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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Hunderter von Gumaa versteckt waren.
    »Wir waren miteinander in der Koranschule – du weißt schon, wo man mit untergeschlagenen Beinen dasitzt und den Koran auswendig aufsagen lernt. Ich wäre wie Lofti geworden, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass ich mir einfach keine Suren merken konnte. Also flog ich aus der Koranschule und wurde von unserer Mutter

gemeinsam mit meiner Schwester unterrichtet. Unser Vater war schon Jahre zuvor an Tuberkulose gestorben.«
    Er sah mir direkt in die Augen. »Schüler einer
    Koranschule zu sein hat nicht nur etwas mit dem Glauben zu tun, weißt du. Für eine mit Armut geschlagene Familie ist das ein Ausweg – die Jungen werden ernährt und gekleidet. Unsere Mutter hat darin unsere einzige Überlebenschance gesehen.«
    »Aber wo hast du so gut Englisch gelernt? Ich meine, die meisten deiner Landsleute –«
    Er lachte leise vor sich hin. »Armut kann einen als Schüler sehr gut motivieren.« Sein Lächeln verschwand, machte einem tief traurigen Ausdruck Platz. »Unsere Mutter ist wenige Monate nach dem Überfall auf
    Chalisah gestorben. Sie hat sich nie mehr davon erholt –
    wie wir alle nicht.« Hubba-Hubba legte mir eine Hand auf die Schulter. »Aber wir sind zusammengeblieben, Nick, denn Liebe füreinander war das Vermächtnis
    unserer Mutter. Wir sind zuallererst eine Familie, unabhängig davon, welche Meinungsverschiedenheiten wir haben, welche Schmerzen wir erleiden mögen. Weil wir einander lieben.«
    Ich dachte ein wenig über mein Vermächtnis nach und beschloss, lieber die Klappe zu halten.
    Er tippte sich an die Brust. »Lofti hält von alledem gar nichts. Er sagt, dass ich nicht ins Paradies, sondern in die Gahenna – die Hölle – kommen werde. Aber er täuscht sich, denke ich.« Seine Augen blitzten schalkhaft. »Ich hoffe es zumindest …«
    Er machte eine kurze Pause, aber ich äußerte mich nicht dazu. Diese Jungs hatten die Angewohnheit, Dinge auszusprechen, die einem unbehaglich nahe gingen.
    »Lofti hat nicht in jeder Beziehung Recht, aber ich natürlich auch nicht. Und es war Lofti, der unter großen persönlichen Opfern dafür gesorgt hat, dass wir zu unserer Tante nach Kairo kamen und dort zur Schule gehen konnten. Deshalb spreche ich Englisch. Wir sind eine Familie, Nick. Wir haben längst gelernt,
    Kompromisse zu schließen, denn nur so kann eine
    Familie fortbestehen. Und wir mussten ein Versprechen halten, das wir als Kinder gegeben hatten.«
    Er grub etwas aus seiner Jeanstasche, bevor er mir die geschlossene Faust hinhielt.
    »Was ist das?«
    »Ketamin. Du brauchst eine Reserve, stimmt’s?«
    44
    Der Platz lag in der Nähe der Busstation im neuen Teil von Antibes. Ich saß mit Baseballmütze und Sonnenbrille in meinem am Straßenrand geparkten Mégane und hörte über Funk mit, wie die beiden anderen den Scudo in Position brachten, wobei Lofti, der den Wagen fuhr, von Hubba-Hubba aus dem Laderaum Anweisungen erhielt.
    »Zurück, zurück, zurück, stopp, stopp!« Schließlich war der Fiat zu Hubba-Hubbas Zufriedenheit abgestellt.
    »Hotel nimmt die Überwachung auf. Ich kann das
    Zielobjekt nicht sehen, aber ihr Kommen rechtzeitig melden, wenn sie am Pier entlanggehen. Der Renault-Van parkt weiter an derselben Stelle. Er ist dunkelblau.
    November, bestätigen.«
    Ich griff mit der linken Hand an meinen Gürtel, um die Sprechtaste zu drücken. »Verstanden, November zu Fuß unterwegs, Lima, sei vorsichtig!«
    »Wird gemacht. Lima zu Fuß unterwegs, um das
    Naheliegende zu kontrollieren.« Er war also unterwegs, um nach der Neunter Mai zu sehen. Dass die Polizei noch dort war bedeutete nicht automatisch, dass die Jacht noch an ihren Liegeplatz war. Das konnte er nur kontrollieren, indem er in der Nähe des Vans an die Brüstung trat oder sich im toter Winkel von links die Stadtmauer
    entlangschob, bis er die Jacht vor sich hatte. Um keine Zeit zu verlieren, entschied er sich dafür, frech an die Brüstung zu treten. Schließlich würde er nicht länger als eine Minute dort stehen, und wir brauchten diese
    Bestätigung wirklich dringend.
    Ich stieg aus dem Mégane und löste am Automaten
    einer 24-Stunden-Parkschein, denn ich wollte auf keinen Fall hierher zurückkommen und festzustellen, dass mein Wagen abgeschleppt worden war. Außerdem hatte ich gestern eine Lektion gelernt: Für den Fall, dass die Romeos erst im letzten Augenblick auf dem Bahnsteig aufkreuzten, sodass die Zeit nicht mehr reichte,
    ungesehen eine Fahrkarte zu kaufen, hätte

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