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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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behalten, aber sein Inneres wirkte durch das viele Glas – Glaswände, Glasschalter, Glastüren – sehr modern und sauber. Als ich die Bahnhofshalle betrat, waren die Romeos weder links an den Fahrscheinautomaten noch rechts in dem kleinen Café oder am Zeitungsstand zu sehen.
    An einem der Tische saßen vier Jugendliche, die
    qualmten und Musik hörten. Ich konnte einen schmalen Sektor beider Bahnsteige und der Gleise zwischen ihnen sehen. Mit Erkundung zugebrachte Zeit ist selten
    vergeudet: Ich wusste, dass vom vorderen Bahnsteig die Züge nach Cannes verkehrten, und hoffte natürlich, dass die Romeos die Unterführung links von mir benutzen und auf dem anderen Bahnsteig auftauchen würden, was
    bedeuten würde, dass sie nach Nizza unterwegs waren.
    »Die Romeos müssen auf einem der Bahnsteige sein«, sagte ich, als ich den Fahrplan studierte. »Lima, kannst du sie sehen?«
    »Lima ist unterwegs.«
    Ich wartete im Schutz der Bahnhofshalle, während
    hinter mir ein Werbespot von NRG Radio aus dem Café dröhnte.
    Lofti meldete sich wieder. »Achtung, Achtung. Lima sieht die beiden Romeos auf dem zweiten Bahnsteig in Richtung Nizza. Sie stehen am Ausgang der
    Unterführung. November, bestätigen.«
    Klick, klick.
    Aus dem Fahrplan im Schaukasten an der Mauer vor
    mir entnahm ich, dass der nächste Zug nach Nizza um 9.27 Uhr fahren würde – mit Halt an der Gare Riquier, nur ungefähr siebenhundert Meter vom Zielort am
    Boulevard Jean XIII. entfernt. Also war es doch richtig gewesen, Hubba-Hubba dorthin vorauszuschicken.
    Ich wartete in der Nähe der Fahrpläne und bekam
    dabei zwangsläufig die bemüht muntere Morgensendung im Radio mit. Diesen Platz wollte ich vorerst nicht verlassen, denn die Romeos hätten mich sehen können, wenn ich die Bahnhofshalle in Richtung Café durchquert hätte.
    Werbeplakate zeigten glückliche Familien, alle mit unnatürlich guten Zähnen, die mit der Bahn reisten und wirklich Spaß dabei hatten. Ich begutachtete sie einige Minuten lang, bis Lofti sich wieder meldete. »Achtung, Achtung. Zug fährt ein, keine Änderung bei den Romeos.
    Gehe zu meinem Wagen zurück. November, bestätigen.«
    Klick, klick.

    Der Zug fuhr aus Richtung Cannes in den Bahnhof ein.
    Die schmutzig blauen Aluminiumwagen kamen mit
    kreischenden Bremsen zum Stehen. Ich rannte auf den Bahnsteig, wandte mich nach links und spurtete zur Unterführung. Durch die schmutzigen Scheiben konnte ich die dunklen Gesichter der beiden Romeos sehen, die mit etwa einem Dutzend weiterer Fahrgäste zum
    Einsteigen bereit waren.
    Ich stürmte die Treppe hinunter, rannte durch die Unterführung und wich dabei Leuten aus, die eben vom Zug kamen. Das wirkte in dieser Umgebung ganz
    natürlich: Wer wäre nicht schon einmal gerannt, um einen Zug zu erwischen.
    Dann nahm ich je zwei Stufen auf einmal, überzeugte mich davon, dass meine Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen war, und sah nicht einmal zu dem Wagen der Romeos hinüber, sondern stieg in den nächsten ein. Um niemanden zu behindern, setzte ich mich sofort und behielt den Eingang der Unterführung für den Fall im Auge, dass sie sich die Sache anders überlegten oder Beschatter abzuschütteln versuchten. Aber dann
    schlossen sich die Türen, und der Zug fuhr an, während ich mich bemühte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Lima, wir sind unterwegs. Fahr sofort los! Bestätigen.«
    Klick, klick.
    Lofti würde jetzt nach Nizza rasen – mit Vollgas hinter Hubba-Hubba her, der inzwischen mindestens ein Drittel der Strecke zurückgelegt haben sollte.
    Diesmal konnte ich die beiden Romeos nicht durch die Verbindungstür zwischen den Wagen beobachten, aber ich würde sehen können, ob sie auf einem der vier oder fünf Bahnhöfe entlang der Strecke ausstiegen.
    Wir fuhren aus dem Schatten des Bahnhofsgebäudes, und die Morgensonne brannte so unbarmherzig durch das Glas, dass ich trotz Mützenschirm und Sonnenbrille die Augen zukniff. Ich saß einfach da und blickte aufs Mittelmeer hinaus, während wir zwanzig Minuten lang in Richtung Nizza fuhren.
    Im Gegensatz zu dem Bahnhof Antibes, der ein alter, aber neu herausgeputzter Bau war, war der Gare Riquier nur alt: ein unbesetzter Haltepunkt, an dem Berufspendler ein- und ausstiegen.
    Die beiden Romeos stiegen mit einer unförmig dicken Frau aus, die ein geblümtes Kleid trug und einen
    schottisch karierten Einkaufswagen hinter sich herzog.
    Sie hatten jetzt ihre Sonnenbrillen auf, als sie den Bahnhof verließen

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