Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
vergeuden wir nur Zeit. Wir müssen ihn rausholen. Sofort!«
Ich fing an, ihm durchs offene Autofenster gut zuzureden, und wir lächelten beide, während sein Blick wild flackerte.
»Wir können nicht einfach da reinstürmen.« Ich forderte ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung auf, endlich einzusteigen. »Hör zu, wir wissen nicht mal, mit wie vielen Kerlen wir’s zu tun haben. Dies könnte eine Falle sein. Los, steig schon ein, dann gehen wir methodisch vor und kommen hier alle lebend raus.«
Aber davon wollte Lofti nichts hören. »Er hat vielleicht nicht mehr lange zu leben. Wir müssen -«
»Ich weiß, ich weiß. Aber wir müssen als Erstes feststellen, wo er ist, damit wir uns überlegen können, wie wir ihn dort heil rauskriegen.«
»Ich lasse meinen Bruder nicht im Stich!«
»Niemand denkt daran, ihn im Stich zu lassen. Los, steig endlich ein. Wir müssen Ruhe bewahren und uns überlegen, wie wir ihn dort rausholen können. Komm schon, du weißt, dass das die einzig richtige Methode ist.«
Lofti überlegte einige Sekunden lang, dann ging er vorn um den Wagen herum und stieg neben mir ein. Er starrte das steinige Flussbett an, das hinter der rechten Kante des Lagerhauses sichtbar war. Ich überließ ihn sich selbst, schaltete auf Kanal zwei zurück und hörte für den
Fall hinein, dass Hubba-Hubba sendete. Als nichts zu hören war, schaltete ich das Funkgerät aus und löste es von meinem Gürtel, während Lofti seine Pistole überprüfte.
»Ich kann nicht länger warten; er könnte jeden Augenblick umgebracht werden. Kommst du mit?«
Ich wandte mich Lofti zu, der laut durch die Nase atmend Ruhe zu bewahren versuchte, während er mich durchdringend anstarrte. Ich konnte nicht beurteilen, ob er sich wirklich etwas daraus machte, ob ich mitkam oder nicht: Er wollte jedenfalls sofort losziehen.
»Du weißt, dass das eine beschissene Idee ist ... Du weißt nicht, wie viele Kerle ihn gefangen halten, du weißt nicht, wie sie bewaffnet sind, du weißt nicht mal, wo zum Teufel sie stecken. Du wirst bei diesem Befreiungsversuch umkommen, das weißt du, nicht wahr?«
»Mein Schicksal liegt in Allahs Hand.« Lofti tastete nach dem Türgriff.
Ich hasste diesen Scheiß. Ich hätte ihn einfach aussteigen lassen und auf dem kürzesten Weg zum Flughafen fahren sollen. Aber scheiß drauf. Ich begann, meinen Bauch einzuziehen, um die Browning ziehen zu können. Vorher legte ich ihm eine Hand auf den Arm, damit er mir zuhörte, bevor ich mit der anderen mein Funkgerät hochhielt. »Die dürfen wir nicht mehr benutzen, Kumpel. Diese Kerle könnten auf die Idee kommen, die Kanäle von Hubba-Hubbas Gerät abzuhören. Wir können nur hoffen, dass sie nicht auf Kanal vier umgeschaltet und unseren hektischen
Funkverkehr auf der Fahrt hierher mitgehört haben, stimmt’s?«
Lofti wandte sich mir zu und lächelte, während ich den Hammer der Browning halb zurückzog und mich davon überzeugte, dass eine Patrone in der Kammer steckte. Ich wusste kaum noch, wo mir der Kopf stand. Warum ließ ich mich bloß auf diesen Scheiß ein? »Danke«, sagte er leise.
»Ja, schon gut. Alles Kismet, was? Wenn ich schon sterben muss, will ich wenigstens ein paar dieser Scheißer mitnehmen - damit sie ihre Bücher, wie immer du sie nennst, gewogen bekommen.«
Er kontrollierte, ob die Reservemagazine richtig in seinen Gürteltaschen steckten, bevor er zu mir aufsah, während ich das Gleiche tat. »Schicksal, ihre Bücher des Schicksals. Du weißt genau, wie ich sie genannt habe.«
»Dann komm jetzt, wir -«
Loftis Blick ging rasch an mir vorbei, und er ließ sich tief in seinen Sitz zurücksinken. Ich folgte instinktiv seinem Beispiel.
»Lexus.«
Ich hörte die Reifen eines Wagens auf dem Kies knirschen, mit dem einige der Schlaglöcher in der Zufahrt zum Gewerbegebiet aufgefüllt waren.
»Zwei auf den Vordersitzen.«
Ich sah zu dem Lexus hinüber, aber von der Seite aus war nicht zu erkennen, wer hinten in der Limousine saß. Am Steuer saß jedenfalls Kahlkopf.
»Romeo drei, der Kerl mit dem Spitzbart. Ich habe ihn am Mittwochabend in demselben Restaurant wie Fettkloß gesehen. Ich weiß natürlich nicht, ob die beiden dort verabredet waren, aber .«
Inzwischen hatte der Lexus das Tor passiert. Ich sprang aus dem Scudo und steckte die Browning wieder in meinen Hosenbund.
»Komm, wir schaffen’s jetzt, ohne selbst umzukommen, wir haben Zeit.«
Lofti rannte hinten um den Wagen herum, als ich auf das verrostete, schief in
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