die ich für den Zimmerpreis hielt, auf einen Zettel, den sie mir hinschob.
    150 EEK pro Nacht, ungefähr zehn Dollar. Ein absolutes Sonderangebot. Ich konnte es kaum erwarten, das
    Zimmer zu sehen. Ich gab ihr das Geld, und sie legte den Schlüssel, der an einem mächtigen Holzklotz hing, auf den Wäschestapel und wandte sich wieder ihrer Suppe und dem Fernseher zu. Von ihr erfuhr ich nicht, was
    »Schönen Abend noch« auf Estnisch hieß.
    Ich ging die Treppe hinauf und fand Zimmer 4. Es war größer als erwartet, aber so trist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Einrichtung bestand hauptsächlich aus einem dunkelbraun furnierten Kleiderschrank und einem Doppelbett mit fleckigen Matratzen, auf dem drei 533
    flauschige braune Nylondecken und zwei verfärbte
    Kopfkissen mit klumpiger Füllung lagen. Zu meiner Überraschung stand in einer Ecke ein kleiner
    Kühlschrank. Als ich nachsah, war er zwar nicht
    eingeschaltet, aber vermutlich trotzdem einen Extrastern vom Estnischen Fremdenverkehrsverband wert.
    Neben dem Kühlschrank stand auf einem braun
    furnierten Tisch ein Fernseher im Stil der siebziger Jahre
    – ebenfalls ohne Strom. Der Teppichboden bestand aus zwei verschiedenen Stücken strapazierfähiger Büroware: dunkelbraun und schmutzig beige. Unter der Tapete hatten sich an einigen Stellen Blasen gebildet, und braune Wasserflecken rundeten das Dekor ab. Die Krönung war jedoch die Sitzgruppe mit Ecksofa und Couchtisch, auf dem ein schwerer dreieckiger Glasascher stand, auf den jeder Pub stolz gewesen wäre. Die beigen Polster waren fleckig, und der Couchtisch wies am ganzen Rand
    Brandflecken von Zigaretten auf. Das Zimmer war kalt; offenbar wurde erwartet, dass die Gäste die Heizöfen selbst einschalteten.
    Rechts neben der Zimmertür lag das Bad. Dafür würde ich mich später interessieren. Als Erstes beugte ich mich über einen der Heizstrahler: ein kleines Gerät mit drei Spiralen, das zwischen Bett und Tür stand. Ich steckte den Stecker in die Steckdose, betätigte den Schalter und sah zu, wie die Heizspiralen zu glühen begannen. Der beißende Geruch von verbrennendem Staub erfüllte das Zimmer.
    Der in Fensternähe stehende zweite Heizofen war ein größeres, dekorativeres Modell mit zwei langen
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    Heizstäben und darüber einem Kaminfeuerimitat aus schwarzem Plastikmaterial mit rotem Untergrund. Das letzte Ding dieser Art hatte ich bei einem Besuch im Haus meiner Tante gesehen – im Alter von ungefähr sieben Jahren. Ich schaltete auch diesen Heizofen ein und beobachtete fasziniert, wie unter dem Plastikmaterial eine rote Glühbirne aufleuchtete und eine Lochscheibe sich zu drehen begann, um den Flammeneffekt hervorzuzaubern.
    Das war fast besser als der Fernseher.
    Ich ging ins Bad. Boden und Wände waren gefliest
    und gekachelt, überwiegend braun, aber auch in Rot- und Blautönen, wo Kacheln und Fliesen in einer Zeit, in der noch

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