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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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waren sie unzertrennlich gewesen. Soviel ich beurteilen konnte, hätten sie nichts lieber getan, als tschetschenische Rebellen abzumurksen – und dabei bewundernde Blicke auszutauschen.
    Obwohl ich wusste, dass ich Sergej vertrauen konnte, gab mir sein Auswahlverfahren einige Rätsel auf. Da er offenbar den Löwenanteil des zugesagten Honorars für sich behalten wollte, hatte er sich dafür entschieden, nicht die A-Mannschaft ins Spiel zu bringen.
    Dies war der unprofessionellste Job, an dem ich je beteiligt gewesen war, und ich hatte auf diesem Gebiet schon einiges erlebt. Die Situation wurde so kritisch, dass ich mir angewöhnt hatte, bei verschlossener Tür und mit griffbereiter Waffe zu schlafen. Beschwerten seine Männer sich nicht bei ihm über meine Planung, sagte Sergej, meckerten sie darüber, wer wie viel verdiente und wie er sie bestimmt reinlegen würde, wenn der Zahltag kam. Zimmermann hasste Homosexuelle mit solcher
    Inbrunst, dass Hitler im Vergleich zu ihm als schlaffer Liberaler wirkte, und es hatte ebenso viel Mühe gekostet, 18
    die beiden Paare auseinander zu halten, wie die
    Vorbereitungen für die Entführung zu treffen. Ich ging ihnen möglichst aus dem Weg und konzentrierte mich auf den Umgang mit Sergej, auf den ich angewiesen war, weil er der Einzige war, der mir helfen konnte, die Zielperson nach Russland zu schaffen. Aber seine Leute machten mich nervös; heute würde es Tote geben, und ich wollte nicht dazugehören.
    Ich war mit einem Gruselteam unterwegs, um einen
    furchterregenden Mann aus einer Stadt zu entführen, in der die Politprominenz Westeuropas erwartet wurde, die genügend Sicherheitspersonal mitbrachte, um es mit ganz China aufnehmen zu können. Keine schönen Aussichten, aber scheiß drauf, verzweifelte Leute tun verzweifelte Dinge.
    Ich stieß eine weitere Dampfwolke aus. Die Digitaluhr im Instrumentenbrett zeigte mir, dass weitere 20 Minuten verstrichen waren – Zeit für eine erneute Kontrolle unserer Funkverbindungen. Ich griff in die Innentasche meiner Jacke und tastete nach der Sendetaste meines knallgelben Motorola-Funkgeräts, wie es Eltern
    benutzen, um auf der Skipiste oder im Einkaufszentrum Kontakt zu ihren Sprösslingen zu halten. Jeder von uns sechs Männern hatte eines, und wir trugen alle einen Ohrhörer. Da heutzutage massenhaft Leute Handys mit Freisprecheinrichtungen benutzten, würden wir nicht auffallen, wenn wir damit herumliefen.
    Ich drückte zweimal kurz auf die Sprechtaste, hörte die Piepstöne in meinem Ohrhörer und sah dann zu Sergej hinüber. Er nickte; ich sendete also. Reggie und Ronnie 19
    antworteten mit zwei Piepstönen, dann meldeten
    Alptraum und Zimmermann sich mit dreien. Hätten die Krays auf meine Anfrage nicht reagiert, hätten Alptraum und Zimmermann 30 Sekunden gewartet und sich dann trotzdem gemeldet. In diesem Fall wäre uns nichts anderes übrig geblieben, als ins Intercontinental zu gehen und auf das Eintreffen der Mercedes zu warten – nicht gut, weil es uns drei im Hotel exponierte und die Koordinierung erschwerte. Funkstille wurde aus zwei Gründen eingehalten: Erstens sprach ich kein Russisch, und zweitens würden die Sicherheitsdienste alle
    Funkfrequenzen abhören. Mit etwas Glück fielen ein paar Piepstöne hier und da nicht weiter auf. Es gab weitere Nachrichtenmittel, die ich für diesen Zweck hätte nutzen können – beispielsweise Handys –, aber für Alptraum und Zimmermann musste alles möglichst unkompliziert sein. Hätten sie sich noch mehr merken müssen, wären ihre überlasteten Gehirne geplatzt. Der alte
    Planungsgrundsatz – »So einfach wie möglich,
    Dummkopf!« - bewahrheitete sich auch diesmal wieder.
    Während Sergej sich dafür entschieden hatte, das
    Michelin-Männchen zu imitieren, war ich ganz der
    Geschäftsmann: dunkelblauer Einreiher, Jackett eine Nummer größer, dunkelgrauer Mantel, schwarzer
    Wollschal, dünne Lederhandschuhe und dazu ein
    gestresster Gesichtsausdruck. Alptraum und
    Zimmermann waren im selben Stil gekleidet. Wir waren alle drei frisch rasiert und trugen unser frisch
    gewaschenes Haar ordentlich gescheitelt. Diese Details waren wichtig; wir mussten uns in der Hotelhalle
    20
    bewegen können, ohne dass jemand uns eines zweiten Blickes würdigte – als gehörten wir zu den überhöhte Gehälter beziehenden Spesenrittern aus Brüssel. Auf meinen Knien hatte ich sogar die heutige Ausgabe der Zeitung Herald Tribune liegen.
    Mein Mantel war eine gute Tarnung für

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