Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
hingen traurig herab, als der Uniformierte mich mit unendlicher
Müdigkeit im Blick musterte. »Wohin wollen Sie denn?«
Perfektes Englisch.
»Nach Nizza. Tut mir Leid, ich war auf der falschen Fahrspur und habe Ihr Zeichen nicht gesehen …«
Sein Gesichtsausdruck bewies, dass er seit vielen Jahren mit dämlichen britischen Touristen zu tun hatte.
Er nickte resigniert, marschierte zur Kreuzung zurück und forderte mich mit einer Handbewegung zum
Zurückstoßen auf. Ein Dutzend Autofahrer hupten erbost, als er mit seiner in einem Lederhandschuh steckenden Rechten den Verkehr aufhielt und mich hinter Lofti her davonfahren ließ. Ich winkte ihm dankend zu, sah dann geradeaus und versuchte, die aufgebrachten Blicke der anderen Autofahrer zu ignorieren.
Dicht hinter der Kreuzung sah ich rechts voraus Lofti zu Fuß den Hügel in Richtung Kreuzung heraufkommen.
Seine Hände verschwanden beide unter der Jacke, was bedeutete, dass er die Pistole gezogen hatte, um mich notfalls mit Gewalt aus der Scheiße holen zu können. Er sah mich kommen und machte auf dem Absatz kehrt,
während ich ihn über Funk rief. »Lima, wo stehst du? Wo steht dein Wagen?«
Sein Mikrofon fing den Verkehrslärm auf. »Rechts
voraus, nicht weit. Am Fuß des Hügels.«
»Okay, ich warte dort, ich warte auf dich.«
Klick, klick.
Auf der Weiterfahrt den Hügel hinunter hielt ich
Ausschau nach dem Focus. Ein merkwürdiges Gefühl, dass jemand tatsächlich zurückgekommen war, um mir zu helfen. Seit ich aus dem Regiment ausgeschieden war, hatte das niemand mehr für mich getan.
Ich sah seinen Wagen in einer kleiner Parkbucht vor einigen Geschäften stehen. Weil dort eben ein Platz frei wurde, parkte ich drei Plätze weiter und wartete darauf, dass Lofti zurückkommen und sich wieder ans Steuer setzen würde. Ich beobachtete im Rückspiegel, wie er näher kam, und empfand Dankbarkeit, die mich wie eine Woge überflutete und deutliche Ähnlichkeit mit
freundschaftlichen Gefühlen hatte. Vorhin hatte ich Mist gebaut; er hätte nicht zurückkommen müssen, um mir zu helfen, aber er war bereit gewesen, sein eigenes Leben zu riskieren, um das zu tun.
Lofti ging an mir vorbei, ohne den Audi eines Blickes zu würdigen, und während er auf eine Lücke im
fließenden Verkehr wartete, um seine Tür öffnen zu können, nahm ich mir vor, mich bei passender
Gelegenheit dafür zu revanchieren.
36
Der Audi und der Ford schwammen im Verkehr mit, als wir für die Fahrt durch den Tunnel unsere Scheinwerfer einschalteten. Auf der anderen Seite des Verkehrskreisels waren zwei Legoland-Polizisten und drei
Motorradpolizisten, die auf ihren Maschinen saßen, im Einsatz und kontrollierten die Steuer- und
Versicherungsplaketten von nach Monaco
hineinfahrenden Autos. Der Verkehr wurde jetzt
flüssiger, weil die meisten Autofahrer auf die A8
abbogen, um auf dem schnellsten Weg nach Hause zu kommen, statt die kurvenreiche Küstenstraße zu
benutzen. Unterwegs überlegte ich, was wir mit diesem zusätzlichen Fahrzeug anfangen sollten, das in unserem Plan nicht vorgesehen gewesen war.
Da es allmählich dunkel wurde, blieben die
Scheinwerfer eingeschaltet. Die bebauten Vorberge rechts von uns waren mit winzigen Lichtpunkten übersät, aber sobald die Berge höher wurden, wurden auch die Lichter weniger.
Wenig später kamen wir in BSM an und fuhren erst an meinem hinter der Beobachtungsstelle geparkten Mégane und dann an der Zufahrt zum Hafen vorbei. Obwohl ich wusste, dass die Neunter Mai von der Straße aus nicht zu sehen sein würde, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, trotzdem rasch einen Blick in ihre Richtung zu werfen, bevor ich mich durch einen Blick in den Rückspiegel zum hundertsten Mal davon überzeugte, dass Lofti noch immer hinter mir war. Ich meldete mich über Funk. »Hotel, Sprechprobe, Sprechprobe.«
Ich hörte einen schwachen, krächzend klingenden
Doppelklick.
»Du kommst schwach an. Hast du das Batteriesymbol kontrolliert?«
Wieder ein ziemlich leiser Doppelklick.
»Okay, unser Plan hat sich geändert. Ich möchte, dass du weiter hinter mir bleibst – aber in meinem Wagen. Du fährst mit dem Renault hinter mir her. Verstanden?«
Klick, klick.
»Nach der Ablieferung beseitigst du den Audi. Lofti hält dir den Rücken frei und bringt dich dann zu deinem Wagen zurück. Verstanden, Hotel?«
Klick, klick.
»Lima, ebenfalls?«
Klick, klick.
»Verstanden. Macht jetzt weiter wie bisher. Diese Nachricht nicht
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