Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
die
Panzerweste, die ich unter meinem hellblauen Oberhemd trug. Sergejs mochte so dick wie die Pflastersteine vor dem Kreml sein, aber meine bestand nur aus zwölf
papierdünnen Kevlarschichten – nicht genug, um Sergejs panzerbrechende Geschosse aufzuhalten, aber völlig ausreichend als Schutz vor den Mini-Uzis, die vielleicht bald versuchen würden, mich zu durchlöchern. Im
Vorderfach der Kevlarweste war Platz für eine
Keramikplatte zum Schutz meines Brustkorbs, die ich aber nicht tragen konnte, weil sie viel zu sperrig war.
Zimmermann hatte sich geweigert, überhaupt eine
Panzerweste zu tragen, weil das unmännlich war, und Alptraum hatte sich ihm angeschlossen. Völlig idiotisch; hätte ich gekonnt, hätte ich mich von Kopf bis Fuß in dieses Zeug eingehüllt. An meine Füße mochte ich gar nicht denken; da ich nur dünne Socken und
Straßenschuhe trug, waren sie eisig wie zwei Beutel Tiefkühlerbsen. Ich spürte unterhalb meiner Knöchel nichts mehr und hatte es längst aufgegeben, meine Füße zu bewegen, um zu versuchen, dadurch Wärme zu
erzeugen.
Bewaffnet war ich mit einer südafrikanischen Z 88, die wie eine 9-mm-Beretta aussah – die Art Pistole, die Mel Gibson in Lethal-Weapon -Filmenbenutzt. Als die Welt 21
ein Waffenembargo gegen Südafrika verhängte, hatten die Jungs dort unten sich daran gemacht, ihr Zeug selbst herzustellen, und exportierten jetzt mehr Kriegswaffen und Hubschrauber als Großbritannien.
Ich hatte drei verlängerte Magazine mit jeweils 20
Patronen, was bedeutete, dass das eingesetzte Magazin fünf Zentimeter aus dem Pistolengriff ragte, als würde es gleich herausfallen. Die beiden Reservemagazine
steckten im meiner linken Manteltasche. Klappte alles plangemäß, würde ich meine Waffe nicht einmal ziehen.
Die Entführung sollte – würde – lautlos ablaufen und weniger als eine Minute dauern.
Obwohl ich die dünnste Kevlarweste trug, die ich zu tragen wagte, machte sie es mir unmöglich, mich mit einer Waffe hinzusetzen oder eine Pistole zu ziehen, die dort steckte, wo ich sie normalerweise getragen hätte: vorn im Hosenbund in einem innen liegenden Halfter.
Mit meiner neuen Waffenposition – in einem
Gürtelhalfter an der rechten Hüfte – war ich nicht gerade zufrieden. Ich hatte die vergangenen zwei Wochen damit verbringen müssen, zu üben und mich bewusst daran zu erinnern, dass die Pistole nun an einer anderen Stelle steckte – sonst konnte es mir passieren, dass ich die Waffe ziehen wollte und statt des Pistolengriffs nur Kevlar berührte. Immer vorausgesetzt, dass ich all die Kleidungsschichten schnell genug aus dem Weg bekam.
Um Mantel und Jacke rasch zurückschlagen zu können, hatte ich je zwei Schraubenschlüssel aus dem
Bordwerkzeug mit Klebeband umwickelt und in die
rechten Taschen von Jacke und Mantel gesteckt. Auch 22
das trug dazu bei, dass ich mich unbehaglich fühlte. Mein einziger Trost war, dass morgen um diese Zeit alles vorbei sein würde: Ich würde mein Geld bekommen und diese Verrückten nie wieder sehen.
Ich hörte Papier rascheln, als Sergej einen
Schokoriegel auspackte und ihn sich in den Mund
stopfte, ohne mir etwas davon anzubieten. Nicht, dass ich etwas davon gewollt hätte; ich war nicht hungrig, ich machte mir nur Sorgen. Ich saß da und wartete, während Sergej schmatzend kaute und schluckte und der Wind um unseren Geländewagen heulte.
Ich saß da und überlegte, während Sergej
Schokoladereste aus seinen Zähnen saugte. Dass Valentin Lebed bisher von Polizei und Justiz unbehelligt geblieben war, verdankte er in erster Linie der Tatsache, dass er frühzeitig gelernt hatte, dass es gut war, Freunde in Machtpositionen und hohe Beamten auf seiner Lohnliste zu haben. Wichtige Zeugen wurden regelmäßig ermordet, bevor sie gegen ihn aussagen konnten. Erst vor ein paar Monaten, das wusste ich von Sergej, hatte ein
amerikanischer Journalist, der sich etwas zu intensiv für Vals weit verzweigte Unternehmen interessiert hatte, mit seiner Familie untertauchen müssen, nachdem ein
Telefongespräch abgehört worden war, in dem Val
100000 Dollar Kopfgeld ausgesetzt hatte – nicht nur auf den Journalisten, sondern auch auf seine Frau und sein Kind.
Das grausigste Schicksal erwartete jedoch Leute, die sein Vertrauen enttäuschten. Die beiden für sein
Bordellimperium verantwortlichen Geschäftsführer
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waren dabei ertappt worden, dass sie einen kleinen Teil des Gewinns der Moskauer Bordelle für sich
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