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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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gegen sie zu wehren, Kumpel.«
    Jetzt wusste ich genau, warum er weinte. Tom spielte 274
    gern Jack Tue Lad, aber hinter Gittern musste er für die Lebenslänglichen eine leichte Beute gewesen sein. Ich nickte, denn er tat mir echt Leid. »Mach dir keine Sorgen, Kumpel. Damit ist’s vorbei, das garantiere ich dir, Tom.«
    Er schniefte, putzte sich die Nase und war sichtlich verlegen, weil er sich seine Verwundbarkeit hatte anmerken lassen.
    »Am besten gehst du unter die Dusche und legst dich aufs Ohr. Wir haben morgen eine lange Nacht vor uns.«
    Ich gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und überließ es ihm, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Es wäre unsinnig gewesen, ihn noch mehr in Verlegenheit zu bringen, indem ich ihn in seinem
    aufgelösten Zustand beobachtete. Außerdem würde er morgen Abend mitkommen, ob er wollte oder nicht. Als ich in mein Zimmer ging, überlegte ich mir, dass ich Liv auftragen musste, nicht nur Nägel und Kanthölzer, sondern auch Pillen zu besorgen, die Tom tapfer oder dumm machten – je nachdem, aus welchem Blickwinkel man den Fall betrachtete.
    Als ich mich auszog, hörte ich Tom an meiner Tür
    vorbei in Richtung Wohnbereich gehen. Vermutlich war er auf der Suche nach einem Glas Wasser, um all die Flüssigkeit zu ersetzen, die ihm übers Gesicht gelaufen war.
    Unter der Dusche begutachtete ich die hübschen
    Prellungen an Knie, Schienbein und Schulter, die ich mir beim Schneespringen zugezogen hatte, und ging dann ins Bett. Obwohl ich ziemlich erledigt war, hielten Gedanken 275
    an den bevorstehenden Einsatz mich wach: Ich stellte mir immer wieder vor, wie ich ins Haus gelangen und was ich tun würde, falls irgendwas schief ging.

    Ich hatte schätzungsweise eine Stunde wachgelegen und auf das Summen der Klimaanlage gehorcht, als ich Tom erneut in Richtung Wohnbereich schlurfen hörte. So würde es vermutlich die ganze Nacht weiter gehen, aber er würde überleben. War er morgens weiterhin
    unentschlossen, würde ich ihn noch mal daran erinnern, wie viel Geld er bald in der Tasche haben würde. Mehr als genug, um seine Bruchbude und Janice hinter sich lassen zu können. Ich hatte schon beschlossen, ihm die vollen 300000 Dollar zu bezahlen. Warum auch nicht?
    Ohne ihn wäre ich nicht einmal bis hierher gekommen.
    Eine weitere halbe Stunde summte vorbei. Ich dachte weiter an morgen Abend und ging in Gedanken wieder einmal Livs Einkaufsliste durch, als mir auffiel, dass Tom nicht zurückgekommen war.
    Ich stand gähnend auf, zog Jeans und Hemd an und
    verließ mein Zimmer, um mit Tom einen Tee zu trinken und ihm vielleicht noch etwas Seelenmassage zu
    verabreichen.
    Im Wohnbereich brannte noch Licht, aber Tom war
    nirgends zu sehen. Ich warf einen Blick in die Küche. Er musste zurückgegangen sein, ohne dass ich ihn gehört hatte. Als ich mich umdrehte, fiel mir auf, dass die Tür zu Livs Haushälfte offen stand. Dabei erinnerte ich mich genau, dass sie diese Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Ich durchquerte den Wohnbereich und betrat lautlos 276
    ihren Korridor. Da die Türen wie auf unserer Seite angeordnet waren, musste sie in einem der beiden
    Schlafzimmer sein. Das richtige Zimmer war leicht zu erraten. Hinter der ersten Tür links drangen Geräusche hervor. Ich wusste nicht, wer dort wem etwas Gutes tat, aber die Keuch- und Stöhnlaute stammten unzweifelhaft von ihnen.
    Ich machte kehrt, überließ sie ihrem Treiben und
    erkannte wieder einmal, dass ich völlig ahnungslos war, was Frauen betraf.
    277
    Dienstag, 14. Dezember 1999
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    Als ich morgens aus meinem Zimmer kam, saß Tom mit noch nassem Haar frisch geduscht und angezogen auf einem der Sofas und trank Milch. Er war offensichtlich gut gelaunt. »Morgen, Nick. Kaffee ist in der
    Thermoskanne. Liv ist losgefahren, um dein Zeug zu besorgen. Sie kommt gegen zehn zurück, hat sie gesagt.«
    Ich ging in die Küche, goss mir einen Becher Kaffee ein und sah nach, was es zu essen gab. Ich brannte darauf, ihn nach heute Nacht zu fragen, beschloss aber, lieber abzuwarten, ob er selbst davon anfangen würde.
    Ich wollte nicht als Trottel dastehen, und diese Sache wurde immer verrückter. Erst Liv und ihr Freund auf dem Bahnhof – und nun das hier. Ich fragte mich, ob Tom sie etwa schon seit Jahren bumste, schlug mir diesen
    Gedanken aber sofort wieder aus dem Kopf. Wer einmal Liv genossen hatte, würde sich nie mehr mit einer Frau wie Janice abgeben, und wozu hätte sie dann mich
    losschicken müssen, um

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