Nick Stone - 04 - Eingekreist
ungeahnte
Höhen treiben. Leider waren gute Nachrichten für sie schlechte Nachrichten für mich, denn die Ermittler der SB (Special Branch) würden sich den Arsch abarbeiten, um rauszukriegen, wer den Knopf gedrückt hatte, und auf diesem Gebiet waren sie weltweit unschlagbar. Die SB war aufgestellt worden, um zu verhindern, dass die IRA weiterhin genau die Art Anschläge verübte, die ich vorbereitet hatte.
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Die drei Taschenlampenbirnen brannten noch immer
nicht. Ich war nicht nervös, nur leicht beunruhigt.
An beiden Enden der Lämpchenreihe war mit Evostik
je eine weiße rechteckige Klingeltaste aufgeklebt, von denen sich Drähte in die Kunststoffbox
hinunterschlängelten. Über die linke Taste hatte ich die Schutzkappe einer Rasierschaumdose geklebt. Dies war die Zündtaste für den Sprengsatz, den ich als
Ablenkungsmanöver installiert hatte. Er bestand im
Prinzip aus einer Schwarzpulverladung, die mit einem ausreichend starken Knall detonieren würde, um die
Aufmerksamkeit Londons zu erregen, ohne Todesopfer
zu fordern. Klar, es würde Sachschäden geben, vielleicht auch ein paar Schnittwunden oder Prellungen, aber aller Voraussicht nach keine Toten. Die Schutzkappe hatte ich darüber geklebt, weil ich nicht wollte, dass der Sprengsatz versehentlich hochging. Die rechte Taste lag frei. Über sie würde ich meinen Scharfschützen den
Feuerbefehl erteilen.
Neben der Kunststoffbox hatte ich ein auf einem
Ministativ montiertes Fernglas stehen, das aufs
Zielgebiet gerichtet war. Ich würde es brauchen, um den Jasager zu beobachten, wenn er sich zwischen den
Gästen bewegte und dabei die Zielperson identifizierte.
Die Lunchbox enthielt eine große, grüne,
quadratische Lithiumbatterie und ein Durcheinander aus Drähten und Schaltkreisen. Ich versuchte nie, solche Dinge hübsch sauber und ordentlich anzuordnen; ich
wollte nur, dass sie funktionierten. Hinten aus der Box kamen zwei mit Kunststoff überzogene Antennendrähte 10
heraus, die über den Schreibtisch und das Fensterbrett führten, an das ich ihn geschoben hatte, und an der Außenwand des Gebäudes herabhingen. Ich hatte das
Schiebefenster bis zu ihnen heruntergezogen, damit
möglichst wenig Lärm hereindrang.
Das lauteste Geräusch im Raum waren meine
Atemzüge, die sich beschleunigten, je näher die
Geisterstunde kam. Übertönt wurden sie nur
gelegentlich von einem entzückten Aufschrei einer
Touristin auf der Straße unter mir oder einer besonders durchdringenden Lautsprecheranlage auf dem Fluss.
Ich konnte nur warten. Ich verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch, ließ meinen Kopf auf ihnen ruhen, beobachtete die Lämpchen, die ich jetzt in Augenhöhe vor mir hatte, und versuchte sie zu hypnotisieren, damit sie blinkten.
Als der Big Ben zwei Uhr schlug, schreckte ich aus
meiner Trance auf.
Ich wusste, dass die Scharfschützen ihre
Feuerstellungen erst im letzten Augenblick beziehen würden, um nicht länger als unbedingt nötig exponiert zu sein, aber ich wünschte mir wirklich, diese Lämpchen würden endlich blinken.
Ungefähr zum millionsten Mal in den letzten zwanzig Minuten drückte ich die nicht abgedeckte Taste, ließ dabei meinen Kopf auf einem Unterarm ruhen und
starrte in die Box wie ein Schuljunge, der sich fragt, was seine Mum ihm zum Lunch eingepackt hat. Ein in dem
Drahtverhau steckendes weiteres Lämpchen leuchtete
zur Kontrolle auf, als ich meine Sendetaste drückte. Ich 11
wünschte mir jetzt, ich hätte ein weiteres Loch in den Deckel gebohrt und die Kontrollleuchte neben den
anderen Lämpchen angebracht, aber als ich dieses Gerät gebaut hatte, war mir das zu lästig gewesen. Ich ließ die Taste los und drückte sie nochmals. Wieder leuchtete das Lämpchen auf. Das Gerät funktionierte. Aber was war mit den drei anderen, die ich für die Scharfschützen gebaut hatte? Das würde ich einfach abwarten müssen.
Ebenfalls zum millionsten Mal stellte ich mir die
Frage, weshalb ich zu solchen Aufträgen nicht einfach Nein sagen konnte. Abgesehen davon, dass ich im Kopf nicht ganz richtig war, lautete die Antwort wie immer: Weil dies das Einzige war, was ich konnte. Das wusste ich; das wusste die Firma. Und sie wusste auch, dass ich schon wieder mal in verzweifelten Geldnöten steckte.
War ich mir gegenüber ehrlich, was keine leichte
Sache war, gab es einen weiteren, viel tiefer gehenden Grund. Ich setzte mich auf, um die drei Lämpchen auf der Oberseite sehen zu können, und atmete tief durch.
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