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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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kein Genie zu sein, um sich auszurechnen, dass in diesen Flaschen bestimmt kein Wein, nicht mal Ribena gewesen war; ich konnte nur hoffen, dass es sich gelohnt hatte, dafür zu sterben.
    Das große Problem, vor dem Suzy und ich
    anschließend gestanden hatten, war die Tatsache, dass unsere Pauschalreise noch vier Tage länger dauerte. Wir konnten nicht einfach packen und mit dem nächsten Linienflug heimkehren; alles musste ganz normal wirken; wir mussten die restliche Zeit aussitzen. Statt am Pool zu liegen – ich durfte meine Hautabschürfungen nicht vorzeigen und musste möglichst unauffällig bleiben –, besichtigten wir viele Touristenziele. Ich hatte das Gefühl, dass wir ganze Tage in Trishaws verbrachten, die uns von einem Tempel zum anderen karrten.
    Ich brachte das Motorrad zurück; für die Reparatur wurden mir hundertfünfzig Dollar berechnet, aber ich galt nur als weiterer unfähiger Tourist. Die Ermordung oder auch nur das Verschwinden der beiden Kellner wurde in den verbleibenden vier Tagen nicht in der New Straits Times gemeldet, was vermutlich bedeutete, dass bis zu unserer Abreise niemand auf den Kleinbus oder eine von Fliegen umsummte Leiche gestoßen war.
    Schlagzeilen machte in dieser Zeit, dass der Gattin irgendeines Politikers Chalwat vorgeworfen wurde – ein Vergehen, das darin bestand, dass man sich als Frau in Gesellschaft eines Mannes befand, der kein Verwandter war. Sie hatte mit drei Studenten der International Islamic University ferngesehen, als auf eine Anzeige von Nachbarn hin ein Team der Religionspolizei in die Wohnung eingedrungen war. Bei einem Schuldspruch
    drohten den Beteiligten dreitausend Dollar Geldstrafe und bis zu zwei Jahre Gefängnis. Wie Suzy feststellte, konnte sie noch von Glück sagen, dass sie nicht mit drei Drogenhändlern zusammengesessen und mit einer
    gefälschten Satellitenkarte ferngesehen hatte.

    Suzys Revolver war von einer Kurierin der Firma in einem toten Briefkasten auf der Damentoilette von Starbucks zurückgelassen worden. Ich trank einen
    weiteren Schluck Kaffee; die Globalisierung war eine Realität: Diese Leute waren wirklich überall. Das andere Starbucks hatte in einer Ladenpassage in einem der besseren Viertel der Inselhauptstadt Georgetown gelegen.
    Der mit sechs Schuss geladene Revolver war alles, was wir hatten, deshalb hatte Suzy unbedingt gute Arbeit leisten müssen. Das erklärte, warum sie wie eine Irre durchs Fahrerfenster des Toyotas gehechtet war: Sie hatte gewusst, dass sie keinen einzigen Schuss vergeuden durfte.
    Für uns wäre es besser gewesen, wenn der Weinkarton am letzten Abend unseres Aufenthalts übergeben worden wäre – dann hätten wir unseren Auftrag durchführen und Penang am nächsten Tag verlassen können. Trotzdem war ich froh, dass die Übergabe nicht schon am ersten Abend erfolgt war, denn in diesem Fall hätten wir keine Zeit für die notwendigen Erkundungen gehabt und wären vierzehn Tage lang auf der Insel exponiert gewesen. Wir hatten viel Zeit damit verbracht, die Gewohnheiten unseres Mannes zu erkunden: wann er in die Arbeit fuhr, wann er Dienstschluss hatte, ob jemand bei ihm im Haus wohnte. Wir kannten den Platz, an dem er seinen
    Kleinbus abstellte, und wussten, wann man sich am besten an dem Bremslicht zu schaffen machen konnte.
    Wir wussten alles über ihn, nur seinen Namen nicht –
    aber andererseits wollte ich auch nicht Kaffee mit ihm trinken.

    Als ich mein Ziel erreichte, war ungefähr noch ein halber Pappbecher Café crème übrig. Ich ging die sechs oder sieben Stufen zum Eingang einer viktorianischen Villa hinauf, die längst Büros enthielt und auf beiden Seiten von modernen Bürogebäuden flankiert war. Eine zweiflüglige Glastür führte in die Eingangshalle, in der ein schwarzer Riese in blauer Uniform, zu der er ein schneeweißes Hemd trug, hinter der Empfangstheke saß.
    Ich zeigte meinen in Virginia ausgestellten Führerschein vor, wie es seit dem 11. September überall
    vorgeschrieben war.
    Dann warf ich einen Blick auf das Namensschild des Wachmanns. »Hi, Calvin. Ich heiße Stone und möchte in den zweiten Stock zur Firma Hot Black Incorporated.«
    »Tragen Sie sich bitte ins Besucherbuch ein, Sir?«
    Ich trug mich ein, während er meinen Namen auf der Besucherliste abhakte und mich prüfend begutachtete. In Washington legt man noch Wert auf korrekte Kleidung, und ich trug Jeans, Caterpillar-Stiefel und eine
    Bomberjacke aus braunem Leder. Ich legte den
    Kugelschreiber ins

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