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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Gedanken mehrmals ablaufen und versuchte, praktikable Lösungen zu finden.
    Das Unternehmen würde nicht genau nach Plan verlaufen - das taten Jobs nie. Im Einsatz würden wir vor völlig andere Situationen gestellt werden. Aber die Filme in unseren Köpfen bedeuteten, dass wir zumindest einen Ausgangspunkt hatten; sie bedeuteten, dass wir einen Plan hatten. Ging wirklich alles schief, würden wir wenigstens sofort reagieren, statt nur dazustehen und vor Selbstmitleid zu zerfließen.

 
42
    Ich sah auf die Traser. Es war kurz nach 2.00 Uhr, aber das ASU würde bestimmt nicht schlafen. Seine Mitglieder würden bei jedem Zischen von Luftdruckbremsen auf der Straße, bei jedem Scharren einer Ratte in den Wänden zusammenfahren. Waren einige von ihnen in ihren neuen Schlafsäcken zusammengerollt, würde bestimmt jemand Wache halten. Was war gefährlicher? Und welche Rolle spielte das? Tatsache war, dass sie dort drinnen waren - und wir’s auch bald sein würden.
    Wir bogen nach links in Richtung King’s Cross ab. Alle Schnellimbisse hatten jetzt geschlossen, aber auf dem Gehsteig türmten sich ihre Verpackungen und Unmengen von leeren Stella-Dosen. Die Betrunkenen waren weniger geworden, dafür schienen mehr Nutten unterwegs zu sein, aber ansonsten waren die Personen der Handlung weitgehend unverändert. Die Kamera war nun quer über die Straße auf die Polizeistation gerichtet. Vielleicht brauchten ihre verspiegelten Scheiben nachts mehr Schutz als einfache Bürger.
    An dem Übergang, der uns zum Schiffsbug brachte, zog Suzy eine Kollektion von Ward-Schlüsseln aus der Hüfttasche ihrer Jeans. Wir fielen hier nicht weiter auf: Dies war ein Stadtviertel mit billigen Hotels, in dem Tag und Nacht Rucksacktouristen und Londonbesucher mit wenig Geld zu sehen waren. Wir überquerten die Straße Arm in Arm und hielten auf Jim’s Burger Shop zu.
    Ich sah sie an und lächelte. »Kann’s losgehen?«
    Suzy erwiderte mein Lächeln. »Klar doch!« Sie sah an mir vorbei zur Überwachungskamera vor dem Bahnhof. »Sie ist weiter auf die andere Straßenseite gerichtet.«
    Auf der Gray’s Inn Road gingen wir nach links. Als wir das Ziel erreichten, stellte ich meine Tasche ab, postierte mich mit dem Rücken zur Tür und breitete die Arme aus. Sie lächelte, und ihre Tasche gesellte sich zu meiner, als sie in meine Umarmung glitt. »Etwas weiter nach links.« Ich bewegte mich entsprechend und spürte das Vorhängeschloss unter dem linken Schulterblatt, als ich meine Hände durch ihr nasses Haar gleiten ließ und sie bewundernd anstarrte, während sie hinter meinem Rücken nach dem Schlüssel auf dem Türrahmen tastete und die richtige Position suchte, um das Schloss öffnen zu können. »So ist’s gut, genau so, rühr dich nicht mehr von der Stelle.«
    Wummernder Bassbeat kam die Straße herauf, als zwei von der Power aus ihren Lautsprechern pulsierende Autos heranröhrten. Sie ließen ihre Motoren aufheulen und fuhren keine zwanzig Meter von uns entfernt bei Rot über die Ampel am Schiffsbug. Suzy hielt jetzt den Schlüssel, den sie vom Türrahmen geholt hatte, in der Hand. Wenig später hörte ich das Vorhängeschloss aufschnappen und spürte ihren Atem an meiner linken Halsseite. »Langsam.«
    Suzys Kopf bewegte sich etwas näher an meinen heran, während ich die Fenster über den Läden auf der anderen Straßenseite absuchte. »Die Tür gibt nach.« Sie drehte den Kopf etwas zur Seite, um nach der
    Überwachungskamera vor dem Bahnhof zu sehen. Ich nickte lächelnd.
    Ich nahm die rechte Hand von ihrem Rücken und steckte sie zwischen uns. Falls jemand vorbeikam, würde er glauben, ich wollte Suzy befummeln. Sie zog den Bauch ein, damit ich unter mein Sweatshirt greifen konnte.
    »Warte, warte.« Vom Schiffsheck her näherten sich uns auf unserer Straßenseite zwei Gestalten.
    Meine Hand blieb zwischen uns, umfasste jetzt den Pistolengriff. Die Näherkommenden waren nur zwei Jugendliche, anscheinend von auswärts. Sie sahen, wo meine Hand war, und dachten offenbar, ich hätte heute Nacht Glück. Sie bedachten mich im Vorbeigehen mit breitem Grinsen und einem »Weiter so, Alter!«, bevor Suzy mich wieder nachdrücklich küsste. Diesmal schmeckte ihr Nikotinkaugummi ein wenig besser. Ich drückte sie mit dem linken Arm etwas fester an mich. Vielleicht war dies das letzte Mal in meinem Leben, dass ich eine Frau küssen konnte.
    Die beiden verschwanden in Richtung Bahnhof, und ich sah mich noch mal um, während ich mit der linken

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