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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Pause, um zu horchen.
    Noch immer nichts.
    Ich hatte mich eben wieder in Bewegung gesetzt, als ich ein Geräusch hörte. Ich machte sofort Halt. Suzy prallte mit mir zusammen. Ich hielt den Atem an, öffnete den Mund, um alle Eigengeräusche zu minimieren, und horchte angestrengt. Er war ganz in der Nähe, nicht weit rechts vor mir. Das Leerlaufgeräusch des Automotors übertönte die Laute beinahe, aber ich hörte ein leises Wimmern.
    Ich tastete sehr langsam hinter mich, bekam Suzys freie Hand zu fassen und übergab ihr meinen Sturzhelm, bevor ich das Gesicht ertastete und ihr meinen
    Zeigefinger auf die Lippen legte. Sie trug noch immer ihren Sturzhelm, was gut war; wir wollten keinen der Helme hier zurücklassen.
    Ich wandte mein rechtes Ohr den Lauten zu, die der verängstigte Mann von sich gab. Er wusste vermutlich nicht, was er tun, wohin er sich wenden sollte, ob er sich verstecken oder blindlings in den Regenwald weiter stolpern sollte. Ich hoffte, dass er sich dafür entscheiden würde, einfach still dazuliegen, weil er glaubte, die Dunkelheit sei seine Rettung.
    Ich streckte eine Hand in seine Richtung aus, ertastete den unsichtbaren Waldboden unmittelbar vor mir und schob mich dann vorwärts. Schlamm, Wurzeln und Laub sammelten sich zwischen meinen Fingern an, bevor sie auf die kühle, feuchte Rinde eines Baums stießen. Ich bewegte mich sehr langsam um den Stamm herum und
    hörte dabei, wie Suzy hinter mir einen Mund voll
    Speichel verschluckte.
    Er war jetzt dicht vor mir, bewegte die Beine. Ich konnte sie übers vermodernde Laub scharren hören.
    Mein Gesicht wurde von irgendwelchen Insekten
    angegriffen, die hier herumschwirrten und sich auf menschliche Haut stürzten. Aber das spielte im
    Augenblick keine Rolle. Mein gesamtes Ich konzentrierte sich darauf, die Zielperson zu finden; sogar die
    Schmerzen in meinem Bein waren verschwunden, als ich mich langsam vorwärts schob.
    Er war so nahe, dass ich ihn angstvoll schnaufen hörte; dann bewegte er wieder die Beine und ließ Blätter über meine Hand rieseln.
    Ich konnte nichts anderes tun, als in diese Richtung zu springen. Mein Körper prallte schwerfällig auf seinen, und er schrie entsetzt auf. Meine Nase bohrte sich seitlich in sein Gesicht. Während ich mich kniend aufrichtete, rollte er sich zu einer Kugel zusammen und jammerte und flehte. Aber ich verstand seine Sprache nicht; ich hörte auch nicht zu.
    Suzy kam hinter mir heran. »Wo ist er? Wo ist er?«

    Mein linkes Knie drückte seinen Kopf in den
    Schlamm. Sein Jammern wurde lauter.
    »Pst, schon gut, schon gut.« Meine rechte Hand fiel nach unten und berührte ein schweißnasses Gesicht. Ich hielt seinen Kopf fest und streckte meine freie Hand nach hinten aus. »Komm jetzt, schnell!«
    Sie prallte mit mir zusammen, und ich packte sie am rechten Arm, dem ich nach vorn bis zur Hand folgte.
    Meine Finger ertasteten den Revolver, dirigierten ihn zu seinem Kopf hinunter. »Du hast ihn. Ich halte ihn fest.«
    Ich spürte, wie die Revolvermündung sich in sein
    Fleisch bohrte, während er sich laut schluchzend zu wehren begann. Ich wollte die Sache hinter mich bringen.
    »Fertig? Auf drei lasse ich ihn los … Eins, zwo, drei!«
    Ich ließ seinen Kopf los und warf mich in dem
    Augenblick rückwärts, in dem sie abdrückte. Es gab blendend helles Mündungsfeuer, und der Schussknall wirkte viel lauter, als er tatsächlich sein konnte.
    »Stillhalten, stillhalten. Muss sichergehen.«
    Ich hörte, wie der Hammer zurückgezogen wurde.
    »Warte, warte.«
    Ich hörte, wie sie nach den Überresten seines Kopfes tastete. Dann folgten wieder Mündungsfeuer und ein ohrenbetäubend lauter Schussknall. Vom Blätterdach eingefangener Korditgestank umgab uns, und mein Bein schmerzte plötzlich wieder wie verrückt.
    »Wie zum Teufel kommen wir hier wieder raus?«
    Suzys Stimme klang fast normal.
    Wir waren nur etwa zehn Meter tief in den Regenwald eingedrungen, aber dass wir hierher gelangt waren, verdankten wir den leisen Klagelauten der Zielperson.
    Wieder hinauszukommen, war eine ganz andere Sache.
    »Am besten warten wir, bis wir uns beruhigt haben –
    vielleicht hören wir dann den Lite Ace.« Ich atmete nur flach. Das von den Schüssen stammende Ohrensausen klang langsam ab, sodass ich wieder das leise
    Leerlaufgeräusch des Automotors hörte. Jetzt war es ganz leicht, darauf zuzuhalten. Ich tastete nach meinem Helm, und wir krochen unter den Bäumen in Richtung Straße, die wir nur drei bis vier Meter

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